Max Beckmann wurde zum letzten Mal in einer umfangreichen Schau 1968 im Pariser Grand Palais gezeigt. Leider wurde die Ausstellung damals tatsächlich zu einer Art Massaker. Antideutsche Klischees kamen zutage, wie wir sie eigentlich nur aus der düsteren Epoche des ersten Weltkriegs kennen. Beckmann wurde etwa als arroganter deutscher Künstler präsentiert, dem dann noch das Etikett des Expressionisten angehängt wurde. Das sind Klischees, die nichts mit der Realität zu tun hatten. Es waren aber auch nicht nur französische Kunstkritiker, die diese Vorurteile schürten. Schon viel früher hatte Klaus Mann Max Beckmann in den 30er Jahren bei einer Soiree in Paris kennen gelernt und ihn anschließend als "Bulldogge im Smoking" charakterisiert.
Dieses wenig schmeichelhafte Urteil über den 1884 in Leipzig geborenen Max Beckmann sollte sich offenbar lange halten. Vor allem in Frankreich schlugen alle Versuche Beckmanns fehl, sich als Künstlerfigur dauerhaft einen Ruf zu verschaffen. Zwei Jahre nachdem Beckmann sein Atelier und Wohnsitz für einige Jahre nach Paris verlegt hatte, wo er die französische moderne Kunst studieren wollte, gelang es ihm 1931 dann doch, seine Bilder in einer Galerie zu präsentieren. Die kleine Schau erregte Interesse, zumal sich herumgesprochen hatte, daß hier der "deutsche Picasso" zu bestaunen sei.
Es war Beckmanns Berliner Händler, der diesen Begriff erstmals verwendete, als Beckmann nach Paris ging, natürlich um für ihn dort die Werbetrommel zu rühren. Die Presse und die Kunstkritik griffen diese Bezeichnung auf. Und ich denke, sie trifft zu. Beckmann hatte zeitlebens eigentlich keinen echten künstlerischen Rivalen. Tatsächlich war es nur Picasso, den er vorbehaltlos bewunderte und mit dem er dann auch künstlerisch in Konkurrenz zu treten versuchte. Sie kannten sich allerdings nicht persönlich. Überliefert ist jedoch, dass Picasso die Ausstellung Beckmanns 1931 in Paris besucht hatte und anschließend bemerkt haben soll, "er ist sehr stark". Und das aus dem Munde Picassos zu hören, ist schon bemerkenswert, da sich Picasso ja sonst eher vernichtend über Künstlerkollegen äußerte.
Picassos Meinung scheint das Pariser Publikum nicht geteilt zu haben. Die Voreingenommenheit der Franzosen gründet sich offenbar in einem Mangel an Gelegenheiten, sich mit deutscher Kunst auseinandersetzen und Beckmann als einen ihrer bedeutendsten Vertreter erkennen zu können.
Wir haben es in Frankreich leider mit einer unglaublichen, fast schon als pathologisch zu bezeichnenden Ignoranz gegenüber deutscher Kunst und Kultur des 20. Jahrhunderts zu tun. Die Gründe hierfür sind leicht zu benennen. Deutsche Kunst wurde bei uns sehr wenig gezeigt. Bis zu Beginn der 30er Jahre waren kaum deutsche Künstler in bedeutenden Ausstellungen vertreten. Erst Anfang der 80er Jahre, mit dem Auftauchen einer jungen deutschen Künstlergeneration begann man sich auch in Frankreich endlich mit deren Vorläufern, also der klassischen Moderne in Deutschland auseinander zu setzen. Vor einigen Jahren sorgte dann eine Expressionistenschau hier in Paris für reges Interesse, so dass es mir jetzt an der Zeit zu sein scheint, auch Beckmann umfassend zu zeigen, denn unser Verhältnis zur deutschen Moderne hat sich glücklicherweise verändert. Zudem ist Beckmann jetzt auch aktuell, weil er Antworten auf Fragen liefert, denen die zeitgenössische Kunst gerade nachgeht. Der Formalismus hat ausgedient und ein Maler wie Beckmann, der in seinen Bildern Historie reflektiert und Geschichten erzählt, stößt wieder auf Interesse.
In der jetzt in Paris zu sehenden Beckmann-Retrospetive bekommt das französische Publikum jetzt eine Gelegenheit, Beckmann kennenzulernen und es wird hierbei verwöhnt. Die Hängung geht glücklicherweise verschwenderisch mit dem Platz um, womit dem sonst bei Beckmanns Werken schnell einsetzenden Eindruck der Schwere entgegengewirkt wird. Kurzfilme mit Archivmaterial aus der Zeit vom ersten Weltkrieg bis hinein in die 50er Jahre, sollen für die französischen Besucher den historischen Kontext erhellen, von dem Beckmanns Werke stark beinflußt sind. Didier Ottingers Ziel ist klar definiert.
Beckmann muss endlich das Pariser Publikum erobern und außerdem soll unsere Auswahl, die alle Spitzenwerke vorführt, verdeutlichen, daß er sich mit den großen Meistern Picasso und Matisse, die ja bald in einer Gegenüberstellung ebenfalls in Paris gezeigt werden, messen kann. Das ist sozusagen ein Match, das man keineswegs verpassen sollte. Unsere Leihgeber war glücklicherweise der selben Meinung.
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Dieses wenig schmeichelhafte Urteil über den 1884 in Leipzig geborenen Max Beckmann sollte sich offenbar lange halten. Vor allem in Frankreich schlugen alle Versuche Beckmanns fehl, sich als Künstlerfigur dauerhaft einen Ruf zu verschaffen. Zwei Jahre nachdem Beckmann sein Atelier und Wohnsitz für einige Jahre nach Paris verlegt hatte, wo er die französische moderne Kunst studieren wollte, gelang es ihm 1931 dann doch, seine Bilder in einer Galerie zu präsentieren. Die kleine Schau erregte Interesse, zumal sich herumgesprochen hatte, daß hier der "deutsche Picasso" zu bestaunen sei.
Es war Beckmanns Berliner Händler, der diesen Begriff erstmals verwendete, als Beckmann nach Paris ging, natürlich um für ihn dort die Werbetrommel zu rühren. Die Presse und die Kunstkritik griffen diese Bezeichnung auf. Und ich denke, sie trifft zu. Beckmann hatte zeitlebens eigentlich keinen echten künstlerischen Rivalen. Tatsächlich war es nur Picasso, den er vorbehaltlos bewunderte und mit dem er dann auch künstlerisch in Konkurrenz zu treten versuchte. Sie kannten sich allerdings nicht persönlich. Überliefert ist jedoch, dass Picasso die Ausstellung Beckmanns 1931 in Paris besucht hatte und anschließend bemerkt haben soll, "er ist sehr stark". Und das aus dem Munde Picassos zu hören, ist schon bemerkenswert, da sich Picasso ja sonst eher vernichtend über Künstlerkollegen äußerte.
Picassos Meinung scheint das Pariser Publikum nicht geteilt zu haben. Die Voreingenommenheit der Franzosen gründet sich offenbar in einem Mangel an Gelegenheiten, sich mit deutscher Kunst auseinandersetzen und Beckmann als einen ihrer bedeutendsten Vertreter erkennen zu können.
Wir haben es in Frankreich leider mit einer unglaublichen, fast schon als pathologisch zu bezeichnenden Ignoranz gegenüber deutscher Kunst und Kultur des 20. Jahrhunderts zu tun. Die Gründe hierfür sind leicht zu benennen. Deutsche Kunst wurde bei uns sehr wenig gezeigt. Bis zu Beginn der 30er Jahre waren kaum deutsche Künstler in bedeutenden Ausstellungen vertreten. Erst Anfang der 80er Jahre, mit dem Auftauchen einer jungen deutschen Künstlergeneration begann man sich auch in Frankreich endlich mit deren Vorläufern, also der klassischen Moderne in Deutschland auseinander zu setzen. Vor einigen Jahren sorgte dann eine Expressionistenschau hier in Paris für reges Interesse, so dass es mir jetzt an der Zeit zu sein scheint, auch Beckmann umfassend zu zeigen, denn unser Verhältnis zur deutschen Moderne hat sich glücklicherweise verändert. Zudem ist Beckmann jetzt auch aktuell, weil er Antworten auf Fragen liefert, denen die zeitgenössische Kunst gerade nachgeht. Der Formalismus hat ausgedient und ein Maler wie Beckmann, der in seinen Bildern Historie reflektiert und Geschichten erzählt, stößt wieder auf Interesse.
In der jetzt in Paris zu sehenden Beckmann-Retrospetive bekommt das französische Publikum jetzt eine Gelegenheit, Beckmann kennenzulernen und es wird hierbei verwöhnt. Die Hängung geht glücklicherweise verschwenderisch mit dem Platz um, womit dem sonst bei Beckmanns Werken schnell einsetzenden Eindruck der Schwere entgegengewirkt wird. Kurzfilme mit Archivmaterial aus der Zeit vom ersten Weltkrieg bis hinein in die 50er Jahre, sollen für die französischen Besucher den historischen Kontext erhellen, von dem Beckmanns Werke stark beinflußt sind. Didier Ottingers Ziel ist klar definiert.
Beckmann muss endlich das Pariser Publikum erobern und außerdem soll unsere Auswahl, die alle Spitzenwerke vorführt, verdeutlichen, daß er sich mit den großen Meistern Picasso und Matisse, die ja bald in einer Gegenüberstellung ebenfalls in Paris gezeigt werden, messen kann. Das ist sozusagen ein Match, das man keineswegs verpassen sollte. Unsere Leihgeber war glücklicherweise der selben Meinung.
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