Kamera- und Lampenstative werden auf- und abgebaut, eine Kulissenwand wird verschoben, an einem Tisch wird mit diversen Objekten nahe von einiger Mikrofonen hantiert, in kleine Kabinen treten zwei Sprecher, ein Cellist spielt in einer Nische des naturalistischen Dekors. Ein unentwegtes, minutiös einstudiertes und choreografiertes Arbeiten an Geräten, die Bilder, Geräusche, Klänge und auch ein paar Worte hervorbringen, stellt das eigentliche Theatergeschehen dar. Nur so wie am Rande sind daran auch Schauspieler beteiligt, nur sporadisch sind Dialoge zu erleben, fast nichts ist von Strindbergs Drama über Verführung und Macht zu erfahren. Aber über der Bühne hängt eine Leinwand und die Lautsprecher, die das Ergebnis der fleißigen Basteleien vorführen: ein Film mit deutlich melancholischem Grundton, mit zahllosen Großaufnahmen der kleinen Dinge aus dem kleinen Leben der Kristin.
Diese war bei Strindberg nur als Nebenfigur und quasi als leidende Beobachterin der Affäre zwischen ihrem Verlobten Jean und der jungen Fräulein Julie auf der Bühne, hier aber nimmt man ihre Perspektive ein, das Lauschen, das Nachspionieren, die stille Qual. Da aber der stete Fluss der Video-Bilder hier in Echtzeit mit neuen Anblicken gefüttert werden muss, hat man der Kristin von Jule Böwe das Double von Cathleen Gawlich und für deren Hände sogar noch zwei weitere Akteurinnen beigesellt, damit etwa auf eine Halbtotale mit Kristin von Kamera eins eine Großaufnahme in anderem Licht-Setting und an einer anderen Stelle der Bühne von Kamera zwei folgen kann. Wir sehen und hören dank zwei eifrigen Geräuschemacherinnen, wie die Köchin auf dem Herrensitz von Fräulein Julies Vater Feldblumen zum Trocknen in eine Bibel legt, ihrem Jean Nierchen zubereitet, wie sie Kerzen entzündet, Gläser auf den Tisch stellt, alles mit einem ganz leichten Sepia-Farbstich.
"Die Eiche und die Ulme gibt es
Und den Wacholderbusch
Die Gleichheit, die Einsamkeit
Gibt es"
Gedichte der dänischen Lyrikerin Inger Christensen betonen zusätzlich einen kontemplativen Seinszustand, der jedem Detail Aufmerksamkeit schenkt, aber so ganz will diese wunderbare Welt der Köchin Kristin nicht mit dem Strindbergschen Trauerspiel in theatralischen Kontakt eintreten. Eine Zeit lang erstaunen zwar die atmosphärisch starken Video-Bilder, dann aber schleichen sich kleine Fehler ein, filmische Ungenauigkeiten, die der hastigen Bild-Herstellung geschuldet sind; gerne sähe man den Rest dann doch auf 35-mm-Film und nach sorgfältigerer Kameraarbeit. Wer aber nun den Blick auf die Rudimente von körperhaftem Theater zurücklenkt, wird dort auch wenig Freude finden, da hier keine Szene theatralisch erspielt und entwickelt werden kann und soll.
Mitchells und Warners Blick auf den Zauber der kleinen Dinge und kleinen Handreichungen mochte, da wo diese ohnehin das Stück ausmachen - wie im Wunschkonzert von Franz-Xaver Kroetz - dank ihrer filmisch-theatralischen Methode überzeugen, hier aber verliert diese Methode den Stoff und dessen dramatische Spannung aus dem Griff und aus dem Blick. Plötzlich ist das Theater nicht mehr der Ort, an dem die Dramen des Menschseins wie unter der Lupe vergrößert sichtbar werden; im Gegenteil: Das Unwesentliche rückt in den Mittelpunkt, die Tragödie wird zum schmückenden Beiwerk. Kathie Mitchells und Leo Warners beschwörender Animismus, ihr Glauben an die magische Kraft der kleinen Dinge wird hier zur leeren Kunstübung.
Diese war bei Strindberg nur als Nebenfigur und quasi als leidende Beobachterin der Affäre zwischen ihrem Verlobten Jean und der jungen Fräulein Julie auf der Bühne, hier aber nimmt man ihre Perspektive ein, das Lauschen, das Nachspionieren, die stille Qual. Da aber der stete Fluss der Video-Bilder hier in Echtzeit mit neuen Anblicken gefüttert werden muss, hat man der Kristin von Jule Böwe das Double von Cathleen Gawlich und für deren Hände sogar noch zwei weitere Akteurinnen beigesellt, damit etwa auf eine Halbtotale mit Kristin von Kamera eins eine Großaufnahme in anderem Licht-Setting und an einer anderen Stelle der Bühne von Kamera zwei folgen kann. Wir sehen und hören dank zwei eifrigen Geräuschemacherinnen, wie die Köchin auf dem Herrensitz von Fräulein Julies Vater Feldblumen zum Trocknen in eine Bibel legt, ihrem Jean Nierchen zubereitet, wie sie Kerzen entzündet, Gläser auf den Tisch stellt, alles mit einem ganz leichten Sepia-Farbstich.
"Die Eiche und die Ulme gibt es
Und den Wacholderbusch
Die Gleichheit, die Einsamkeit
Gibt es"
Gedichte der dänischen Lyrikerin Inger Christensen betonen zusätzlich einen kontemplativen Seinszustand, der jedem Detail Aufmerksamkeit schenkt, aber so ganz will diese wunderbare Welt der Köchin Kristin nicht mit dem Strindbergschen Trauerspiel in theatralischen Kontakt eintreten. Eine Zeit lang erstaunen zwar die atmosphärisch starken Video-Bilder, dann aber schleichen sich kleine Fehler ein, filmische Ungenauigkeiten, die der hastigen Bild-Herstellung geschuldet sind; gerne sähe man den Rest dann doch auf 35-mm-Film und nach sorgfältigerer Kameraarbeit. Wer aber nun den Blick auf die Rudimente von körperhaftem Theater zurücklenkt, wird dort auch wenig Freude finden, da hier keine Szene theatralisch erspielt und entwickelt werden kann und soll.
Mitchells und Warners Blick auf den Zauber der kleinen Dinge und kleinen Handreichungen mochte, da wo diese ohnehin das Stück ausmachen - wie im Wunschkonzert von Franz-Xaver Kroetz - dank ihrer filmisch-theatralischen Methode überzeugen, hier aber verliert diese Methode den Stoff und dessen dramatische Spannung aus dem Griff und aus dem Blick. Plötzlich ist das Theater nicht mehr der Ort, an dem die Dramen des Menschseins wie unter der Lupe vergrößert sichtbar werden; im Gegenteil: Das Unwesentliche rückt in den Mittelpunkt, die Tragödie wird zum schmückenden Beiwerk. Kathie Mitchells und Leo Warners beschwörender Animismus, ihr Glauben an die magische Kraft der kleinen Dinge wird hier zur leeren Kunstübung.