Ein verwahrlost wirkender Junger Mann streift durch den Wald. Er springt in einen kleinen See mit Wasserfall, trocknet seine Kleider über einem Feuer, dann nähert er sich einem Haus. Es ist ein prächtiges Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert. Drinnen bröckelt der Putz ab. Ein paar der Möbel sind noch gut in Schuss. Noch mehr aber wirkt herunter gekommen und verfallen.
Blake, der junge Mann, macht sich etwas zu essen. Im Gartenhaus schreibt er etwas nieder und dann setzt er sich in ein großes Zimmer, das mit Schlagzeug und Gitarren zu einem Probenraum umfunktioniert worden ist. Last Days erinnert von Ferne an die Geschichte der letzten Tage von Kurt Cobain, dem Sänger und Gitarristen der Kultband Nirvana, der sich 1994 voll gepumpt mit Heroin mit einer Schrotflinte erschossen hat.
Im engeren Sinne des Erzählkinos aber erzählt Filmregisseur Gus van Sant gar keine Geschichte. Nur winzige Szenen, die sich zu einer Atmosphäre verdichten. Hauptfigur Blake probiert ein Kleid an, ein paar Bandmitglieder und Groupies hängen herum, eine Frau erinnert ihn per Telefon an das gemeinsame Kind, zwei Werber der Zeugen Jehovas mit schmalem Schlips kommen vorbei und ein Vertreter, der für einen Eintrag in den gelben Seiten wirbt. Manchmal greift Blake zur Gitarre, bemüht sich doch noch etwas Musikähnliches zustande zu bringen. Töne, Geräusche, Bilderfetzen. Eine Stimmung des Verfalls.
Manchmal fährt ein Auto vor. Der Musikproduzent will Blake zu einer Tournee überreden. Doch der versteckt sich meist vor den Besuchern. Doch die Natur in die er sich dann zurückzieht besitzt keine Heilkraft mehr für die zerstörte Seele. Gus van Sant hat mit diesem Film nach "Elephant", in dem er ein Seelenportrait der Todesschützen einer Schulschießerei und "Gerry" - in dem es um zwei Männer geht, die sich in der Wüste verirren nun gewissermaßen eine Trilogie amerikanischer Verzweiflungsszenarien vollendet.
Alle drei Filme beziehen sich auf Geschehnisse der 90er Jahre. Gemeinsam haben die neben Gus van Sants eliptischem Improvisationsstil, ein Moment des schwer Begreifbaren und Rätselhaften. Die Filme bieten keine psychologischen Erklärungsmodelle und lüften die Geheimnisse. Vielmehr bleibt Gus van Sant ganz konsequent bei der Momentaufnahme. Noch mehr als die beiden Filme zuvor gleicht "Last Days" einer Installation. Weil er sich dem Geschichten erzählen so konsequent verweigert, tritt der Film auf der Stelle.
Am Ende, wenn die restlichen Bandmitglieder nach Blakes Tod, die Villa verlassen, befinden wir uns wieder in einer ähnlichen Situation wie am Anfang des Films. Wieder begeben sich ganz ähnliche Typen auf die Suche nach Etwas und zweifeln schon daran, ob sie "etwas Besseres als den Tod" überhaupt finden können. Nur in der verzweifelten Suche nach dem Ton scheint eine Alternative zur Sprach und Alternativlosigkeit dieser Verlorenen Generation der Pop-Poeten auf. Und die Wut auf das Instrument, das das innere Gefühlschaos nur unvollkommen abbildet.
Filmregisseur Gus van Sant ist mit seinem Werk ein Solitär im amerikanischen Kino. Immer wieder dreht er ausgesprochen kommerzielle Filme wie "Finding Forrester" oder "Good Will Hunting". Dann wendet er sich wieder dem experimentellen Film zu wie in seinen Anfängen mit "Mala Noche" und "Drugstore Cowboy" und zuletzt wieder mit "Elephant" und "Gerry".
Mit "Last Days" ist ihm ein außergewöhnlicher Film gelungen. So melancholisch wie ein Gemälde von Edward Munch und so düster-poetisch wie ein Gedicht von William Blake. Es mag sein, dass dieser Film von Zuschauermassen nicht gerade gestürmt werden wird, aber jeder, der in Zukunft den Gemütszustand unserer Welt in einem Film zum Thema machen möchte, wird an diesem Meisterwerk des Films als Kunst gemessen werden.
Blake, der junge Mann, macht sich etwas zu essen. Im Gartenhaus schreibt er etwas nieder und dann setzt er sich in ein großes Zimmer, das mit Schlagzeug und Gitarren zu einem Probenraum umfunktioniert worden ist. Last Days erinnert von Ferne an die Geschichte der letzten Tage von Kurt Cobain, dem Sänger und Gitarristen der Kultband Nirvana, der sich 1994 voll gepumpt mit Heroin mit einer Schrotflinte erschossen hat.
Im engeren Sinne des Erzählkinos aber erzählt Filmregisseur Gus van Sant gar keine Geschichte. Nur winzige Szenen, die sich zu einer Atmosphäre verdichten. Hauptfigur Blake probiert ein Kleid an, ein paar Bandmitglieder und Groupies hängen herum, eine Frau erinnert ihn per Telefon an das gemeinsame Kind, zwei Werber der Zeugen Jehovas mit schmalem Schlips kommen vorbei und ein Vertreter, der für einen Eintrag in den gelben Seiten wirbt. Manchmal greift Blake zur Gitarre, bemüht sich doch noch etwas Musikähnliches zustande zu bringen. Töne, Geräusche, Bilderfetzen. Eine Stimmung des Verfalls.
Manchmal fährt ein Auto vor. Der Musikproduzent will Blake zu einer Tournee überreden. Doch der versteckt sich meist vor den Besuchern. Doch die Natur in die er sich dann zurückzieht besitzt keine Heilkraft mehr für die zerstörte Seele. Gus van Sant hat mit diesem Film nach "Elephant", in dem er ein Seelenportrait der Todesschützen einer Schulschießerei und "Gerry" - in dem es um zwei Männer geht, die sich in der Wüste verirren nun gewissermaßen eine Trilogie amerikanischer Verzweiflungsszenarien vollendet.
Alle drei Filme beziehen sich auf Geschehnisse der 90er Jahre. Gemeinsam haben die neben Gus van Sants eliptischem Improvisationsstil, ein Moment des schwer Begreifbaren und Rätselhaften. Die Filme bieten keine psychologischen Erklärungsmodelle und lüften die Geheimnisse. Vielmehr bleibt Gus van Sant ganz konsequent bei der Momentaufnahme. Noch mehr als die beiden Filme zuvor gleicht "Last Days" einer Installation. Weil er sich dem Geschichten erzählen so konsequent verweigert, tritt der Film auf der Stelle.
Am Ende, wenn die restlichen Bandmitglieder nach Blakes Tod, die Villa verlassen, befinden wir uns wieder in einer ähnlichen Situation wie am Anfang des Films. Wieder begeben sich ganz ähnliche Typen auf die Suche nach Etwas und zweifeln schon daran, ob sie "etwas Besseres als den Tod" überhaupt finden können. Nur in der verzweifelten Suche nach dem Ton scheint eine Alternative zur Sprach und Alternativlosigkeit dieser Verlorenen Generation der Pop-Poeten auf. Und die Wut auf das Instrument, das das innere Gefühlschaos nur unvollkommen abbildet.
Filmregisseur Gus van Sant ist mit seinem Werk ein Solitär im amerikanischen Kino. Immer wieder dreht er ausgesprochen kommerzielle Filme wie "Finding Forrester" oder "Good Will Hunting". Dann wendet er sich wieder dem experimentellen Film zu wie in seinen Anfängen mit "Mala Noche" und "Drugstore Cowboy" und zuletzt wieder mit "Elephant" und "Gerry".
Mit "Last Days" ist ihm ein außergewöhnlicher Film gelungen. So melancholisch wie ein Gemälde von Edward Munch und so düster-poetisch wie ein Gedicht von William Blake. Es mag sein, dass dieser Film von Zuschauermassen nicht gerade gestürmt werden wird, aber jeder, der in Zukunft den Gemütszustand unserer Welt in einem Film zum Thema machen möchte, wird an diesem Meisterwerk des Films als Kunst gemessen werden.