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"Lassen sie Ihr Auto Geld verdienen!"

Wenn Geld knapp ist im Studium, gehen die einen zur Blutspende, die anderen verpflichten sich als Versuchskaninchen an der Uniklinik und die nächsten packen Kisten aus beim Discounter. Anzeigen in manchen Zeitungen versprechen "spielend Geld verdienen " oder "als Produkttester ganz bequem 3000 Euro einstreichen". Was hinter den verlockenden Angeboten steckt wollte die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz wissen und untersuchte stichprobenartig die vermeintlich lukrativen Nebenverdienstangebote.

Telefoninterview mit Carmen Gahmig, Rechtsexpertin |
    Pfister: Carmen Gahmig ist Rechtsexpertin bei der Verbraucherzentrale. Was kam bei der Untersuchung heraus?

    Gahmig: Es war sehr vernichtend. Wir mussten feststellen, überall wo Topverdienstmöglichkeiten versprochen wurden, haben leider nur die Anbieter verdient.

    Pfister: Was heißt die Anbieter haben verdient?

    Gahmig: Auf der einen Seite sollten Kontakte über 0190-Nummern und 0900-Mehrwertdienste angerufen werden, das sind relativ teure Nummern. Dafür, dass man nur ne Bandansage hört oder ganz lange dran gehalten wird, um irgendwelche ganz wichtigen Daten aufzunehmen. Also auch da kassiert nur der Anbieter, der sich nicht mehr meldet. Auf der anderen Seite wurde oftmals Vorkasse gefordert oder momentan der große Renner anscheinend ist die Werbung am Auto. Aber auch da heißt es erst mal zahlen, bevor man vermeintlich irgendeine Leistung erhält.

    Pfister: Bleiben wir mal bei dem Beispiel. Das sind Anzeigen mit dem Tenor "Lassen Sie Ihr Auto Geld verdienen"!, da geht's dann wahrscheinlich um Werbefolien, die man auf dem Auto anbringen kann. Wo ist da eigentlich der Pferdefuß?

    Gahmig: Der Pferdefuß ist da: Die Agenturen lassen die Leute zu sich kommen, bewerten die Autos, sagen "Prima, da kann man Werbung drauf anbringen, wir müssen allerdings erst mal 79 Euro von Ihnen bekommen, um Sie in unsere Internet-Datei aufzunehmen" und das ist letztlich auch die einzige Leistung, die diese Agenturen bringen. Das heißt, man wird in irgendeine Datei aufgenommen, die vor sich hindümpelt. Uns ist noch kein Fall bekannt, wo tatsächlich Werbung vermittelt wurde. Es sind bis zu 290 Euro versprochen und es ist uns kein Fall bekannt, wo man tatsächlich mit Werbung am Auto Geld verdienen konnte.

    Pfister: Wo ist der Haken, wenn beispielsweise jemand gesucht wird, der Kugelschreiber montiert oder Briefwurfsendungen eintütet.

    Gahmig: Auch das ist eine üble Abzocker-Masche. Da wird erst einmal Vorkasse für das Material verlangt, dann werden angeblich auch Garantien abgegeben, dass die Ware auch abgenommen wird, wenn sie sorgfältig zusammengestellt wurde. Und dafür gibt es natürlich immer wieder Kriterien, wo es heißt, die Kugelschreiber sind nicht sorgfältig genug zusammen gebaut worden.

    Pfister: Gibt es bestimmte Schlüsselwörter in den Anzeigen?

    Gahmig: Wo Topverdienstmöglichkeiten versprochen werden, wo auch für viel Geld keinerlei Qualifikation vorausgesetzt wird, da soll man einfach vorsichtig sein und vor allem dann, wenn Vorkasse verlangt wird.