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Landtagswahl in Bayern
CSU stemmt sich gegen das Wahldebakel

Die Macht der einst allmächtigen Christsozialen in Bayern bröckelt. Für die Landtagswahl sagen jüngste Umfragen den Verlust der absoluten Mehrheit voraus. Mit aller Kraft versucht die Partei, die unentschlossenen Wähler auf ihre Seite zu ziehen und holt sich Unterstützung bei Österreichs Kanzler Sebastian Kurz.

Von Tobias Krone | 13.10.2018
    Horst Seehofer (l-r), Bundesinnenminister und CSU-Parteivorsitzender, Sebastian Kurz (ÖVP), Bundeskanzler von Österreich, Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern und Manfred Weber (CSU), Fraktionsvorsitzender der Fraktion der Europäischen Volkspartei (EVP) im Europäischen Parlamen, stehen auf der Bühne auf der Abschlusskundgebund der CSU in Bayern.
    CSU-Wahlkampf-Abschlusskundgebung mit Unterstützer Sebastian Kurz (picture alliance / dpa / Peter Kneffel)
    Mit Blasmusik empfängt die CSU im Münchner Löwenbräukeller ihren prominenten Unterstützer: Österreichs Kanzler Sebastian Kurz. Er soll der Partei auf den letzten Metern Anschub geben.
    "Viel Kraft, viel Energie. Die nächsten Stunden sind entscheidend. Gebt noch einmal ordentlich Gas! Kämpft um jede Stimme. Alles nur erdenklich Gute für den Sonntag. Vielen Dank für die Einladung."
    Die CSU steht vor dem schlechtesten Ergebnis in Bayern seit den fünfziger Jahren. Jüngste Umfragen sehen sie bei 34 Prozent – und damit weit entfernt von der absoluten Mehrheit. Kurz geht nicht auf diese Situation ein. Stattdessen lobt er Bayerns Wirtschaft und die Innenpolitik. Die CSU habe zusammen mit Österreich eine Wende in die Asylpolitik gebracht.
    "Wir haben gemeinsam auf europäischer Ebene vieles erreicht. Im Bereich der Migration, ist vieles von dem, was wir 2015 gesagt haben, wofür kritisiert wurden, wofür wir verteufelt wurden, heute Common Sense in der Europäischen Union."
    Sebastian Kurz statt Angela Merkel
    Österreichs Kanzler Kurz spricht zum Abschluss des CSU-Wahlkampf – und nicht die Bundeskanzlerin Angela Merkel von der Schwesterpartei - wie in den vergangenen Wahlkämpfen. Das hatte man in München schon im Frühsommer festgelegt. Söder ließ zuletzt keinen Zweifel daran, dass Merkel und Bundesinnenminister Horst Seehofer schuld seien an der Misere. Seehofer selbst konterte heute auf der CSU-Bühne mit versöhnlicher Ironie.
    "Ich bin dem Markus dankbar, dass er angedeutet hat, dass er mehrere Personen mit zum Mond schicken würde. Dass er aber im Gegensatz zu den Vorgängerveranstaltungen klar gemacht hat: Mich meint er damit nicht. Dafür bin ich dankbar."
    Dennoch: Beobachter rechnen damit, dass Seehofer seinen Parteivorsitz verlieren könnte, sollte das CSU-Ergebnis in Bayern am Sonntag unter 35 Prozent ausfallen. Die Zahlen des Deutschland-Trends zeigen ein schwaches Bild für die Parteien der Großen Koalition. Union und SPD verloren gegenüber dem Vormonat jeweils drei Prozentpunkte. Die Sozialdemokraten wären damit mit 15 Prozent nur noch viertstärkste Kraft im Bundestag - hinter Union, den Grünen mit 17 und der AfD mit 16 Prozent. In Bayern könnten sie mit 12 Prozent noch schwächer abschneiden.
    Alle Parteien sind bereit für eine Koalition
    Ihre Abrechnung mit den ersten sechs Monaten Söder fasste die bayerische SPD-Spitzenkandidatin Natascha Kohnen vor einigen Tagen im Landtag so zusammen.
    "Sie setzen auf politische Taktik und sie setzen immer auf das, was kurzfristigen politischen Gewinn verspricht. Ohne Rücksicht darauf, welche Auswirkungen das auf die Demokratie in Bayern hat."
    Eine Koalition in Bayern ist höchst wahrscheinlich. Ob mit der FDP und den Freien Wählern - oder mit den erstarkten Grünen bei derzeit 19 Prozent. Alle diese Parteien wären bereit - wenn auch mit Vorbehalten, wie Grünen-Spitzenkandidat Ludwig Hartmann im TV-Duell des Bayerischen Rundfunk durchblicken ließ:
    "Um einen Satz meiner Kovorsitzenden zu zitieren. Katharina Schulze sagt ja immer so nett: Sie ist nicht geboren, um am Spielfeldrand zu sterben oder zu stehen. Ich würde gerne damit anfügen: Für mich heißt es auch: Wir spielen aber auch nicht jedes Spiel mit. Inhaltlich muss sich in Bayern im ökologischen Bereich deutlich was tun."
    Söder betonte dagegen heute vor den Wahlkämpfern noch einmal seine Abneigung gegen eine schwarz-grüne Koalition.
    "Ich will, dass wir Freistaat bleiben und nicht Verbotsstaat werden, und drum sage ich Ihnen. Dieses Programm der Grünen ist nicht nur denkbar weit von der CSU, dieses Programm ist nicht koalitionsfähig, meine Damen und Herren. Das sage ich hier in aller Deutlichkeit."
    Die Hoffnung der Christsozialen: Dass sich die unentschlossenen Wähler noch für sie entscheiden. Bei 50 Prozent der Bayern sei noch alles offen.