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Lasern am Auge

Nie wieder eine Brille oder Kontaktlinsen. Um optimal sehen zu können, kann eine Laserbehandlung eine vorhandene Kurz- oder Weitsichtigkeit ausgleichen. Wichtig ist die Beratung des Patienten vor der Behandlung.

Von Jochen Steiner | 27.09.2011
    "Ich lade jetzt die Behandlungsdaten des ersten Patienten in das Lasersystem."

    Universitätsklinikum Frankfurt am Main, Gebäude 8B, Augenheilkunde. Oliver Klaproth, Diplom-Ingenieur für Augenoptik, sitzt im Operationsraum vor einer Laserapparatur, die entfernt an einen Behandlungsstuhl beim Zahnarzt erinnert. Nur, dass es hier mehr Monitore gibt. Oliver Klaproth berührt einen davon und es erscheinen die für die Operation relevanten Daten von Rico S. Der junge Mann sitzt bereits im Nebenraum und wartet darauf, dass es los geht. Rico ist kurzsichtig und leidet an einer starken Hornhautverkrümmung, daher ist er sehr lichtempfindlich. Er will sich gleich beide Augen lasern lassen, genauer gesagt, die Hornhaut.

    "Wegen meinem Berufswunsch der Polizei. Sie haben gewisse Anforderungen: ohne Sehhilfe. Und die werden momentan nicht erfüllt, danach schon."

    Im OP sind Ricos Daten nun geladen.

    "Man sieht verschiedene Parameter: einmal die Brillenwerte des Patienten, man sieht die Größe der Optikzone, die wir behandeln, in diesem Fall sieben Millimeter Durchmesser. Man sieht die Hornhautdicke des Patienten, im Zentrum 539 Mikrometer. Man sieht den Gesamtabtrag, 59 Mikrometer werden abgetragen von der Hornhaut, und man sieht hier in der 3D-Simulation quasi das Abtragsprofil."

    Bei einer ausführlichen Voruntersuchung ermittelten Optiker und Augenärzte in der Uniklinik weitere Werte von Ricos Augen. All diese Daten liegen nun dem Laser vor, der die Korrektur an Ricos Hornhaut gleich computergesteuert durchführen wird.

    "Der Patient wird jetzt auf die OP vorbereitet, das heißt wir haben jetzt noch mal Betäubungströpfchen gegeben, der Patient wird unter dem Laser zentriert und wir warten jetzt auf den Professor, dass die OP los geht."

    Professor Thomas Kohnen betritt kurze Zeit später in grüner Arbeitskleidung den Operationsraum. Er setzt sich an den Laser und blickt durch eine Art Mikroskop direkt in Ricos rechtes Auge.

    "Sie machen mal bitte die Augen ganz weit auf."

    Eine kleine Spange verhindert, dass Rico mit dem Auge blinzelt.

    "So, wir haben jetzt hier eine sterile Abdeckung. Schauen Sie bitte mal schön in das helle Licht. Sie sehen jetzt hier in der Mitte ein kleines Lichtchen, das blinkt etwas, ja? Welche Farbe hat das für Sie? – Grün – Ja, schauen Sie schön auf das grüne Licht."

    Mit einem Gerät, das an eine elektrische Zahnbürste erinnert, entfernt Thomas Kohnen nun an der entsprechenden Stelle die äußerste Schicht der Hornhaut. Dieser Eingriff wird Oberflächenbehandlung genannt und eigentlich nur dann angewendet, wenn die Hornhaut eine bestimmte Dicke unterschreitet. Das ist bei Rico zwar nicht der Fall, aber er besitzt durch einen Unfall auf der Hornhaut des rechten Auges eine Narbe. Deshalb haben sich die Augenärzte bei ihm für die Oberflächenbehandlung entschieden. Bei ausreichender Hornhautdicke wird in der Regel der sogenannte Femto-Sekundenlaser eingesetzt, der einen kleinen Lappen aus der äußeren Hornhautschicht ausschneidet. Diesen Lappen können die Ärzte nach dem zweiten Lasereingriff, der etwa eine Weitsichtigkeit ausgleicht, wieder zurückklappen. Diese Behandlung ist nahezu schmerzfrei und die Heilung verläuft schneller, als bei der Oberflächenbehandlung.

    "So, schauen Sie jetzt noch mal auf´s grüne Licht, jetzt geht´s nämlich weiter, jetzt kommt schon die Laserbehandlung, es geht jetzt zügig. Weiterhin in die Mitte schauen. Sehr gut, es ist alles so schön. So, jetzt findet der Laserabtrag gerade statt, die Hornhaut wird also abladiert, um so den Refraktionsfehler zu korrigieren."

    In weniger als 30 Sekunden hat der Laser die vorgegebene Menge Hornhaut abgetragen, kaum mehr, als die Dicke eines Haares. Danach setzt Thomas Kohnen eine Kontaktlinse in Ricos rechtes Auge ein, die die behandelte Stelle schützen soll – so lange, bis die Hornhaut wieder verheilt ist, was einige Tage dauern kann.

    Dann ist das linke Auge an der Reihe. Nach 30 Minuten ist die Operation zu Ende. In den nächsten Tagen muss Rico täglich in der Augenklinik vorbeischauen, damit die Ärzte den Heilungsprozess überwachen können. Viel Wert legt Thomas Kohnen auch auf die Beratung des Patienten vor der Behandlung.

    "Es ist ja so, dass die refraktiv-chirurgischen Maßnahmen heute mit ganz ganz geringen Komplikationen einhergehen. Und trotzdem, man darf darüber reden und man sollte darüber sprechen, weil es ein operativer Eingriff ist."

    Auch zur Sprache kommen sollte, ob eine Laser-Behandlung unter bestimmten Voraussetzungen überhaupt sinnvoll ist, oder ob für so manchen Patienten nicht vielleicht ein Linsen-Implantat die bessere Wahl ist – etwa bei der Alterssichtigkeit, erläutert Thomas Kohnen.