Noch einmal taucht die Sonne den Nam Ou in warmes Licht und mit dem Fluss die Bergspitzen, das endlose Grün. Kapitän Xieng Khannga hat jedoch keinen Blick für die schöne Natur. Er sucht das Wasser ab nach kleinen Strudeln. Wo es Strudel gibt, da lauern Felsen unter der Wasseroberfläche. Khannga gibt Gas und steuert sein Wassertaxi die Stromschnelle hinab. Gischt spritzt auf. Zwei Passagiere werden nass. Sie lachen, Khannga jedoch bleibt Ernst. Bis er die ersten Häuser von Muang Khwa erblickt. In der Trockenzeit ist der Nam Ou ein gefährlicher Fluss.
"In der Trockenzeit muss man den Fluss schon sehr genau kennen. Es gibt viele flache Stellen und gefährliche Felsen knapp unter der Wasseroberfläche. Gerade in den Stromschnellen finden wir manchmal kaum eine Rinne."
Khannga vertäut das Boot am Ufer. Seine Passagiere eilen in die Stadt hinauf. Andere laden Reissäcke, Gemüse, Baumrinde aus. Morgen ist Markttag in Muang Khwa. Deshalb kommen viele Flussanrainer mit dem Boot in die kleine Stadt.
Der Nam Ou entspringt in der Provinz Pongsaly im Norden und ergießt sich bei Luang Prabang in den Mekong. 448 Kilometer ist er lang - doch mehr als ein paar Verkehrsknotenpunkte gibt es nicht. Der Fluss fließt durch unberührtes Land, vorbei an Dörfern ohne Straßen. Einziges Verkehrsmittel sind hier die langen, schmalen Wassertaxis.
Zumindest bis Nong Khiao im Süden. Hier endet seit Ende des letzten Jahrtausends die Straße von Luang Prabang. Das letzte Stück fahren die Laoten deshalb mit dem Bus. Der ist schneller und billiger. Am Unterlauf transportieren die Wassertaxis heute nur noch Touristen.
Auch deshalb symbolisieren die Wassertaxis den Wandel im Land. Auf dem Nam Ou stoßen Moderne und Tradition zusammen, trifft Zukunft auf Vergangenheit. Die Landschaft entlang des Flusses ist ein Mikrokosmos, der alle Vor- und Nachteile der Öffnung auf engstem Raum widerspiegelt. Deshalb kann man die Gegensätze hier auch so gut studieren. Am besten vom Wassertaxi aus - auf einer Fahrt von Muang Khwa im Norden bis in die ehemalige Hauptstadt Luang Prabang.
Sodthichack sitzt vor seinem Kiosk und schnitzt an einer Buddha-Figur. Manchmal hält er inne, schaut den Frauen zu, wie sie ihre Kleider im Fluss waschen. Oder er blickt auf, wenn mal wieder ein Lastwagen aus Vietnam die Straße hinunter dröhnt. Dann sieht er, wie der Fährmann im Motorraum seines Schleppers verschwindet. Der Diesel pustet schwarzen Rauch in die Luft. Ächzend schiebt der Schlepper den Ponton auf die andere Seite. Der Lastwagen müht sich die Straße hoch. Dann legt sich wieder eine träge Ruhe über die kleine Stadt.
Bis sich wieder ein Brummen erhebt und das nächste Wassertaxi um die Kurve biegt. Männer schleifen Säcke und Kisten an das Ufer. Sie sind gepackt mit Reis, mit Fleisch, mit Gemüse. Waren für die Städter. Ihre Besitzer verkaufen sie in Muang Khwa oder sie fahren in die nächst größere Stadt. Muang Khwa ist für die Flussanrainer das Tor zur Welt, weiß Kioskbesitzer Sodthichack.
"Von Muang Khwa aus fahren Busse in alle großen Städte im Nordwesten. Auf unserem Markt verkaufen die Bauern Gemüse, Getreide, Rinder oder Hühner. Dafür kaufen sie dann Werkzeug, Kerosin, Seife, Zigaretten. Von diesem Handel lebt unsere Stadt."
Muang Khwa ist der wichtigste Verkehrsknotenpunkt am Oberlauf des Flusses, im Grund aber ein verschlafenes Nest aus Häusern und Hütten, ein paar Läden und Hotels. Hier ist vom Aufbruch des Landes nichts zu spüren. Dabei hat die Zentralregierung hier Großes vor. Am Oberlauf des Nam Ou will sie einen Staudamm errichten. Er soll Strom produzieren, den die Regierung nach China oder Vietnam exportieren will. Ob die Bewohner das auch wollen? Gefragt habe sie keiner, sagt Sodthichack. Er selbst ist sich unschlüssig.
"Sollte der Damm wirklich gebaut werden, wäre das gut für uns, wenn wir ebenfalls mit Strom beliefert würden, denn heute bricht das Stromnetz jeden Tag zusammen. Allerdings muss sicher sein, dass wir den Nam Ou auch künftig als Transportweg nutzen können."
Noch verhindert keine Staumauer die Fahrt auf dem Fluss. Noch können die Bewohner der nördlich liegenden Dörfer Muang Khwa ohne Mühen besuchen. Um ihre Waren zu verkaufen. Um zu feiern. Denn hier gibt es Angebote, die es in seinem Dorf nicht gibt, sagt der junge Thammasong.
"Hier gibt es eine Diskothek und mehrere Bars. Man kann hier ungestört mit Mädchen flirten. In unserem Dorf dagegen schaut doch jeder, das macht die Sache kompliziert."
Nun muss er zusammen mit seinen Freunden zurück, zu ihren Familien und zu den Feldern. Den Fahrschein kaufen sie im "Öffentlichen Kommunikationsbüro". Das Büro ist nicht mehr als ein kleiner Bretterverschlag. Dahinter residiert ein kleiner, hagerer Mann. Er bestimmt über Tickets und Preise und darüber welcher Kapitän die nächste Fuhre fährt. Es ist ein Überbleibsel aus der sozialistischen Zeit. Sie verhindert, dass man seinen Preis selbst verhandeln kann. Es verhindert aber auch, dass jeder Passagier von einer ungestümen Horde aus Kapitänen bestürmt wird.
Einige Touristen stehen verloren vor dem Schalter. Sie wollen nach Muang Ngoi, einem Touristenort, fünf Bootsstunden weiter südlich. Noch aber fehlen genügend Passagiere. Vielleicht kommen sie in der nächsten Stunde, vielleicht am nächsten Tag. Also setzen sie sich in die Suppenküche nebenan. Brühe brodelt hier in einem großen Topf. Auf dem Tisch stehen Essig, Sojasoße, Chilis und Kräuter. Alles ist frisch. Selbst die Ente wird gleich neben dem Tisch geschlachtet, wenn einer Suppe mit Fleisch bestellt.
Unten am Fluss sind neue Gäste eingetroffen. Auch sie wollen nach Muang Ngoi. Kapitän Suvannanikhon freut sich über die Tour. Sie bringt auch ihn wieder nach Hause. Einen Tag hat er gewartet, die Nacht in seinem Boot verbracht. Jetzt verstaut er Säcke und Kartons. Die Passagiere setzen sich auf winzige Campingstühle oder legen sich auf die Säcke im Boot.
Der Kapitän gibt Gas. Schnell verschwindet die kleine Stadt. Das Boot fliegt an Feldern vorbei, an Holzplantagen, kahl geschlagenen Hügeln und Sandbänken. Kühe und Wasserbüffel dösen in der Mittagshitze. Plötzlich drosselt der Kapitän seinen Motor. Am Ufer steht ein Mann und winkt. Ann Hoen kommt an Bord. Er grinst über beide Ohren, so als habe er der Welt einen Streich gespielt. Der 38-Jährige verbreitet gute Laune und riecht nach Alkohol.
"Gestern bin ich ans Ufer gelaufen, um auf das Boot zu warten. Weil es nicht kam und ich nichts zu tun hatte, bin ich herumgelaufen. Dann habe ich mit ein paar Leuten Fisch gegrillt und wir haben eine Flasche Whiskey geteilt."
Die Ungewissheit gehört in Laos zum Leben wie Chilischoten in die Suppe. Die Menschen leben von ihren Äckern und was in der Natur wächst. Ann Hoen hat vier Tage Rinde in den Bergen gesammelt. Daraus machen sie in Luang Prabang Hand geschöpftes Papier. Nun will es Ann Hoen an einen Händler verkaufen. Dafür aber muss er nach Ban Sopsam.
Ban Sopsam ist ein besonderes Dorf. Hier weben die Frauen noch ihre Kleider aus Baumwolle und selbst gemachter Seide. Vor allem aber weben sie Schals und Tücher, seit Touristen den Ort immer häufiger besuchen kommen. Die Dorfstraße gleicht einer Einkaufsstraße. An jedem Haus hängen rote, gelbe oder grüne Schals. Sie sind verziert mit traditionellen Mustern.
Daneben sitzen Frauen an ihren Webstühlen und verweben Baumwolle mit der selbst gemachten Seide. Mae Phet holt einen Korb aus ihrer Hütte. Darin kriechen unzählige Seidenraupen auf frischen Maulbeerblättern. Viele Touristen verziehen angeekelt ihre Gesichter und bringen Mae Phet und die anderen zum Lachen. Die Besucher jedenfalls haben den Ort ganz schön verändert, weiß die 31-jährige Mutter.
"Bevor die Touristen zu uns kamen, haben wir lediglich unsere eigenen Kleider hergestellt. Nun aber produzieren wir mehr und mehr für die Reisenden aus aller Welt."
Unten am Fluss lädt Kapitän Suvananikhon Kokosnüsse ein. Wenn er sie denn zu greifen bekommt. Denn statt die Früchte einzeln die steile Böschung zu tragen, kullert er sie einfach den Abhang hinunter. Manche platschen ins Wasser und treiben ab. Andere schlagen gegen das Boot. Kapitän Suvannanikhon wirft sie ins Boot. hat Mühe, die davon treibenden Nüsse zu fangen. Dann aber sind die Nüsse verstaut.
Von Ban Sopsam ist es nicht mehr weit zum ersten Etappenziel. Das Boot passiert eine Schlucht mit glatten steilen Felshängen. Wie wach gewordene Riesen ragen die Felsen in den Himmel und verdecken die Sonne. Die Passagiere frösteln und streifen sich ihre Jacken über. Noch eine Biegung, dann kommt Muang Ngoi in Sicht. Es ist ein Dorf wie von einem anderen Stern. Auf der Uferböschung reiht sich Terrasse an Terrasse. Touristen sitzen in der Abendsonne. Manche lesen oder essen. Andere genießen den Blick auf den mäandernden Fluss, genießen die majestätisch aufragenden Bergspitzen, die wie Zacken einer Krone in der Sonne glänzen.
Mittendrin liegt Muang Ngoi, verdeckt von Kokospalmen und Bananenstauden, von wucherndem Grün. Eine Schule, ein Tempel, 50 Hütten und Häuser. Und eine Dorfstraße, auf der noch nie ein Auto oder Motorrad gefahren ist.
Die Leute hier gehen früh zu Bett. Spätestens wenn der Generator keinen Strom mehr produziert. Dann wird es still. Unheimlich still. Bis das Konzert der Grillen einen in den Schlaf singt und bis die Hähne vom neuen Tag künden.
Bevor die ersten Touristen wach werden, ziehen die Mönche die Straße hinab. Sie singen und beten und bitten um ein wenig Essen, so wie es der buddhistischen Tradition entspricht. In dem kleinen Ort treffen westliche Kultur und laotische Lebensweise aufeinander ohne sich abzustoßen. Muang Ngoi ist so etwas wie ein Grenzort. Die Bewohner leben einen fröhlichen Spagat zwischen Buddhismus, Sozialismus und Kapitalismus. Sie haben in dem Dreieck zu einem Gleichgewicht gefunden, das sie jeden Tag neu austarieren müssen. Den anderen Dörfern weist Muang Ngoi den Weg in die Zukunft.
Doch die friedlich, grüne Landschaft birgt auch Wunden. Wer von ihnen hören will, den führt Kapitän Suvannanikhon in das Tal, das vom Fluss wegführt. Hier wachsen Reis und Gemüse. Bauern pflügen mit Wasserbüffeln ihre Felder. Eine halbe Stunde vom Dorf entfernt liegt eine Höhle.
In der Öffnung verschwindet ein Bach unter den Felsen. Es ist feucht und kalt und dunkel. Die Höhle verzweigt sich tief in den Berg hinein. Hier hat Suvannanikhon als Achtjähriger gelebt:
"Diese Höhle war unser einziger Schutz vor den Helikoptern und den Flugzeugen der US-Amerikaner. Vier Jahre lang haben sie immer wieder unser Dorf bombardiert, unsere Felder und unseren Wald in Brand gesteckt. Wir konnten damals nicht raus, selbst der Schulunterricht hat hier in der Höhle stattgefunden."
Während des Vietnamkrieges führten die USA einen nie erklärten Krieg gegen Laos. In fünf Jahren warfen sie mehr Bomben auf Laos als auf Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg. Die Bomben sollten die Nachschubwege des nordvietnamesischen Vietkongs treffen. Der Vietnamkrieg ist längst vorbei, die vielen Minen und nicht explodierten Bomben versetzen die Bürger von Muang Ngoi aber immer noch in Schrecken. In die grünen Wälder darf niemand hinein. Wie lang noch, das weiß keiner zu sagen.
Am nächsten Tag arbeitet der hagere Mann wieder als Kapitän. Acht Touristen wollen nach Luang Prabang. In Nong Khiao steigen einige Laoten aus, um die letzte Etappe mit dem Bus zu reisen. Nun sitzen die Touristen alleine im Boot. Sie fotografieren, lesen und dösen; bis ein Ponton in Sicht kommt.
Fünf Chinesen stehen darauf. Einer taucht hinab und saugt mit einem Rohr Sand auf den Ponton. Daraus sieben die anderen Gold. Die Anwesenheit der Touristen ist ihnen unangenehm. Legal scheint ihre Arbeit jedenfalls nicht zu sein. Wer aber schützt sie? Vielleicht die Armee, die hier auch Holz einschlägt, obwohl die Regierung dies längst verboten hat?
Die Goldwäscher vom Nam Ou sind Sinnbild für ein Land, in dem die sozialistischen Führer sich wie Manchesterkapitalisten benehmen. Alle Schätze des Landes werden ausgebeutet und Feil geboten - Gold, Bäume, Strom und die Schönheit des Landes.
Dabei bringt alle Gier, alles Greifen den Menschen nur Leid und Schmerz. Die vielen Hundert Buddha-Statuen in der Höhle von Pak Ou erinnern die Menschen an diese buddhistische Sicht der Dinge. Steile Treppen führen zur Höhle hinauf. Oben riecht es nach Weihrauch und Moder. Die Menschen verneigen sich vor den kleinen und großen Statuen, manche halb zerfallen, andere 200 Jahre alt.
Wer etwas über seine Zukunft wissen will, schüttelt den Becher mit den nummerierten Stäbchen. Welches zuerst heraus fällt, verweist auf einen Sinnspruch aus Papier. Der Ort ist mit Bedacht gewählt. Von hier oben blickt man auf den Nam Ou, der hier zu existieren aufhört, weil sich sein Wasser in den Mekong ergießt. Symbol dafür, dass alles auf der Welt vergänglich ist. Wie die Reise. Von den Höhlen aus steuert das Boot eine halbe Stunde den Mekong hinunter. Dort legt Kapitän Suvannanikhon neben einer großen Dschunke an.
Luang Prabang. Die alte Königsstadt mit ihren kolonialen Bauwerken, ihren Tempeln und Pagoden, ihren vergoldeten Buddha-Figuren und Schreinen. Oben auf der Straße empfängt ungewohnter Lärm die Nam-Ou-Fahrer. Autos zwängen sich an parkenden Bussen vorbei. Rikschafahrer buhlen um Kundschaft. Gasthaus reiht sich an Gasthaus, Hotel an Internetcafe. Frauen und Männer mit schweren Rucksäcken eilen durch die Straßen und suchen Zimmer. Drängeln, Hupen, Weiterkommen heißt die Devise. Nirgends schlägt der Puls in Laos schneller als in der heiligen Stadt.
Ruhe findet man nur noch in den großzügig angelegten Tempelanlagen und Klöstern. In ihnen leben die Mönche nach uralten Regeln. Sie stehen noch vor fünf Uhr auf. Um zu beten. Um zu meditieren. Dann wandern sie in ihren orangenfarbenen Kutten die Straßen hinab und bitten die Bewohner um ein wenig zu Essen. Es ist ein uraltes Ritual. Am Wegesrand knien Frauen und beten. Jedem Mönch, der sein Gefäß hinhält, werfen sie ein wenig Reis oder Gemüse hinein.
In den Vororten Luang Prabangs bleibt es ein privates Ritual, im Zentrums verkommt es zum Event. Hunderte von Touristen gaffen und fotografieren. Es ist als würden Heerscharen von Touristen in eine Kirche eindringen und Christen beim Abendmahl fotografieren. Der Mönch Satou Onkeo Kittiphattho fordert von den Touristen deshalb mehr Respekt.
"Luang Prabang ist ein sehr heiliger Platz, den viele Touristen nicht respektieren. Sie ziehen ihre Schuhe im Tempel nicht aus, sie fotografieren ohne nachzudenken und sie sprechen Mönche an, obwohl sie das nicht tun sollten."
Der Mönch mit der Brille auf seinem runden Gesicht tadelt aber nicht nur.
"Aber wir freuen uns auch darüber, dass viele Christen sich für den Buddhismus zu interessieren beginnen. Dank ihrer Spenden können wir sogar unsere Klöster restaurieren."
Luang Prabang ist immer noch eine reizvolle Stadt, weil sich buddhistische und französische Architektur so trefflich ergänzen. Langsam aber bilden die Laoten eine Minderheit. In Luang Prabang hinterlässt die Öffnung des Landes Wunden. Nur noch wenige Laoten können sich die teuren Mieten im Zentrum leisten. Inzwischen fliegen Airlines die Stadt von Bangkok aus direkt an. Investoren wollen weitere 12.000 Betten errichten in der Stadt mit seinen 48.000 Einwohnern. Sie lockt das schnelle Geld. Ob die Stadt dann noch etwas von der gemächlichen Ruhe ausstrahlt? Mönch Satou Onkeo bleibt gelassen:
"Mit der Öffnung unseres Landes kommen viele Touristen zu uns. Das bringt uns positive wie negative Entwicklungen. So wie jede Tat positive wie negative Auswirkungen hat."
Diese Gelassenheit spürt man bei vielen Laoten. Die meisten denken positiv und blicken optimistisch in die Zukunft. Dass Fremde ihr Land besuchen, das begrüßen die meisten hier. Denn Touristen bedeuten Arbeit, höhere Einkommen, bessere Bildung. Darüber hinaus sind Touristen auch Botschafter einer Kultur, auf die viele Laoten neugierig sind. Negative Veränderungen befürchten sie vom Besucheransturm nicht, sagt auch Kapitän Suvannanikhon aus Muang Ngoi.
"Die Touristen bringen unserem Dorf ein wenig Wohlstand und mehr Einkommen. Deshalb versuchen wir, die Wünsche der Touristen zu befriedigen. Aber unsere Kultur und Lebensweise werden wir auch für sie niemals aufgeben."
Suvannanikhon sitzt entspannt in seinem Boot und blickt den Mekong hinab. Wer ihn da so ruhig sitzen sieht, der glaubt ihm aufs Wort. Wie die meisten Laoten besitzt er wenig materielle Reichtümer, dafür aber einen unerschütterlichen Glauben. Dieser Ruhe wegen kommen Touristen in das kleine Land. Von der Ruhe bekommen sie aber nicht viel mehr als einen Eindruck. Denn kaufen kann man diese Zuversicht auch in Zukunft nicht.
"In der Trockenzeit muss man den Fluss schon sehr genau kennen. Es gibt viele flache Stellen und gefährliche Felsen knapp unter der Wasseroberfläche. Gerade in den Stromschnellen finden wir manchmal kaum eine Rinne."
Khannga vertäut das Boot am Ufer. Seine Passagiere eilen in die Stadt hinauf. Andere laden Reissäcke, Gemüse, Baumrinde aus. Morgen ist Markttag in Muang Khwa. Deshalb kommen viele Flussanrainer mit dem Boot in die kleine Stadt.
Der Nam Ou entspringt in der Provinz Pongsaly im Norden und ergießt sich bei Luang Prabang in den Mekong. 448 Kilometer ist er lang - doch mehr als ein paar Verkehrsknotenpunkte gibt es nicht. Der Fluss fließt durch unberührtes Land, vorbei an Dörfern ohne Straßen. Einziges Verkehrsmittel sind hier die langen, schmalen Wassertaxis.
Zumindest bis Nong Khiao im Süden. Hier endet seit Ende des letzten Jahrtausends die Straße von Luang Prabang. Das letzte Stück fahren die Laoten deshalb mit dem Bus. Der ist schneller und billiger. Am Unterlauf transportieren die Wassertaxis heute nur noch Touristen.
Auch deshalb symbolisieren die Wassertaxis den Wandel im Land. Auf dem Nam Ou stoßen Moderne und Tradition zusammen, trifft Zukunft auf Vergangenheit. Die Landschaft entlang des Flusses ist ein Mikrokosmos, der alle Vor- und Nachteile der Öffnung auf engstem Raum widerspiegelt. Deshalb kann man die Gegensätze hier auch so gut studieren. Am besten vom Wassertaxi aus - auf einer Fahrt von Muang Khwa im Norden bis in die ehemalige Hauptstadt Luang Prabang.
Sodthichack sitzt vor seinem Kiosk und schnitzt an einer Buddha-Figur. Manchmal hält er inne, schaut den Frauen zu, wie sie ihre Kleider im Fluss waschen. Oder er blickt auf, wenn mal wieder ein Lastwagen aus Vietnam die Straße hinunter dröhnt. Dann sieht er, wie der Fährmann im Motorraum seines Schleppers verschwindet. Der Diesel pustet schwarzen Rauch in die Luft. Ächzend schiebt der Schlepper den Ponton auf die andere Seite. Der Lastwagen müht sich die Straße hoch. Dann legt sich wieder eine träge Ruhe über die kleine Stadt.
Bis sich wieder ein Brummen erhebt und das nächste Wassertaxi um die Kurve biegt. Männer schleifen Säcke und Kisten an das Ufer. Sie sind gepackt mit Reis, mit Fleisch, mit Gemüse. Waren für die Städter. Ihre Besitzer verkaufen sie in Muang Khwa oder sie fahren in die nächst größere Stadt. Muang Khwa ist für die Flussanrainer das Tor zur Welt, weiß Kioskbesitzer Sodthichack.
"Von Muang Khwa aus fahren Busse in alle großen Städte im Nordwesten. Auf unserem Markt verkaufen die Bauern Gemüse, Getreide, Rinder oder Hühner. Dafür kaufen sie dann Werkzeug, Kerosin, Seife, Zigaretten. Von diesem Handel lebt unsere Stadt."
Muang Khwa ist der wichtigste Verkehrsknotenpunkt am Oberlauf des Flusses, im Grund aber ein verschlafenes Nest aus Häusern und Hütten, ein paar Läden und Hotels. Hier ist vom Aufbruch des Landes nichts zu spüren. Dabei hat die Zentralregierung hier Großes vor. Am Oberlauf des Nam Ou will sie einen Staudamm errichten. Er soll Strom produzieren, den die Regierung nach China oder Vietnam exportieren will. Ob die Bewohner das auch wollen? Gefragt habe sie keiner, sagt Sodthichack. Er selbst ist sich unschlüssig.
"Sollte der Damm wirklich gebaut werden, wäre das gut für uns, wenn wir ebenfalls mit Strom beliefert würden, denn heute bricht das Stromnetz jeden Tag zusammen. Allerdings muss sicher sein, dass wir den Nam Ou auch künftig als Transportweg nutzen können."
Noch verhindert keine Staumauer die Fahrt auf dem Fluss. Noch können die Bewohner der nördlich liegenden Dörfer Muang Khwa ohne Mühen besuchen. Um ihre Waren zu verkaufen. Um zu feiern. Denn hier gibt es Angebote, die es in seinem Dorf nicht gibt, sagt der junge Thammasong.
"Hier gibt es eine Diskothek und mehrere Bars. Man kann hier ungestört mit Mädchen flirten. In unserem Dorf dagegen schaut doch jeder, das macht die Sache kompliziert."
Nun muss er zusammen mit seinen Freunden zurück, zu ihren Familien und zu den Feldern. Den Fahrschein kaufen sie im "Öffentlichen Kommunikationsbüro". Das Büro ist nicht mehr als ein kleiner Bretterverschlag. Dahinter residiert ein kleiner, hagerer Mann. Er bestimmt über Tickets und Preise und darüber welcher Kapitän die nächste Fuhre fährt. Es ist ein Überbleibsel aus der sozialistischen Zeit. Sie verhindert, dass man seinen Preis selbst verhandeln kann. Es verhindert aber auch, dass jeder Passagier von einer ungestümen Horde aus Kapitänen bestürmt wird.
Einige Touristen stehen verloren vor dem Schalter. Sie wollen nach Muang Ngoi, einem Touristenort, fünf Bootsstunden weiter südlich. Noch aber fehlen genügend Passagiere. Vielleicht kommen sie in der nächsten Stunde, vielleicht am nächsten Tag. Also setzen sie sich in die Suppenküche nebenan. Brühe brodelt hier in einem großen Topf. Auf dem Tisch stehen Essig, Sojasoße, Chilis und Kräuter. Alles ist frisch. Selbst die Ente wird gleich neben dem Tisch geschlachtet, wenn einer Suppe mit Fleisch bestellt.
Unten am Fluss sind neue Gäste eingetroffen. Auch sie wollen nach Muang Ngoi. Kapitän Suvannanikhon freut sich über die Tour. Sie bringt auch ihn wieder nach Hause. Einen Tag hat er gewartet, die Nacht in seinem Boot verbracht. Jetzt verstaut er Säcke und Kartons. Die Passagiere setzen sich auf winzige Campingstühle oder legen sich auf die Säcke im Boot.
Der Kapitän gibt Gas. Schnell verschwindet die kleine Stadt. Das Boot fliegt an Feldern vorbei, an Holzplantagen, kahl geschlagenen Hügeln und Sandbänken. Kühe und Wasserbüffel dösen in der Mittagshitze. Plötzlich drosselt der Kapitän seinen Motor. Am Ufer steht ein Mann und winkt. Ann Hoen kommt an Bord. Er grinst über beide Ohren, so als habe er der Welt einen Streich gespielt. Der 38-Jährige verbreitet gute Laune und riecht nach Alkohol.
"Gestern bin ich ans Ufer gelaufen, um auf das Boot zu warten. Weil es nicht kam und ich nichts zu tun hatte, bin ich herumgelaufen. Dann habe ich mit ein paar Leuten Fisch gegrillt und wir haben eine Flasche Whiskey geteilt."
Die Ungewissheit gehört in Laos zum Leben wie Chilischoten in die Suppe. Die Menschen leben von ihren Äckern und was in der Natur wächst. Ann Hoen hat vier Tage Rinde in den Bergen gesammelt. Daraus machen sie in Luang Prabang Hand geschöpftes Papier. Nun will es Ann Hoen an einen Händler verkaufen. Dafür aber muss er nach Ban Sopsam.
Ban Sopsam ist ein besonderes Dorf. Hier weben die Frauen noch ihre Kleider aus Baumwolle und selbst gemachter Seide. Vor allem aber weben sie Schals und Tücher, seit Touristen den Ort immer häufiger besuchen kommen. Die Dorfstraße gleicht einer Einkaufsstraße. An jedem Haus hängen rote, gelbe oder grüne Schals. Sie sind verziert mit traditionellen Mustern.
Daneben sitzen Frauen an ihren Webstühlen und verweben Baumwolle mit der selbst gemachten Seide. Mae Phet holt einen Korb aus ihrer Hütte. Darin kriechen unzählige Seidenraupen auf frischen Maulbeerblättern. Viele Touristen verziehen angeekelt ihre Gesichter und bringen Mae Phet und die anderen zum Lachen. Die Besucher jedenfalls haben den Ort ganz schön verändert, weiß die 31-jährige Mutter.
"Bevor die Touristen zu uns kamen, haben wir lediglich unsere eigenen Kleider hergestellt. Nun aber produzieren wir mehr und mehr für die Reisenden aus aller Welt."
Unten am Fluss lädt Kapitän Suvananikhon Kokosnüsse ein. Wenn er sie denn zu greifen bekommt. Denn statt die Früchte einzeln die steile Böschung zu tragen, kullert er sie einfach den Abhang hinunter. Manche platschen ins Wasser und treiben ab. Andere schlagen gegen das Boot. Kapitän Suvannanikhon wirft sie ins Boot. hat Mühe, die davon treibenden Nüsse zu fangen. Dann aber sind die Nüsse verstaut.
Von Ban Sopsam ist es nicht mehr weit zum ersten Etappenziel. Das Boot passiert eine Schlucht mit glatten steilen Felshängen. Wie wach gewordene Riesen ragen die Felsen in den Himmel und verdecken die Sonne. Die Passagiere frösteln und streifen sich ihre Jacken über. Noch eine Biegung, dann kommt Muang Ngoi in Sicht. Es ist ein Dorf wie von einem anderen Stern. Auf der Uferböschung reiht sich Terrasse an Terrasse. Touristen sitzen in der Abendsonne. Manche lesen oder essen. Andere genießen den Blick auf den mäandernden Fluss, genießen die majestätisch aufragenden Bergspitzen, die wie Zacken einer Krone in der Sonne glänzen.
Mittendrin liegt Muang Ngoi, verdeckt von Kokospalmen und Bananenstauden, von wucherndem Grün. Eine Schule, ein Tempel, 50 Hütten und Häuser. Und eine Dorfstraße, auf der noch nie ein Auto oder Motorrad gefahren ist.
Die Leute hier gehen früh zu Bett. Spätestens wenn der Generator keinen Strom mehr produziert. Dann wird es still. Unheimlich still. Bis das Konzert der Grillen einen in den Schlaf singt und bis die Hähne vom neuen Tag künden.
Bevor die ersten Touristen wach werden, ziehen die Mönche die Straße hinab. Sie singen und beten und bitten um ein wenig Essen, so wie es der buddhistischen Tradition entspricht. In dem kleinen Ort treffen westliche Kultur und laotische Lebensweise aufeinander ohne sich abzustoßen. Muang Ngoi ist so etwas wie ein Grenzort. Die Bewohner leben einen fröhlichen Spagat zwischen Buddhismus, Sozialismus und Kapitalismus. Sie haben in dem Dreieck zu einem Gleichgewicht gefunden, das sie jeden Tag neu austarieren müssen. Den anderen Dörfern weist Muang Ngoi den Weg in die Zukunft.
Doch die friedlich, grüne Landschaft birgt auch Wunden. Wer von ihnen hören will, den führt Kapitän Suvannanikhon in das Tal, das vom Fluss wegführt. Hier wachsen Reis und Gemüse. Bauern pflügen mit Wasserbüffeln ihre Felder. Eine halbe Stunde vom Dorf entfernt liegt eine Höhle.
In der Öffnung verschwindet ein Bach unter den Felsen. Es ist feucht und kalt und dunkel. Die Höhle verzweigt sich tief in den Berg hinein. Hier hat Suvannanikhon als Achtjähriger gelebt:
"Diese Höhle war unser einziger Schutz vor den Helikoptern und den Flugzeugen der US-Amerikaner. Vier Jahre lang haben sie immer wieder unser Dorf bombardiert, unsere Felder und unseren Wald in Brand gesteckt. Wir konnten damals nicht raus, selbst der Schulunterricht hat hier in der Höhle stattgefunden."
Während des Vietnamkrieges führten die USA einen nie erklärten Krieg gegen Laos. In fünf Jahren warfen sie mehr Bomben auf Laos als auf Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg. Die Bomben sollten die Nachschubwege des nordvietnamesischen Vietkongs treffen. Der Vietnamkrieg ist längst vorbei, die vielen Minen und nicht explodierten Bomben versetzen die Bürger von Muang Ngoi aber immer noch in Schrecken. In die grünen Wälder darf niemand hinein. Wie lang noch, das weiß keiner zu sagen.
Am nächsten Tag arbeitet der hagere Mann wieder als Kapitän. Acht Touristen wollen nach Luang Prabang. In Nong Khiao steigen einige Laoten aus, um die letzte Etappe mit dem Bus zu reisen. Nun sitzen die Touristen alleine im Boot. Sie fotografieren, lesen und dösen; bis ein Ponton in Sicht kommt.
Fünf Chinesen stehen darauf. Einer taucht hinab und saugt mit einem Rohr Sand auf den Ponton. Daraus sieben die anderen Gold. Die Anwesenheit der Touristen ist ihnen unangenehm. Legal scheint ihre Arbeit jedenfalls nicht zu sein. Wer aber schützt sie? Vielleicht die Armee, die hier auch Holz einschlägt, obwohl die Regierung dies längst verboten hat?
Die Goldwäscher vom Nam Ou sind Sinnbild für ein Land, in dem die sozialistischen Führer sich wie Manchesterkapitalisten benehmen. Alle Schätze des Landes werden ausgebeutet und Feil geboten - Gold, Bäume, Strom und die Schönheit des Landes.
Dabei bringt alle Gier, alles Greifen den Menschen nur Leid und Schmerz. Die vielen Hundert Buddha-Statuen in der Höhle von Pak Ou erinnern die Menschen an diese buddhistische Sicht der Dinge. Steile Treppen führen zur Höhle hinauf. Oben riecht es nach Weihrauch und Moder. Die Menschen verneigen sich vor den kleinen und großen Statuen, manche halb zerfallen, andere 200 Jahre alt.
Wer etwas über seine Zukunft wissen will, schüttelt den Becher mit den nummerierten Stäbchen. Welches zuerst heraus fällt, verweist auf einen Sinnspruch aus Papier. Der Ort ist mit Bedacht gewählt. Von hier oben blickt man auf den Nam Ou, der hier zu existieren aufhört, weil sich sein Wasser in den Mekong ergießt. Symbol dafür, dass alles auf der Welt vergänglich ist. Wie die Reise. Von den Höhlen aus steuert das Boot eine halbe Stunde den Mekong hinunter. Dort legt Kapitän Suvannanikhon neben einer großen Dschunke an.
Luang Prabang. Die alte Königsstadt mit ihren kolonialen Bauwerken, ihren Tempeln und Pagoden, ihren vergoldeten Buddha-Figuren und Schreinen. Oben auf der Straße empfängt ungewohnter Lärm die Nam-Ou-Fahrer. Autos zwängen sich an parkenden Bussen vorbei. Rikschafahrer buhlen um Kundschaft. Gasthaus reiht sich an Gasthaus, Hotel an Internetcafe. Frauen und Männer mit schweren Rucksäcken eilen durch die Straßen und suchen Zimmer. Drängeln, Hupen, Weiterkommen heißt die Devise. Nirgends schlägt der Puls in Laos schneller als in der heiligen Stadt.
Ruhe findet man nur noch in den großzügig angelegten Tempelanlagen und Klöstern. In ihnen leben die Mönche nach uralten Regeln. Sie stehen noch vor fünf Uhr auf. Um zu beten. Um zu meditieren. Dann wandern sie in ihren orangenfarbenen Kutten die Straßen hinab und bitten die Bewohner um ein wenig zu Essen. Es ist ein uraltes Ritual. Am Wegesrand knien Frauen und beten. Jedem Mönch, der sein Gefäß hinhält, werfen sie ein wenig Reis oder Gemüse hinein.
In den Vororten Luang Prabangs bleibt es ein privates Ritual, im Zentrums verkommt es zum Event. Hunderte von Touristen gaffen und fotografieren. Es ist als würden Heerscharen von Touristen in eine Kirche eindringen und Christen beim Abendmahl fotografieren. Der Mönch Satou Onkeo Kittiphattho fordert von den Touristen deshalb mehr Respekt.
"Luang Prabang ist ein sehr heiliger Platz, den viele Touristen nicht respektieren. Sie ziehen ihre Schuhe im Tempel nicht aus, sie fotografieren ohne nachzudenken und sie sprechen Mönche an, obwohl sie das nicht tun sollten."
Der Mönch mit der Brille auf seinem runden Gesicht tadelt aber nicht nur.
"Aber wir freuen uns auch darüber, dass viele Christen sich für den Buddhismus zu interessieren beginnen. Dank ihrer Spenden können wir sogar unsere Klöster restaurieren."
Luang Prabang ist immer noch eine reizvolle Stadt, weil sich buddhistische und französische Architektur so trefflich ergänzen. Langsam aber bilden die Laoten eine Minderheit. In Luang Prabang hinterlässt die Öffnung des Landes Wunden. Nur noch wenige Laoten können sich die teuren Mieten im Zentrum leisten. Inzwischen fliegen Airlines die Stadt von Bangkok aus direkt an. Investoren wollen weitere 12.000 Betten errichten in der Stadt mit seinen 48.000 Einwohnern. Sie lockt das schnelle Geld. Ob die Stadt dann noch etwas von der gemächlichen Ruhe ausstrahlt? Mönch Satou Onkeo bleibt gelassen:
"Mit der Öffnung unseres Landes kommen viele Touristen zu uns. Das bringt uns positive wie negative Entwicklungen. So wie jede Tat positive wie negative Auswirkungen hat."
Diese Gelassenheit spürt man bei vielen Laoten. Die meisten denken positiv und blicken optimistisch in die Zukunft. Dass Fremde ihr Land besuchen, das begrüßen die meisten hier. Denn Touristen bedeuten Arbeit, höhere Einkommen, bessere Bildung. Darüber hinaus sind Touristen auch Botschafter einer Kultur, auf die viele Laoten neugierig sind. Negative Veränderungen befürchten sie vom Besucheransturm nicht, sagt auch Kapitän Suvannanikhon aus Muang Ngoi.
"Die Touristen bringen unserem Dorf ein wenig Wohlstand und mehr Einkommen. Deshalb versuchen wir, die Wünsche der Touristen zu befriedigen. Aber unsere Kultur und Lebensweise werden wir auch für sie niemals aufgeben."
Suvannanikhon sitzt entspannt in seinem Boot und blickt den Mekong hinab. Wer ihn da so ruhig sitzen sieht, der glaubt ihm aufs Wort. Wie die meisten Laoten besitzt er wenig materielle Reichtümer, dafür aber einen unerschütterlichen Glauben. Dieser Ruhe wegen kommen Touristen in das kleine Land. Von der Ruhe bekommen sie aber nicht viel mehr als einen Eindruck. Denn kaufen kann man diese Zuversicht auch in Zukunft nicht.