Der Getreideanbau ist dort der verlustbringende Teil und als Hauptteil auch die Tierproduktion. Im Moment stehen dort sehr hohe Energiekosten an, die derzeit etwa 1 Million Dollar betragen, als Gesamtschulden momentan.
Dirk Garloff, deutscher Agar-Berater, ist stellvertretender Direktor des Agrar-Konsultations-Zentrums "Neue Landwirtschaft" in Minsk - eine Einrichtung des weißrussischen Staates, um die Agrarbetriebe im Land zu modernisieren. Dass die Kolchose Neswisch mit rund einer Million Dollar bei ihren Lieferanten in der Kreide steht, ist kein Einzelfall. Vielen Kolchosen im Lande geht es wirtschaftlich miserabel. Das hängt vor allem damit zusammen, wer in diesen riesigen Agrarbetrieben das Sagen hat:
In erster Linie muss man dazu sagen, dass die Offizialstruktur in diesem Lande dazu ausgerichtet ist, dass die Kreisverwaltung bestimmt, was in den Betrieben angebaut wird und was nicht. Und das ist nicht in jedem Falle effizient. Und daraus ergeben sich auch nicht effektive Produktionsstrukturen in den Betrieben und somit verlustbringende Betriebszweige, die dann auch zum Gesamtverlust sehr stark beitragen.
Damit muss es ein Ende haben, beschlossen die Mitarbeiter der weißrussischen Präsidialverwaltung. Nicht nur, dass vor einigen Monaten der Landwirtschaftsminister gefeuert wurde - die Mitarbeiter setzten sich an ihre Computer und bereiteten ein ungewöhnliches Papier vor:
Ein Prikas gib es. Da ist also eine Anordnung, ein Erlass des Präsidenten, in dem dann verlustbringende Betriebe an entweder gut wirtschaftende andere Landwirtschaftsbetriebe oder aber auch an Industriebetriebe dann angegliedert werden sollen.
Im Klartext steckt dahinter nichts anderes als die Idee eines direkten "Kolchosen-Sponsorings" durch große Industrieunternehmen im Land. Das hat ausländische Investoren nur im ersten Moment aufgeschreckt: Sie befürchteten zunächst, ganz unfreiwillig in den Besitz einer hochverschuldeten Kolchose zu kommen. Und sie befürchteten die Übernahme der finanziellen Verpflichtungen. Doch so weit geht der Entwurf des Dekretes bei weitem nicht: Ausländische Investoren sind davon ausgenommen. In aller Regel wird es die großen Staatsbetriebe treffen. Doch gerade deshalb steht Dirk Garloff dem Vorhaben skeptisch gegenüber:
Es kann sinnvoll sein, wenn aus dem Betrieb, der etwas dazu gibt, ein grundlegendes Interesse daran besteht, sich mit Landwirtschaft zu beschäftigen. Aber in der Regel, meine ich, wird das keine Vorteile bringen.
Denn der aus Deutschland entsandte Agrar-Fachmann befürchtet:
...dass eventuell sogar noch aus den Betrieben Mittel herausgezogen werden, um die eigene Produktion in dem Hauptbetrieb dann noch zu stärken. Man muss eben auch sagen: Sehr vielen Staatsbetrieben geht es auch nicht gut. Und die sind meiner Meinung nach nicht in der Lage, diesen Kolchosen ausreichend Kapital zur Verfügung zu stellen, damit diesen aus der Krise geholfen wird.
Als Anreiz für das "Kolchos-Sponsoring" sieht der Entwurf des Dekretes eine weit reichende Steuerbefreigung für die Industriebetriebe vor, die sich zukünftig um eine der Not leidenden Kolchosen kümmern. Dagegen, so ist in Minsk zu erfahren, läuft wiederum das weißrussische Finanzministerium Sturm. Dort befürchten die Experten horrende Steuerausfälle. Agrar-Experte Garloff befürwortet daher statt des Sponsoring-Modells einen generellen Strukturwandel in der weißrussischen Landwirtschaft: Neben 2500 Kolchosen gibt es dort zwar auch 2500 private landwirtschaftliche Betriebe. Allerdings sind die Größenverhältnisse höchst unterschiedlich: Ein Großteil der Flächen wird nach wie vor von den staatlichen Kolchosen bewirtschaftet; die Flächen der Privatbetriebe sind im Vergleich dazu winzig klein. Hinzu kommen die so genannten "kleinen Hauswirtschaften":
60 Prozent der Kartoffelproduktion wird in den Hauswirtschaften beispielsweise produziert. Im Prinzip ist das der Mann auf dem Lande, der eine Kuh hält und noch über einen halben Hektar verfügt, den er dann selbst bewirtschaftet oder durch die Kolchose selbst bewirtschaften lässt, um sich sein Einkommen zu erhöhen und das Leben zu garantieren auf dem Lande.
Diese Art von Agrarproduktion ist alles andere als effizient. Nur eine konsequente Privatisierung der staatlichen Agrarfabriken in Weißrussland, glauben deshalb Fachleute wie Garloff, könnten langfristig zu mehr Effizienz in der weißrussischen Landwirtschaft führen. Und immerhin: Erste Gesetze haben dazu den Weg bereits geebnet. Der Teufel allerdings steckt im Detail - und in den Buchhaltungen der weißrussischen Kolchosen:
Zum Beispiel ist das Vermögen der Kolchosen bei weitem überbewertet. Wenn man die Auswertung sich anschaut, dann gibt es Vermögen in Millionenhöhen. Wenn man sich das im Betrieb aber ansieht, dann ist davon nichts vorhanden. Und alleine diese Bereinigung der Buchführung führt aus meiner Sicht zu gravierenden ökonomischen Engpässen, die wahrscheinlich die Volkswirtschaft Belarus sehr stark belasten werden.
Die Umstrukturierung der weißrussischen Landwirtschaft also eine "Mission impossible", eine unlösbare Aufgabe? Keineswegs, findet Agrar-Konsulter Dirk Garloff. Denn neben all den Schwierigkeiten, die einer raschen Privatisierung entgegenstehen, sieht er in der weißrussischen Landwirtschaft gute Grundvoraussetzungen:
Die belarussische Landwirtschaft an sich verfügt über sehr, sehr günstige Strukturen. Die Betriebsgrößen sind sehr günstig, das Know-How in diesem Lande ist sehr günstig. Es gibt sehr viele gut ausgebildete auch junge Leute. Es gibt sehr viel Landtechnikbetriebe, die fast sämtliche Landtechnik, die benötigt wird, selbst produzieren kann, natürlich mit Abstrichen in der Qualität. Aber sie können in diesem Bereich sehr viel sonst tun schon.
Und auch die Gründung des Agrar-Konsultationszentrums "Neue Landwirtschaft" durch den weißrussischen Staat setzt ein Signal in diese Richtung. Denn die Aufgabe für Dirk Garloff und die übrigen Mitarbeiter besteht seit über zwei Jahren genau darin, durch Beratungen und Schulungen bei den Verantwortlichen der weißrusssichen Agrarbetriebe Verständnis für den anstehenden Strukturwandel zu wecken.
Dirk Garloff, deutscher Agar-Berater, ist stellvertretender Direktor des Agrar-Konsultations-Zentrums "Neue Landwirtschaft" in Minsk - eine Einrichtung des weißrussischen Staates, um die Agrarbetriebe im Land zu modernisieren. Dass die Kolchose Neswisch mit rund einer Million Dollar bei ihren Lieferanten in der Kreide steht, ist kein Einzelfall. Vielen Kolchosen im Lande geht es wirtschaftlich miserabel. Das hängt vor allem damit zusammen, wer in diesen riesigen Agrarbetrieben das Sagen hat:
In erster Linie muss man dazu sagen, dass die Offizialstruktur in diesem Lande dazu ausgerichtet ist, dass die Kreisverwaltung bestimmt, was in den Betrieben angebaut wird und was nicht. Und das ist nicht in jedem Falle effizient. Und daraus ergeben sich auch nicht effektive Produktionsstrukturen in den Betrieben und somit verlustbringende Betriebszweige, die dann auch zum Gesamtverlust sehr stark beitragen.
Damit muss es ein Ende haben, beschlossen die Mitarbeiter der weißrussischen Präsidialverwaltung. Nicht nur, dass vor einigen Monaten der Landwirtschaftsminister gefeuert wurde - die Mitarbeiter setzten sich an ihre Computer und bereiteten ein ungewöhnliches Papier vor:
Ein Prikas gib es. Da ist also eine Anordnung, ein Erlass des Präsidenten, in dem dann verlustbringende Betriebe an entweder gut wirtschaftende andere Landwirtschaftsbetriebe oder aber auch an Industriebetriebe dann angegliedert werden sollen.
Im Klartext steckt dahinter nichts anderes als die Idee eines direkten "Kolchosen-Sponsorings" durch große Industrieunternehmen im Land. Das hat ausländische Investoren nur im ersten Moment aufgeschreckt: Sie befürchteten zunächst, ganz unfreiwillig in den Besitz einer hochverschuldeten Kolchose zu kommen. Und sie befürchteten die Übernahme der finanziellen Verpflichtungen. Doch so weit geht der Entwurf des Dekretes bei weitem nicht: Ausländische Investoren sind davon ausgenommen. In aller Regel wird es die großen Staatsbetriebe treffen. Doch gerade deshalb steht Dirk Garloff dem Vorhaben skeptisch gegenüber:
Es kann sinnvoll sein, wenn aus dem Betrieb, der etwas dazu gibt, ein grundlegendes Interesse daran besteht, sich mit Landwirtschaft zu beschäftigen. Aber in der Regel, meine ich, wird das keine Vorteile bringen.
Denn der aus Deutschland entsandte Agrar-Fachmann befürchtet:
...dass eventuell sogar noch aus den Betrieben Mittel herausgezogen werden, um die eigene Produktion in dem Hauptbetrieb dann noch zu stärken. Man muss eben auch sagen: Sehr vielen Staatsbetrieben geht es auch nicht gut. Und die sind meiner Meinung nach nicht in der Lage, diesen Kolchosen ausreichend Kapital zur Verfügung zu stellen, damit diesen aus der Krise geholfen wird.
Als Anreiz für das "Kolchos-Sponsoring" sieht der Entwurf des Dekretes eine weit reichende Steuerbefreigung für die Industriebetriebe vor, die sich zukünftig um eine der Not leidenden Kolchosen kümmern. Dagegen, so ist in Minsk zu erfahren, läuft wiederum das weißrussische Finanzministerium Sturm. Dort befürchten die Experten horrende Steuerausfälle. Agrar-Experte Garloff befürwortet daher statt des Sponsoring-Modells einen generellen Strukturwandel in der weißrussischen Landwirtschaft: Neben 2500 Kolchosen gibt es dort zwar auch 2500 private landwirtschaftliche Betriebe. Allerdings sind die Größenverhältnisse höchst unterschiedlich: Ein Großteil der Flächen wird nach wie vor von den staatlichen Kolchosen bewirtschaftet; die Flächen der Privatbetriebe sind im Vergleich dazu winzig klein. Hinzu kommen die so genannten "kleinen Hauswirtschaften":
60 Prozent der Kartoffelproduktion wird in den Hauswirtschaften beispielsweise produziert. Im Prinzip ist das der Mann auf dem Lande, der eine Kuh hält und noch über einen halben Hektar verfügt, den er dann selbst bewirtschaftet oder durch die Kolchose selbst bewirtschaften lässt, um sich sein Einkommen zu erhöhen und das Leben zu garantieren auf dem Lande.
Diese Art von Agrarproduktion ist alles andere als effizient. Nur eine konsequente Privatisierung der staatlichen Agrarfabriken in Weißrussland, glauben deshalb Fachleute wie Garloff, könnten langfristig zu mehr Effizienz in der weißrussischen Landwirtschaft führen. Und immerhin: Erste Gesetze haben dazu den Weg bereits geebnet. Der Teufel allerdings steckt im Detail - und in den Buchhaltungen der weißrussischen Kolchosen:
Zum Beispiel ist das Vermögen der Kolchosen bei weitem überbewertet. Wenn man die Auswertung sich anschaut, dann gibt es Vermögen in Millionenhöhen. Wenn man sich das im Betrieb aber ansieht, dann ist davon nichts vorhanden. Und alleine diese Bereinigung der Buchführung führt aus meiner Sicht zu gravierenden ökonomischen Engpässen, die wahrscheinlich die Volkswirtschaft Belarus sehr stark belasten werden.
Die Umstrukturierung der weißrussischen Landwirtschaft also eine "Mission impossible", eine unlösbare Aufgabe? Keineswegs, findet Agrar-Konsulter Dirk Garloff. Denn neben all den Schwierigkeiten, die einer raschen Privatisierung entgegenstehen, sieht er in der weißrussischen Landwirtschaft gute Grundvoraussetzungen:
Die belarussische Landwirtschaft an sich verfügt über sehr, sehr günstige Strukturen. Die Betriebsgrößen sind sehr günstig, das Know-How in diesem Lande ist sehr günstig. Es gibt sehr viele gut ausgebildete auch junge Leute. Es gibt sehr viel Landtechnikbetriebe, die fast sämtliche Landtechnik, die benötigt wird, selbst produzieren kann, natürlich mit Abstrichen in der Qualität. Aber sie können in diesem Bereich sehr viel sonst tun schon.
Und auch die Gründung des Agrar-Konsultationszentrums "Neue Landwirtschaft" durch den weißrussischen Staat setzt ein Signal in diese Richtung. Denn die Aufgabe für Dirk Garloff und die übrigen Mitarbeiter besteht seit über zwei Jahren genau darin, durch Beratungen und Schulungen bei den Verantwortlichen der weißrusssichen Agrarbetriebe Verständnis für den anstehenden Strukturwandel zu wecken.