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Landwirtschaftlicher Wiederaufbau in Afghanistan

Das sind natürlich zuallererst nur Statistiken, hinter denen sich bekanntlich sehr viel Leid verbirgt. Zahlen eben, die wahrscheinlich das Ausmaß dieser humanitären Katastrophe nur ansatzweise deutlich machen können. Die Welthungerhilfe beziffert für das Jahr 2003 einen Anstieg der Hungernden in der Welt - ein Anstieg auf nunmehr 842 Millionen Menschen, die Hunger und Unterernährung erleiden müssen. Die Arbeit der Welthungerhilfe versucht ja die Eigenverantwortung vor Ort zu stärken, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Vier Millionen Menschen wurde mit dieser finanziellen Unterstützung im vergangenen Jahr erreicht. Und die Schwerpunkte dieser Arbeit liegen, da hat sich nur wenig geändert, vor allem in Afrika, in Lateinamerika und in Teilen Asiens. Ingeborg Schäuble, die Vorsitzende der Welthungerhilfe ist gerade aus Afghanistan zurückgekommen. Dieses Land versucht ja derzeit, eine Nachkriegsökonomie aufzubauen. Die Welthungerhilfe unterstützt hier Programme vor allem in der Landwirtschaft, 85 Prozent der Bevölkerung sind von diesem Sektor abhängig, aber der Opiumanbau steht natürlich einer friedlichen Entwicklung entgegen. Ingeborg Schäuble:

Von Dieter Nürnberger |
    Für viele Kleinbauern ist momentan der Mohnanbau die greifbarste Möglichkeit zum Überleben. Und solange ein Bauer mit dem Verkauf von einem Kilo Opium soviel verdienen kann wie mit dem Anbau von 3.500 Kilo Weizen und die Nachfrage aus dem Westen anhält, ist es schwierig, dieses Geschäft zu unterbinden. Im vergangenen Jahr wurde in Afghanistan drei Viertel des weltweit konsumierten Rohopiums produziert.

    Und solange der Missbrauch dieser Droge vor allem Abnehmer in Europa findet, sei dies auch unser Problem, sagt Ingeborg Schäuble. Die Welthungerhilfe verfügte 2003 über Hilfsmittel von rund 91 Millionen Euro. Immerhin das zweitbeste Ergebnis in der Geschichte der Hilfsorganisation.

    Über 65 Millionen davon waren öffentliche Zuschüsse, 25 Millionen Euro private Spenden. In beiden Bereichen haben wir im Vergleich zum Vorjahr leichte Rückgänge zu verzeichnen – eine Folge der unsicheren wirtschaftlichen und sozialen Lage in unserer Gesellschaft und knapper werdender Ressourcen bei den öffentlichen Geberorganisationen.

    Und deshalb auch heute der Appell von Frau Schäuble an die Bundesbürger, in der Spendenbereitschaft weiterhin Herz zu zeigen. Es sind zum einen, wie in Afghanistan, langfristige Projekte, die mit Geld aus Deutschland unterstützt werden, allerdings gibt es eben auch jene Hilfsprojekte, die kurzfristig das Schlimmste verhindern müssen – Stichwort und Beispiel hier derzeit natürlich der Sudan. Über eine Million Menschen sind dort auf der Flucht vor militanten Milizen. Eine humanitäre Katastrophe. Rund 15.000 Tonnen Nahrungsmittel will die Welthungerhilfe dort verteilen. Allerdings gibt es weiterhin Probleme vor Ort. Ingeborg Schäuble:

    Tatsächlich ist nicht der Zugang zur Krisenregion das Problem, sondern die Tatsache, dass sudanesische Behörden weiterhin geplante Hilfsmaßnahmen durch immer absurdere bürokratische Hürden zu verhindern suchen. Hintergrund dieser Entwicklung ist, dass die Regierung im Sudan die Kontrolle über Hilfslieferungen behalten möchte, indem sie regierungsnahe einheimische Organisationen mit dieser Arbeit beauftragt. Als internationale humanitäre Organisation jedoch sind wir verpflichtet, unparteiische Hilfe für die Bedürftigsten zu leisten. Wie wir wissen, dauern die Übergriffe der Milizen auf die Zivilbevölkerung an.

    Es sei also weiterhin internationaler Druck seitens der Weltgemeinschaft notwendig, um die Hilfe leisten zu können. Aber immerhin hat vorgestern die Welthungerhilfe – und das ist eine gute Nachricht - als einzige deutsche Organisation die schriftliche Zusage bekommen, Hilfsgüter im Sudan verteilen zu können.