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Langer Kampf gegen den todbringenden Virus

Fünf Millionen Menschen infizieren sich jährlich mit dem Aidserreger. 25 Millionen sind seit 1981 an der Krankheit gestorben. Seit 25 Jahren kämpfen Forscher weltweit gegen die Seuche, doch einen brauchbaren Impfstoff gibt es noch nicht.

Von Martin Winkelheide | 05.06.2006
    "Vor einigen Jahren, als Aids in den USA bekannt wurde, dachte jeder, die USA sind weit weg, was geht es mich an."

    "Wenn man Safer sex praktiziert, dann ist da immer eine gewisse Restrisikomenge, und da ist es halt passiert."

    "Als wenig später das Problem Aids über den großen Teich schwappte, dachte jeder, Europa ist groß, was geht Aids mich an."

    "HIV, HIV, immer im Hinterkopf. Weil ich einfach immer die Angst habe: Ja, Du könntest Deinen Mann anstecken, und hin und her. Die Ängste sind immer da. "

    "Als bekannt wurde, dass häufig Homosexuelle die Betroffenen sind, war es das gleiche. Das bin ich nicht, was geht das mich an."

    1981, vor 25 Jahren gab es den Namen Aids noch nicht.
    Es gab eine rätselhafte Krankheit. Die Übertragungswege waren unklar. Die rätselhafte Immunschwäche schien die Krankheit einer Randgruppe zu sein.

    USA, Februar 2006, Denver, Colorado. Ein schmächtiger Mann betritt die Bühne im Convention Center: James Curran. Er spricht vor über 3000 Kollegen, Aids-Forschern:

    "25 Jahre, was für eine junge Krankheit."

    James Curran ist ein Mann der ersten Stunde.
    1981 arbeitete er für die Centers for Disease Control (CDC) in Atlanta.

    "Wir gehören zur ersten Generation von Forschern und Ärzten, die mit Aids konfrontiert sind. Millionen Menschen sind schon gestorben. Viele Millionen Menschen mehr leiden. Die erste Generation derer, die unter Aids leiden und sterben."

    James Curran lässt das erste Dia auf die Großleinwand projizieren. Es zeigt das Mitteilungsblatt der Centers for Disease Control vom 5. Juni 1981. Der Bericht der CDC über die ersten Krankheitsfälle beginnt mit den Worten.
    "Zwischen Oktober 1980 und Mai 1981 wurden fünf junge Männer, alle sind aktive Homosexuelle, in drei Krankenhäusern in Los Angeles, Kalifornien, wegen einer Pneumocystis carinii Lungenentzündung behandelt."

    Alle fünf Patienten starben - trotz Behandlung. Eine Pilzinfektion der Lunge, so James Curran, deutete auf ein geschwächtes Immunsystem hin. Die Ursache war unklar. Weitere Krankheitsfälle tauchten auf, vor allem in San Francisco und in New York. Patienten litten häufig auch unter einer bis dahin seltenen Krebsform - einem so genannten Kaposi-Sarkom.

    In Fachkreisen in der Bundesrepublik machte das Auftauchen einer neuen, unerklärlichen Krankheit schnell die Runde.

    "Wenige Wochen später war aber klar, dass diese Krankheit infektiöser Natur sein müsste, die Menschen haben sich gegenseitig angesteckt. Aber man hatte den Erreger noch nicht","

    erinnert sich Reinhard Kurth, der Direktor des Robert-Koch-Institutes.

    ""Und dann dauerte es, 1981/82, doch einige Monate, bis die Bedrohlichkeit dieser neuen Infektionskrankheit den Klinikern und den Patienten langsam bewusst wurde. Es gab nämlich in kurzer Zeit immer mehr Erkrankte. Es gab die ersten Todesfälle, und es wurde relativ schnell entdeckt, dass das Immunsystem der Betroffenen hochgradig geschädigt war, so dass sie irgendwelchen banalen Infektionen zum Opfer fielen."

    Die Medien in der Bundesrepublik nehmen das Thema mit Verspätung zur Kenntnis. "Schreck von drüben" - so überschreibt das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" im Juni 1982 seinen ersten Artikel über Aids:

    "Eine Reihe geheimnisvoller, nicht selten tödlicher Krankheiten sucht Amerikas Homosexuelle heim. Jetzt wurden die ersten Fälle in Europa beobachtet. (…) Auf der Suche nach der Ursache oder zumindest dem Auslöser für die (…) Kaposi-Epidemie haben sich die Ärzte mit den Bräuchen der Homosexuellen-Szene beschäftigt: Gesucht wird ein Stoff, der nur von männlichen Homosexuellen benutzt wird, oder ein krankheitsförderndes Verhalten, das nur der Homosexuellen-Szene eigen ist."

    Wissenschaftlern war längst klar: Aids war keineswegs eine Krankheit nur von Homosexuellen. Unter den Patienten waren auch Prostituierte, Bluter, die Medikamente aus Blutprodukten erhalten hatten, und einige Kinder.

    "Wenn man aus einer zeitlichen Entfernung von 25 Jahren zurück schaut, dann hat man, glaube ich, auf Grund unseres heutigen Kenntnisstands über HIV und über Aids Verständnis dafür, dass in der Diskussion Anfang und Mitte der 80er Jahre nicht nur in Deutschland einiges durcheinander ging, sondern in allen Ländern, die betroffen waren."

    Von der "Lustseuche" ist in Boulevardblättern die Rede, die Aids-Angst wird geschürt. 1983 entdeckt Luc Montagnier das HI-Virus als Ursache von Aids.
    Ein Jahr später sind erste Aids-Tests verfügbar. In der Bundesrepublik entbrennt eine politische Debatte: Dürfen Menschen zu einem Virustest gezwungen werden? Wie soll der Staat mit Infizierten umgehen? Was ist das geeignete Konzept, eine Ausbreitung von Aids zu verhindern?

    Friedhelm Farthmann, 1984 Gesundheitsminister von Nordrhein Westfalen:

    "Ich glaube, unsere Aufgabe als Gesundheitspolitiker muss mit der Information enden."

    Meinhard Koch, 1984 Virologe am Bundesgesundheitsamt:

    "Wir müssen unsere homosexuellen Mitbürger davon überzeugen, dass Promiskuität der Motor der Epidemie ist. Wenn sie sich nicht an den Rat halten, sich bei der Auswahl ihrer Sexualpartner auf kleine Personengruppen zu beschränken, wird die Durchseuchung dieser Gruppe bald hundert Prozent erreichen."

    Rosa von Praunheim, Filmemacher, 1984:

    "Warum werden wir nicht offensiv, statt nur mit Tuntenhumor uns selbst zu beruhigen? Wollen wir tapfer in den Kneipen ausharren, bis uns der letzte vom Hocker fällt?"

    Manfred Steinbach, 1984 Leiter der Abteilung Gesundheitswesen im Bonner Gesundheitsministerium:

    "Sollen wir denn die der Promiskuität Verdächtigen oder auch die Infektträger für fünf Jahre in die Quarantäne stecken? Das halte ich für ein Unding. Da müsste doch etwas Arges passieren, ehe ich von dieser Meinung abkäme."

    Peter Gauweiler, 1987 Staatsekretär im bayerischen Innenministerium:

    "Zunächst einmal müssen wir die Angehörigen der Risikogruppen erfassen, also männliche und weibliche Prostituierte, Häftlinge und Drogenabhängige. Die sollten sich regelmäßig untersuchen lassen. er Infizierte muss sich unter Einschränkung seiner Persönlichkeitsrechte Auflagen gefallen lassen - zum Beispiel Informationspflichten, Enthaltungspflichten, bestimmte Tätigkeitsverbote."

    Kurth: "Wir haben dann solche Vorwürfe, dass es sich um eine 'Lustseuche' oder Ähnliches handelt, dass man die Leute internieren müsste am liebsten, oder sonst etwas mit ihnen machen sollte, immer wieder zurückgewiesen."

    Pott: "Und schließlich konnte sich eben die damalige Gesundheitsministerin Rita Süßmut durchsetzen, mit ihrer Vorstellung davon, dass es eine soziale Lernstrategie, die auf Aufklärung und Information basiert, in Deutschland geben sollte. Und dann bekamen wir als Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ja auch relativ rasch den Auftrag, nun eine solche nationale Kampagne umzusetzen."

    Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung Köln, startete 1987 die erste Aufklärungskampagne im Fernsehen.

    "Leute, die ich mag, haben kein Aids, denkt man. Das ist so dumm wie leichtsinnig. Denn man sieht niemandem an, ob er mit Aids infiziert ist.

    "So wie mit einer Grippe kann man sich mit Aids nicht infizieren. Da kann man auch mal angeniest oder angefasst werden, da kann man auch mal eine Tasse vertauschen, das macht nichts. Dadurch kann das Aids-Virus nicht in die Blutbahn kommen. "

    Pott: "Die ersten zehn Spots zum Beispiel waren ganz klar dem Ziel gewidmet, dazustellen, wie überträgt sich HIV, was sind die wichtigsten Ansteckungswege, wie kann man sich vor Ansteckung schützen, aber auch den Menschen zu sagen, was nicht ansteckend ist. Wovor braucht man keine Angst zu haben, um eben auch einen Beitrag zu leisten zur Versachlichung der Diskussion über das Thema."

    Es ging nicht nur um Information. Die Spots sollten auch als Appell gegen Ausgrenzung und Diskriminierung verstanden werden.

    "Mein Name ist Hans-Jakob Trost, seit Januar '85 weiß ich von meiner Krankheit, ich habe Aids."

    In der DDR wurde Aids vor allem als westliches Problem gesehen. Die Tageszeitung "Neue Zeit" meldete im Juni 1984 lakonisch: Keine Fälle von Aids in der DDR. 1986 verabschiedete der Ministerrat der DDR zwar "Aids-Richtlinien zur Beratung und Betreuung". Die Beschlüsse wurden aber zunächst unter Verschluss gehalten. Offizielle Aufklärungs- und Vorbeugungsprogramme gab es nicht. Die Mauer schützt - auch vor HIV und Aids -, so die Vorstellung der DDR-Regierung. Im Herbst 1989 waren in der DDR offiziell 16 HIV-Infektionen registriert - in Westdeutschland über 4000.
    Kondome an der Supermarktkasse konnten für Aufsehen sorgen - in Ost- und Westdeutschland. Und so führte die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung dem gesamtdeutschen Fernsehpublikum den unbefangenen Umgang mit den "Bunten” vor.

    Pott: "Also solche Hemmschwellen mussten erst einmal abgebaut werden. Es musste eine Sprache gefunden werden für die Kommunikation über Schutzverhalten, und es mussten Menschen befähigt werden, auch den Mut aufzubringen, in entsprechenden Situationen Schutzverhalten einzufordern, und auch dann tatsächlich, praktisch ein Kondom zum Beispiel verfügbar zu haben."

    Die Spots der frühen Jahre hatten Erfolg. Kondome sind in der Einkaufstüte so selbstverständlich wie Tomaten und Gummibärchen. Heute geht es eher darum, ein Thema im Bewusstsein zu halten, das droht, in Vergessenheit zu geraten.

    Tabellen, Zahlen, Kurven. Der Aids-Forscher James Curran reiht Studie an Studie in seinem Vortrag. Er erzählt, wie durch Zufall das erste Medikament entdeckt wird, das die Viren in ihrer Vermehrung bremst. Ähnliche werden gezielt entwickelt. Dann das Jahr 1996: Die Kombination verschiedener Medikamente macht HIV-Infektion zu einer behandelbaren Krankheit.

    Heilbar ist HIV heute immer noch nicht. Aber die Medikamententherapie ist für viele Patienten einfacher geworden. Sie beherrscht nicht mehr den Tagesablauf. Anne Collier von der Washington University in Seattle:

    "In der Frühzeit der HIV-Therapie mussten die Menschen oft fünfmal am Tag Medikamente einnehmen, 10 bis 20 Pillen täglich. Heute gibt es schon einfache Therapieschema. Eine Tablette enthält drei verschiedene Wirkstoffe, so dass die Patienten nur noch zweimal am Tag eine Pille schlucken müssen. Der Unterschied zwischen 10, 20 Pillen und 2 Pillen am Tag zeigt ganz deutlich: Es gibt einen Trend zu einfachen Behandlungsformen."

    Aber die Medikamente haben starke Nebenwirkungen. Sie bringen den Fettstoffwechsel durcheinander. Arme und Beine werden dünn. Im Nacken und am Bauch bilden sich Fettpolster. Und: Nach Jahren der Medikamenteneinnahme sind bei vielen Patienten die Viren in ihrem Körper unempfindlich geworden gegen einen oder gegen mehrere Wirkstoffe.

    "Je mehr Medikamente gegen das Virus im Körper eines Patienten nichts mehr ausrichten können, um so weniger Möglichkeiten haben Sie als Arzt. Es wir immer schwieriger, eine maßgeschneiderte Behandlung für den jeweiligen Patienten zu entwickeln."

    Nach Ansicht von Keikawus Arasthe von der Klinik für Infektiologie in Berlin haben Pharmafirmen das Problem inzwischen erkannt:

    "Das lässt schon sehr stark hoffen, dass die Firmen auch begriffen haben, dass es nicht darum geht, das Erstmedikament bei einem Patienten zu sein, sondern der 'Markt', wenn man es so beschreiben möchte, größer wird von Menschen, wo die Medikamente, die wir bisher benutzt haben, eben keine Wirkung mehr haben, dass wir extra für diese resistenten Viren Medikamente brauchen, und die werden zurzeit von mehreren Firmen designed, und das ist sehr beruhigend."

    Ende der 90er Jahre: Die Rufe - nicht allein von Aids-Aktivisten - werden lauter, dass die Medikamente nicht länger Menschen in den armen Ländern der Welt vorenthalten werden dürfen. Hier leben 90 Prozent der Infizierten. Mediziner wie Eric Delaporte von der Universität Montpellier hatten bereits Erfahrungen mit Medikamentenprogrammen gesammelt, etwa im Senegal:

    "Die afrikanischen Patienten, die eine Kombinationstherapie erhalten, sprechen darauf genauso gut an, wie die Patienten in den Ländern des Nordens. Und wenn man die Behandlung gut begleitet, dann werden die Viren nicht häufiger unempfindlich gegen die Medikamente als bei uns. Die Medikamententherapie kann also sehr gut funktionieren - auch in Afrika."

    Von einer flächendeckenden Versorgung mit Medikamenten aber kann heute keine Rede sein. Reinhard Kurth vom Robert-Koch-Institut:
    "Man hat es ja auch nicht geschafft, drei Millionen Menschen in Entwicklungsländern mit Medikamenten bis Ende 2005 zu versorgen. Gut eine Million hat man geschafft. Das kann man als Erfolg sehen, aber es ist im Grunde natürlich ein Misserfolg. Vor dem Hintergrund, dass 95 Prozent aller HIV-Infizierten keine medikamentöse Behandlung erfahren, können wir natürlich einen Skandal konstatieren, aber das gleiche gilt ja auch für Tuberkulose und Malaria – die anderen großen Killer-Infektionen. Die Medikamente kommen einfach dort nicht an, wo man sie bräuchte."

    In Deutschland hat der dramatische Verlauf der Epidemie in Afrika und Asien zu einer Art Entwarnungseffekt geführt, zu unrecht.

    "Ich hab den Test früher immer halbjährlich gemacht. Irgendwann hatte ich mir mal eine Geschlechtskrankheit eingefangen, hab dann Antibiotika bekommen. Dann so im Rausgehen meinte ich so zum Dok: 'Wir könnten ja mal einen HIV-Test machen.' Ja, und der war dann positiv."
    HIV-positiv. Die Diagnose kam für Rudolf überraschend. In Deutschland leben derzeit knapp 50.000 Menschen mit einer HIV-Infektion, schätzen Experten. Es stecken sich wieder mehr Menschen mit dem HI-Virus an – im letzen Jahr waren es 2600. Aber niemand schlägt Alarm.

    Ulrich Marcus vom Robert-Koch-Institut in Berlin wundert das nicht:

    "Wenn ein Risiko eben nicht mehr so neu ist, dann gibt es so eine Art Gewöhnungseffekt. Das bedeutet nicht, dass die Menschen nicht mehr wissen, wie HIV übertragen wird, und dass sie das nicht mehr als Risiko ernst nehmen. Aber die Strategie ist nicht mehr so stark auf die Ausschaltung von Risiken gerichtet, sondern mehr auf die Reduktion von Risiken."

    Auch Menschen, die ein hohes Risiko haben, sich anzustecken greifen seltener zum Kondom als noch vor zehn Jahren.

    "Ja, es gibt wohl so etwas wie eine Kondommüdigkeit."

    Rotes Schummerlicht, Cocktailtischchen, Orientalisches Dekor: der Table-Dance-Club im Kölner Bordell "Pascha". Die Aids-Hilfe Köln hat eingeladen zu einer Pressekonferenz. Der Ort soll sicherstellen, dass ihre Botschaft auch bei den Medienvertretern ankommt : Kondome schützen. Kondome retten Leben.

    Gerhard Malcherek, der lange Jahre im Vorstand der Aids-Hilfe Köln war:

    "Am Anfang war das alles kein Problem, da wurde drüber geschrieben, aber heute, um irgendwo mal einen kleinen Artikel über irgendwas reinzubekommen, da müssen wir richtig ackern für. "

    Die Medien berichten seltener über Aids, eines von vielen Problemen der Aidsaufklärung heute. Die Aufklärungskampagne der frühen Jahre war erfolgreich. Aids wird dank der Medikamente - zu unrecht - nicht mehr als tödliche Krankheit wahrgenommen. Und es wird weniger Geld in die Prävention investiert. Betrugen die Mittel für die Kampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung 1987 noch rund 25 Millionen Euro, so sind es heute noch 9 Millionen. Auch viele Kommunen kürzen ihre Zuschüsse für Aids-Hilfen. Dabei werden die Herausforderungen eher größer denn kleiner, meint der Präsident des Robert-Koch-Institutes, Reinhard Kurth. Denn Aids breitet sich auch in Osteuropa mit rasantem Tempo aus - besonders in Russland.

    "Mittlerweile sind nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation - und die ist meistens sehr zurückhaltend - über ein Prozent aller Russen infiziert. Wenn jetzt nicht massiv seitens der russischen Regierung - so wie damals in Deutschland vor über 20 Jahren - entgegengesteuert wird, nämlich aufgeklärt wird, Kondome zur Verfügung gestellt werden, Verhaltensregeln diskutiert werden und propagiert werden, dann gehen die Schätzungen so weit, im nächsten Jahrzehnt Russland möglicherweise bis zu zehn Prozent aller Menschen infiziert hat. Und dann haben wir afrikanische Verhältnisse vor unserer Haustür."

    Weltweit hat sich die Ausbreitung der Aidsepidemie nach Angaben der Vereinten Nationen erstmals verlangsamt. Es gebe deutliche Erfolge in wichtigen Ländern. Dennoch steige die Zahl der Infizierten insgesamt weiter an. Besonders in einigen stark betroffenen Ländern Afrikas sinkt die Zahl der Neuinfizierten leicht. In Deutschland war sie 2005 wieder gestiegen.

    Angesichts von knapp 40 Millionen Infizierten weltweit, meint James Curran, bleibt für die Aidsforschung noch viel zu tun. Die wichtigste Aufgabe: einen Impfstoff zu entwickeln, der vor einer Ansteckung schützt.

    Eine unmögliche Aufgabe? Warum, fragt Curran: Vor 25 Jahren habe auch keiner glauben wollen, dass Aids eine Viruskrankheit ist."Ihr dürft nie aufgeben," ruft er seinen Kollegen zu, "den Kampf gegen Aids dürft Ihr niemals aufgeben."