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Learning by doing

Hausarbeiten, Seminararbeiten, Anschlussarbeiten: Die meisten wissenschaftlichen Arbeiten finden nie den Weg an die Öffentlichkeit. Die Studenten des Amerikanistik Instituts der Universität Leipzig sind deshalb selbst aktiv geworden und haben das erste wissenschaftliches Fachmagazin für Studenten der American Studies herausgegeben.

Von Marion Nagel | 29.04.2008
    Ein wenig müde sehen sie aus, die Macher. Doch Stolz und Erleichterung überwiegen bei Lars Weise und Michelle Glauser. Als Studenten des ersten Masterstudiengangs Amerikanistik an der Universität Leipzig gehören sie zum Herausgeber- und Lektorenteam der ersten Ausgabe von "Aspeers". Sie lesen, redigiert und publizieren die Texte von studentischen Autoren aus der ganzen Welt,. Durch diese Arbeit sollen neben der Theorie des Studiums auch praktische Fähigkeiten vermittelt werden, erzählt Sebastian Hermann, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Amerikanistik:

    "Das sie lernen, diese Form von Projektmanagement, dass man merkt, wie so ein gruppendynamische Prozess funktioniert. Dazu kommen die wissenschaftlichen Lesefähigkeiten, die man erwerben wird. Die Kommunikation, internationale Kommunikation mit den Autoren. Das sind alles Fähigkeiten, wo das Institut möchte, dass unsere Studierenden das in dem Projekt lernen."

    Als Seminarleiter und Betreuer koordinierte Herrmann das Projekt. Ein Großteil der Regeln und Ideen für die Fachzeitschrift wurde erst während des Projekts generiert. Ganz nach dem Motto "learning by doing". Die Studenten machten alles selbst. Nach einem Rundruf an zahlreiche Institute für " American Studies" in Europa und Übersee im November letzten Jahres, bekamen die Studenten wissenschaftliche Texte von Autoren aus Kanada, Polen, England, Dänemark und ganz Deutschland geschickt. Viel mehr als erwartet. Voraussetzung für eine Veröffentlichung im Journal ist, dass die Autoren noch Studenten sind und auf Master- bzw. Magisterniveau schreiben, erzählt Mitherausgeber Lars Weise.

    ""Das ist ja das Besondere an unserem Journal das wir gerade für diese Leute, für die es sonst keinen Ort zum publizieren gibt: Für die möchten wir die Möglichkeit bieten, das sie sich äußern können. Das wirklich tolle Arbeit, die entweder als Magisterarbeiten oder als Masterthesises geschrieben wurden, die finden nirgendwo sonst eine Möglichkeit das sie publiziert werden."

    Das fünfköpfige Team aus deutschen und amerikanischen Studenten bearbeitete die Texte in dem für wissenschaftliche Publikationen üblichen "Peer-review"-Verfahren. Dabei werden Texte von fachlich Gleichstellten gelesen, redigiert und verbessert. Daraus entstand der Name: as-peers.

    Nur wenige Autoren schafften es in die Endauswahl für das Magazin. Jedoch bekam jeder Autor ein ausführliches Feedback von den Studenten. In der Erstausgabe bieten die Herausgeber einen breiten Überblick über den derzeitigen Stand der Forschung der "American Studies" in Europa. In der rund 200-Seiten starken Fachzeitschrift finden sich nun wissenschaftliche Texte zu Faulkner, zu weiblicher Identität in der Ära des kalten Krieges oder zur kalifornischen Punkkultur. Neben den wissenschaftlichen Texten gibt es einen zweiten Teil. Dieser ist ganz dem kreativen Umgang mit Sprache gewidmet, erzählt Lars Weise.

    ""Wir haben uns eben dann entschlossen, wir wollen eine Rubrik in unserem Journal dafür reservieren, für die Kreativität, für Leute die einfach mal wirklich was anderes machen wollen und dafür ein Outlet suchen"."

    So sind nun in der ersten Ausgabe von Aspeers auch Gedichte und Geschichten zu finden. Einige kann man sich, von den Autoren selbst gesprochen, auch auf der Internetseite anhören. Trotz der Möglichkeiten des Internets-, für den Projektbetreuer Sebastian Herrmann war es wichtig, dass das Journal zu allererst als gedruckte Ausgabe erscheint.

    ""Das gehört einfach zu den Fähigkeiten, die wir vermitteln wollten, im Verlauf diese Studienganges: wirklich souverän mit den entsprechenden Textverarbeitungsschritten umzugeben. Das klingt jetzt ein bisschen wie etwas was nicht in einen M.A. Studiengang gehört, aber offen gestanden gehört es dahin. Das die Leute lernen, nicht einfach nur die Texte mit "enter" und "Tab" ihre Texte so hinzubiegen, sondern wirklich wissen, wie man für einen wissenschaftlichen Text ein gutes Layout macht, so das der Text dann auch ernst genommen wird."

    Und das Buch dann in den Händen zu halten, ist ein unheimlich gutes Gefühl, ergänzen Lars Weise und Michelle Glauser stolz.

    Die letzte Pflicht für die erste Herausgebergruppe wird es sein, ein Thema für die Ausgabe 2009 zu formulieren. Die neue Ausgabe "Aspeers - emerging voices in American Studies" - wird dann vom nächsten Jahrgang des Masterstudiengang, der im Herbst 2008 startet, betreut und publiziert.

    Das Magazin Aspeers erscheint einmal jährlich. .