Lückert: Wir reden da immer wieder über die gebildeten Schichten, denn wenn wir auf die Masse der Bevölkerung schauen, sind wir natürlich froh, wenn überhaupt Englisch und Französisch verstanden wird. Was will Ad fontes zum Beispiel und was kann ein solches Projekt leisten?
Bode: Es kann vor allem leisten, dass in der Tat da, wo die Aufmerksamkeit für Griechisch und Latein zurückgegangen ist, wieder mehr zugehört wird. Dass Latein zunächst einmal nicht aus dem Bildungskanon heraus gedrängt wird, da es ja allerhand Begehrlichkeiten gibt, neuere Unterrichtsinhalte in den Schulunterricht zu integrieren und hier auch vielleicht mehr in der Öffentlichkeit zu wirken, damit der Lateinlehrer, der in seiner Schule für das Fach Latein nicht mehr so ganz alleine ist und sich in einem Rechtfertigungsdruck befindet, der der Sache einfach nicht angemessen ist, der auch den Tatsachen in Deutschland zumindest nicht angemessen ist. Da ist denke ich was zu leisten, wenn wir denn diese Öffentlichkeit leisten, die Ad fontes anstrebt.
Lückert: In Weimar gab es in dieser Woche zum elften Mal den Wettbewerb mit dem Titel "Lebendige Antike". Haben Sie denn in den neuen Bundesländern vergleichsweise mehr Zuspruch?
Bode: In kann in dem Fall wahrscheinlich nur für Thüringen als Beispiel sprechen. Was die Quote, also die Zahl der Schüler, die Latein wählen im Vergleich zur Gesamtschülerzahl des Landes, betrifft, da hat sich Thüringen auf Platz sieben im Bundesvergleich hochgearbeitet, hat also schon eine ganze Reihe alter Bundesländer zurückgelassen. Ob es in den neuen Bundesländern leichter ist, das wage ich eigentlich zu bezweifeln, weil wir noch immer einen ganz erheblichen Mangel an Fachlehrern haben.
Lückert: Soll das heißen, es gibt keine Lateinlehrer?
Bode: Es gibt bundesweit deutlich zu wenig Lateinlehrer. Man kann nur ermutigen, dieses Fach zu studieren.