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Langsame Erholung nach Jahren der Diktatur

Am 11.September 1973 wurde Chile von einem Militärputsch überrollt. Drei Jahre zuvor hatten die Chilenen es gewagt, bei freien Wahlen für einen marxistischen Präsidenten zu stimmen, für Salvador Allende. Ein Staatsstreich beendete das Experiment. Nicht nur das: Allendes Tod bedeutete auch das Ende der chilenischen Demokratie.

Sheila Mysorekar | 01.10.2003
    Die Regierung übernahm Augusto Pinochet. Der General überzog das Land 17 Jahre lang als Diktator mit blutigem Staatsterror. 1988 wollte Pinochet mit einem Referendum seine Macht vom Volk bestätigen lassen, aber die Chilenen sagten 'nein'. Sie wollten wieder zurück zur Demokratie. 1990 war es dann soweit: Das Ende dieser Epoche, die mit dem Putsch begonnen hatte. Damals, 1973, vor 30 Jahren.

    Seit 13 Jahren ist Chile nun wieder eine Demokratie. Aber es ist auch ein Staat, der sich noch schwer tut, seine Vergangenheit aufzuarbeiten - jene düstere Vergangenheit mit Staatsterror, Folter, Zensur und Exil. Auch der chilenische Schriftsteller Pedro Holz lebte viele Jahre in Deutschland:

    Ich denk mir, es gibt viele Aspekte, in denen das Land gezeichnet ist. Ich glaub, erstmal der größte Sieg Pinochets ist die Individualisierung - also aus einer solidarischen Gesellschaft ist eine absolut individualistische Gesellschaft geworden. Das Wort 'absolut' kann man vielleicht streichen, es gibt natürlich auch andere. Aber grundsätzlich geht es heute hier in Chile um absolute Entwicklung des Individualismus, und zum anderen, das andere, was die Gesellschaft zeichnet, ist das Wirtschaftsmodell, was wir heute haben, ist ja noch von der Diktatur geerbt.


    Als Pinochet 1990 die Macht der neuen demokratische Regierung übergab, hatten sich die Militärs vorher mit einem Amnestie-Gesetz die Straffreiheit selbst zugesichert. In einer Kommission, dem so genannten Rettig-Bericht, wurden zwar die Menschenrechtsverletzungen und Verbrechen der Diktatur dokumentiert, vor Gericht musste sich jedoch niemand verantworten.

    Erst 1998, als Ex-Diktator Augusto Pinochet in London aufgrund eines Haftbefehls des spanischen Richters Garzón unter Hausarrest gestellt wird, kommt Bewegung in die Affäre. Zwar wurde Pinochet schließlich nach Chile ausgeflogen und dort für prozessunfähig erklärt, aber dennoch begannen chilenische Richter, Strafverfahren gegen Militärs wegen Verbrechen der Diktatur zu eröffnen.

    Mónica Gonzáles ist eine bekannte Journalistin in Chile. Die blonde Mittfünfzigerin war während der Diktatur verhaftet und später exiliert, arbeitete trotzdem als Journalistin, gewann internationale Preise und recherchierte unermüdlich die Verbrechen der Diktatur. Heute leitet sie die Zeitschrift Siete más siete. Die Straffreiheit für Mörder und Folterer der Diktatur ist für sie auch persönlich eine Belastung.

    Heutzutage kann es dir passieren, dass du auf der Straße die Typen triffst, die dich verhaftet und gefoltert haben, und das ist eine komplizierte Situation.

    Lange Zeit sprach man in Chile nur von 3200 Toten und Verschwundenen. Aber man schätzt, dass 300.000 bis 500.000 Gefolterte hinzukommen - Menschen, die die Folter überlebt haben. Auch dies hängt noch in der Schwebe: Zum Beispiel haben die Folteropfer der Diktatur noch keine Reparationsleistungen bekommen. Dies anzuordnen, ist jedoch Sache der Justiz, meint Mónica Gonzáles:

    Es ist wichtig, dass der Oberste Gerichtshof Recht spricht, unabhängig von der Politik, dass er unabhängig ist. Und da kommen wir allmählich hin, zu einem gewissen Grade der Unabhängigkeit, der ganz schön beachtlich und respektabel ist. Heute ist es nicht so einfach, die Justiz zu manipulieren. Während der Diktatur reichte ein Anruf des Justizministers aus, damit die Richter zitterten und so urteilten, wie es von ihnen verlangt wurde. Es wurde also in frecher und mörderischer Weise gelogen, einfach kriminell. Heute geschieht so etwas nicht mehr.

    Zu Hause bei der Tochter des legendären Präsidenten, bei Isabel Allende - nicht der Schriftstellerin, sondern der Politikerin. Ein geräumiges Haus in einer Mittelklassegegend der Hauptstadt, hell, voller Bilder und Blumen. Isabel Allende ist eine große, schlanke, elegante Frau mit kurzen Haaren, sehr bestimmt, aber auch sehr freundlich. Sie sitzt heute im Parlament als Abgeordnete der sozialistischen Partei, und sie fungiert als Parlamentspräsidentin. Wenn sie von ihrem Vater spricht, sagt sie immer 'Allende', oder einfach 'der Präsident':

    Als ich (nach dem Exil) hierhin zurückkehrte, war ich überrascht über die autoritäre Atmosphäre, die hier herrschte, über die Ängste, die Selbstzensur. Man erwähnte die Unidad Popular kaum noch; es gab Worte, die einfach tabu waren. Das Bild Salvador Allendes war über die Jahre sehr verzerrt worden - denn wie immer in diesen Fällen: Die Geschichte schreiben die Sieger. Hier war von der Schreckensherrschaft der Unidad Popular die Rede, als wäre sie verantwortlich für die Gewalt gewesen, als habe es nicht vor Allendes Amtsantritt schon Gewalt gegeben. Man sprach überhaupt nicht mehr über die Unterstützung des Putsches durch die USA, auch nicht von den Millionen Dollar, die damals oppositionellen Zeitungen und Streikenden zuflossen. Vorher, während und nach (der Regierungszeit Allendes) gab es eine permanente Intervention.


    Vor 13 Jahren trat die neue demokratische Regierung an. An mehreren freien Wahlen konnten die Bürger bereits teilnehmen. Doch es ist noch nicht so lang her, dass die Chilenen wirklich die Freiheiten der Demokratie ausnützen. Isabel Allende:

    Nach 30 Jahren überwinden die Chilenen nach und nach ihre Ängste. Heute ist man sich bewusster, dass das 'Nie Wieder' alle angeht. Heute wissen die Chilenen, dass so ein Putsch nicht noch mal wiederholt werden kann, und dass man sie nicht mehr damit bedrohen kann. Wir sind uns unserer Demokratie sicherer, vertrauen ihr mehr, und sehen uns selbst für sie verantwortlich. Aber das war ein langer Prozess, und es mussten 30 Jahre vergehen, dass man nicht mehr die Selbstzensur spürt, und dass die Leute nicht mehr Angst haben, über die Vergangen-weit zu sprechen. Früher schwiegen die Leute eisern, wenn man Allende erwähnte. Das ist heute vorbei.

    Dennoch ist die Gesellschaft gespalten. Allende-Anhänger und Pinochet-Getreue treffen in allen möglichen Situationen aufeinander, zum Beispiel am Arbeitsplatz, wie etwa in dieser Nähwerkstatt: Ein Kleinunternehmen der Textilbranche in der Hauptstadt Santiago de Chile. Ein Dutzend Frauen arbeiten hier. Die Firma näht Uniformen und Arbeitskleidung jeder Art, für Schulen, Verkäuferinnen oder Wachleute.

    Die Näherinnen verdienen rund 300 Euro im Monat; dafür arbeiten sie zehn bis zwölf Stunden täglich. Hier sitzt auch die 53-jährige Simonette Galves an der Nähmaschine. Der Lohn reicht ihr nicht aus, sagt sie, ihre beiden erwachsenen Söhne müssen aushelfen:

    Ich verdiene heute dasselbe wie vor 16 Jahren. Aber alles ist jetzt viel teurer als früher, alle notwendigen Dinge werden teurer und teurer, bei gleich bleibendem Lohn. Es gibt weniger Industrie. Viele Unternehmen haben dichtgemacht. Es wird alles von außen eingeführt, und wir können da nicht Konkurrenz machen. Es ist zwar keine Qualitätsware, aber es ist billiger.

    Simonette Galves erinnert sich an die Jahre, in denen sie mehr Geld zur Verfügung hatte - die Regierungszeit von Diktator Pinochet:

    Mir ging es gut während der Diktatur. Ich war damit einverstanden. (lacht) In der Gegend, wo ich lebte, hatte ich mich bedroht gefühlt. Vor dem Putsch hatte ich Geld, aber ich konnte nichts kaufen. Und wir fühlten uns bedroht.

    Nun war die Diktatur ja kein Einkaufsparadies - es ging um Ernsteres. Sind die tausende von Toten der Diktatur dieser Pinochet-Anhängerin egal?


    Das fand ich zwar nicht gut, aber das war das kleinere Übel. Man musste (diese Probleme) eben lösen. Ich bin zwar nicht einverstanden, dass es auf diese Weise geschah, aber so passierte es eben.

    Mittagspause in der Nähwerkstatt. Die Frauen drängen sich in eine kleine Küche. Alle zusammen passen nicht rein, nacheinander also kommen sie in die Küche, packen die Plastikdosen mit ihrem Mittagessen aus und stellen sie in die Mikrowelle. Wer Glück hat, bekommt einen Sitzplatz am Tisch. Die anderen löffeln im Stehen.

    Ana María Mendizábal ist die Buchhalterin. Schon seit zehn Jahren arbeitet sie in diesem Betrieb. Die Mutter von drei Kindern unterstützte Präsident Salvador Allende und befürwortet ein demokratisches System. Mit den Äußerungen ihrer Arbeitskollegin ist sie überhaupt nicht einverstanden. Den Gedenktag des Putsches nimmt sie sehr wichtig.

    Es ist ein Datum, an dem man deutlich machen muss, dass dies, was in unserem Land geschah, schrecklich war, schmerzhaft und grausam. Viele haben sich (in jener Zeit) in unmenschliche Wesen verwandelt, scheint mir.

    Dennoch teilt Ana María Mendizábal mit ihren Kolleginnen die Ansicht, dass die Zeiten für Arbeiter schwieriger geworden sind:

    Ich finde, dass die Arbeitsplätze instabiler sind. Die Leute werden nur für begrenzte Zeit eingestellt, oder sogar ohne Vertrag. Der Konkurrenzdruck ist so groß, durch die zunehmende Globalisierung, dass die (armen) Länder und die Arbeiterklasse regelrecht ausgequetscht werden. Man muss unglaublich viel arbeiten, um auf einen anständigen Lohn zu kommen.

    Die Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt, die die Näherinnen bemerken, sind kein Zufall. Sie gehen zurück auf eine Umstrukturierung der chilenischen Wirtschaft, die während der Diktatur begonnen wurde, sagt Tomás Moulián, der Direktor der sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität ARCIS in Santiago de Chile:

    Die chilenische Militärdiktatur besaß eine Besonderheit, die sie von den restlichen Diktaturen in anderen lateinamerikanischen Ländern unterschied: Sie setzte eine tiefgehende Veränderung in Gang, - das heißt nicht unbedingt, eine positive Veränderung. Man könnte sie als eine 'bürgerliche Konterrevolution' bezeichnen, obwohl der Umbruch natürlich von den Militärs durchgeführt wurde. Pinochet reagierte auf die Krise eines kapitalistischen Staates. Die Militärs entschieden sich, nicht zum Industrialisierungs-Modell zurückzukehren, sondern sie entschieden sich im Jahre 1975, lange vor Margaret Thatcher und Ronald Reagan, für einen Wechsel zur neoliberalen Wirtschaft, die es in Chile seit dem Jahre 1938 nicht mehr gegeben hatte.

    Die wirtschaftliche Umstrukturierung umfasste einige Maßnahmen Punkte, zum Beispiel die Re-Privatisierung der Staatsunternehmen, freie Konvertierbarkeit der Landeswährung Peso und die uneingeschränkte Öffnung der Grenzen für Einfuhren. Eine unkontrollierte Masse von Importgütern überschwemmte den chilenischen Markt und hatte eine De-Industrialisierung des Landes zur Folge, weil die lokale Industrie - vor allem die Kleinindustrie - sich nicht ohne Unterstützung auf dem Weltmarkt durchsetzen konnte. Die Konsequenzen waren hart, erklärt Tomás Moulián:

    Im sozialen Bereich war die Folge ein radikaler Wechsel in der Einkommensverteilung, und die Gewerkschaften wurden ausgelöscht Die Arbeiter standen vor einem flexiblen Arbeitsmarkt, was vor allem bedeutete, dass die Arbeit völlig instabil und nicht abgesichert war. Also: Arbeiter hatten keinen Schutz mehr, und Chile befand sich auf einmal unter den Ländern mit der ungerechtesten Einkommensverteilung in Lateinamerika.

    In Chile besitzen heute die 20 Prozent der Reichsten 56,3 Prozent des nationalen Einkommens. Das ärmste Segment, die 20 Prozent der Einkommensschwächsten, müssen sich 4,3 Prozent des nationalen Einkommens teilen. Das sind Verhältnisse wie in Brasilien, obwohl sich Chile früher immer rühmen konnte, eine ausgewogene Einkommensverteilung zu haben. Doch das war zu einer Zeit, als die Gewerkschaften noch auf faire Arbeitsbedingungen achteten - bevor sie von den Militärs zerschlagen wurden. Vor einigen Jahren, als die Wirtschaft Chiles noch schnell wuchs, wagte niemand die Frage nach den Konsequenzen zu stellen. Heutzutage sind die Menschen kritischer, meint der Ökonom Marcel Claude:

    Der Wert des Kupferexports zum Beispiel ist von zwei Milliarden Dollar auf fünf Milliarden gestiegen. Auch der Export von Lachs ist gestiegen; wir sind der zweitgrößte Exporteur welt-weit. Innerhalb der nächsten fünf Jahre wird Chile wahrscheinlich an der Spitze des Lachsexportes stehen. Das hat aber auch große Zerstörungen der Wasserressourcen nach sich gezogen - wegen des Gebrauchs von Antibiotika bei der Zucht und weil die Fische in Becken gehalten werden: Die Futterrückstände - Nitrogen und Phosphor - geraten ins Wasser und lassen die Algen unverhältnismäßig wachsen. Dadurch kippen die Seen, wo die Lachse gezüchtet werden. Auch die Abholzung unserer Urwälder hat rapide zugenommen, vor allem, weil Holzspäne exportiert werden, in erster Linie nach Japan. Der zweite Grund für die Abholzung des Urwaldes ist die Landgewinnung, um Bäume zu pflanzen, die für die kommerzielle Holzgewinnung genutzt werden.

    Zwischen 1985 und 1995 wurden in Chile rund anderthalb Millionen Hektar Wald abgeholzt - die Zerstörungsrate lag höher als bei den Amazonas-Urwäldern. Ähnlich radikal wird mit der Nahrungsquelle Meer umgegangen, erläutert Marcel Claude:

    Im Jahre 1975 fischten wir in Chile 950.000 Tonnen Fisch und Meeresfrüchte. Im Jahre 1995, 20 Jahre später, waren es acht Millionen Tonnen, also mehr als achtmal so viel. Das zog eine Krise in der Fischerei nach sich. Fast alle Fischarten haben nun gewisse Schonzeiten, oder es darf nicht mehr als eine bestimmte Quote gefischt werden. Neue Investitionen gibt es in der Fischerei praktisch nicht mehr, einfach wegen der Überfischung. Für die Fischer bedeutet das Armut, vor allem für die kleinen Fischer. Alles wegen eines Missbrauchs des Rohstoffes Fisch, dank einer kleinen, aber mächtigen Gruppe von Industriellen, die die Fischerei rücksichtslos betrieben haben.

    Chile exportiert in die USA und nach Europa hauptsächlich Rohstoffe und landwirtschaftliche Produkte: Lachs, Holz, Kupfer, Obst, aber wenig weiterverarbeitete Produkte. Diese werden eher in den südamerikanischen Regionalmarkt Mercosur verkauft, zu dem Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay gehören, mit Peru und Chile als angegliederten Staaten. Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen exportieren viel mehr in den Mercosur als in die USA. Dies hat auch mehr Zukunft, meint der Ökonom Marcel Claude:

    Wir haben immer die Idee des Mercosur unterstützt. Wir sind der Ansicht, bevor man bilaterale Handels-Abkommen mit großen Ländern wie den USA oder der Europäischen Union schließt, sollte Chile mehr kommerzielle Bindungen in der Region eingehen, in Lateinamerika, und erst dann mit anderen Kontinenten verhandeln. Ich denke, es ist ein Fehler, sich nur auf Abkommen mit mächtigen Ländern wie den USA zu stützen, denn sie sind nicht nur mächtig im kommerziellen Sektor, sondern auch im politischen Bereich. Bei irgendeinem kommerziellen Disput wird Chile immer verlieren.

    Die radikalen Umstrukturierungen der Wirtschaft waren am leichtesten in der Diktatur durchzuführen - einfach, weil ohne Opposition, ohne Gewerkschaften, und ohne freie Presse kein Widerstand zu erwarten war. Die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes und der Abbau von hart erkämpften Arbeitsrechten kam den Unternehmern entgegen. Sie profitierten direkt von der Diktatur - und sie gaben den Militärs vor, wie sie handeln sollten. Marcel Claude erklärt, wem die wirtschaftliche Öffnung Chiles genutzt hat:

    Meines Erachtens nur dem transnationalen Kapital, dem ausländischen Kapital, und all den Chilenen, die für oder mit dem ausländischen Kapital arbeiten - die Banken, die Versicherungen, die Dienstleister für jene Unternehmen. Der Rest des Landes hat eben Pech gehabt. Heute stehen wir vor einer Situation, in der 80 Prozent der Arbeiter weniger als 500 Dollar im Monat verdienen.

    Der Mindestlohn beträgt rund 150 Euro im Monat, eine Summe, von der man in Chile keine Familie ernähren kann. Doch viele Politiker sind durchaus optimistisch, was die wirtschaftliche Zukunft des Landes angeht. José Antonio Vieira-Gallo ist heute Senator für die Sozialistische Partei. Während der Regierungszeit Allendes arbeitete er als Staatssekretär im Justizministerium.

    Chile hat meines Erachtens in den letzten Jahren auf wirtschaftlichem und sozialem Gebiet eine spektakuläre Entwicklung durchlaufen. Die Wirtschaft ist auf das Doppelte gewachsen, die soziale Entwicklung ist vorangegangen, die Bürgerrechte werden immer mehr, man könnte sagen, das Land marschiert in die richtige Richtung. Die Probleme Chiles ergeben sich aus der internationalen Wirtschaftslage, die sich in der internen Ökonomie reflektieren. In den ersten Jahren der Demokratie betrug das chilenische Wirtschaftswachstum jährlich etwa sieben Prozent, jetzt nur noch rund zwei, drei Prozent. Anfangs glaubten wir, dass Chile den Standard von Griechenland oder Portugal erreichen könnte, also wie die ärmsten Länder Europas. Dieses Ziel ist aber noch weit entfernt. Es ist schwierig, und es besteht die Befürchtung, dass wieder einmal ein Plan, ein Traum im Nichts enden könnte. Den Status als Unterentwickelte zu verlassen ist sehr wichtig für die einfachen Menschen, weil sie nicht mehr über ihr Überleben kämpfen müssen.