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Lateinunterricht in einer 5. Klasse

Also, fangen wir an. Salvete, discipuli et discipulae.

Von Armin Himmelrath |
    Salve, Magistra.
    Donnerstag Vormittag, halb 12. In der fünften Klasse des katholischen Irmgardis-Gymnasiums stehen 90 Minuten Lateinunterricht auf dem Stundenplan. Die 24 Schülerinnen und Schüler haben sich alle dafür entschieden, die Sprache der Römer als erste Fremdsprache zu lernen. So wie Moritz, der sich durchaus bewusst ist, damit eine ungewöhnliche Entscheidung getroffen zu haben.

    Am Anfang war ich auch ein bisschen skeptisch, weil viele meiner Freunde gesagt haben, dass es irgendwie eine doofe Sprache ist und eine tote Sprache, aber jetzt hab ich gemerkt, das ist auch gut, weil: Man braucht das für Französisch, Spanisch und so, und das hilft einem dann auch später, weil viele Wörter sind ähnlich.
    Auch Antonia findet, dass die lateinische Sprache gar nicht so tot ist, wie immer wieder behauptet wird.

    Mir gefällt das mit den Vokabeln. In vielen Sprachen findet man diese Wörter wieder, und ich hab mich auch dafür entschieden, weil meine Mutter gesagt hat, wenn ich Latein machen möchte, dann soll ich da auch mit anfangen, und deswegen hab ich auch damit angefangen, weil ich das machen wollte, weil ich auch öfters mal Römerbücher lese und so.
    Dass die Schülerinnen und Schüler so begeistert bei der Sache sind, liegt nicht zuletzt auch an der modernen Sprachdidaktik. Nicht das sture Pauken grammatikalischer Absonderlichkeiten steht dabei im Vordergrund, sondern der lebendige Umgang mit der lateinischen Sprache und ihrer Zeit.

    Gerade sind wir bei unserer 9. Lektion, und da haben wir jetzt diesen Text vom Zirkus Maximus. Das ganze Buch berichtet über so eine Familie, und die gehen da in den Zirkus Maximus, dann sehen die da ganz viele Sachen.

    Im Circus Maximus. Nunc copia equorum camelorum.

    Auch für Lehrerin Barbara Schütte ist der Unterricht mit den jüngsten Schülern des Gymnasiums etwas ganz Besonderes.

    Es macht einfach mehr Spaß mit den Kleineren, die haben viel Lust dazu, die lernen auch schnell. In der 7. Klasse ist man schon durch andere Dinge abgelenkt wie die Pubertät, und in der Fünf ist das ganz prima, weil es schnell geht und weil's den Kindern Spaß macht.

    Meistens jedenfalls. Denn die Stolperstellen, an denen fremde Sprachen schwierig werden, tauchen natürlich auch bei den Fünftklässlern auf, erzählt Patrick.

    Das nicht so Tolle find ich eigentlich, dass es jede Menge Endungen gibt, wir haben jetzt Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ, und sind jede Menge Endungen und jede Menge Vokabeln auch, aber ist immer noch besser als Englisch.

    Sag mir mal so ein paar Endungen, die schwierig sind.

    -is, -arum, also im männlichen Plural Dativ ist -is, im männlichen, nee, Plural weiblich ist auch -is.

    Das ist dann schwer zu unterscheiden?

    Ja.

    Was kann man denn da machen?

    Muss man raten.

    Trotzdem schafft es das Irmgardis-Gymnasium Jahr für Jahr, eine von vier Klassen in der Jahrgangsstufe Fünf mit der Fremdsprache Latein starten zu lassen. Die Viertklässler verschiedener Grundschulen werden dazu frühzeitig in den Lateinunterricht eingeladen, erzählt Barbara Schütte.

    Das beste Argument ist: Latein macht Spaß. Und das zweitbeste: Bei Latein lernt man nicht nur Latein, sondern ganz viele andere Dinge. Andere Sprachen, Geschichte, vielleicht auch Deutsch ein bisschen besser. Man lernt logisches Denken, man lernt, sich zu organisieren, man lernt das Lernen. Und das ist alles gut für Latein.

    Für die Schülerinnen und Schüler zählt außerdem ein anderes Argument: Jeden Donnerstag wird die Doppelstunde durch einen kleinen Film aufgelockert. Mal geht es um die Badethermen im alten Rom, mal um den imposanten Zirkus-Bau, erzählt Antonia.

    Und dieses Filmegucken ist das Beste von der ganzen Woche.

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