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Leben in der Ungewissheit

Bei Ilinka fahren die Züge sozusagen mitten durchs Wohnzimmer. Die Rentnerin haust im renovierungsbedürftigen Gebäude der Bahnhofsverwaltung von Kosovo Polje - auf Deutsch: Amselfeld. Und die wechselvolle Geschichte dieser Kleinstadt ist auch Ilinkas Geschichte.

Von Andrea Mühlberger | 16.11.2007
    Die Serbin ist in Kosovo Polje aufgewachsen. Sie war dabei, als der frühere serbische Machthaber Milosevic in den achtziger Jahren mit seiner berüchtigten Brandrede auf dem Amselfeld Serben und Albaner gegeneinander aufhetzte. Damals konnte sie das ganze Ausmaß der Katastrophe noch nicht ahnen.

    Ilinka hat vierzig Jahre bei der Eisenbahn geputzt - bis man die gebeugte Frau schließlich in Rente schickte. Sie hat den Krieg, die Nato-Bomben miterlebt - aber am schlimmsten, sagt sie, waren für sie die Ausschreitungen im März 2004, als Albaner in vielen Städten Kosovos serbische Klöster, Kirchen und Häuser verwüsteten. Die Spuren in ihrer Wohnung sieht man immer noch:

    "Schau dir meinen Teppich an. Die Tür habe ich selbst wieder anmontiert. Außer der eisernen Haustür ist hier überhaupt nichts erneuert worden. Die ganze Einrichtung hat mir meine Tochter vorübergehend geliehen. Eine Spüle muss ich erst wieder kaufen. Alles, was brauchbar war, haben sie weggetragen. Und was sie nicht mitnehmen konnten, haben sie zerstört."

    Die Serbin Ilinka kocht Kaffee, türkischen Kaffee. Warum ihre albanischen Nachbarn von einer Minute auf die andere wie ein Unwetter über sie und ihr ärmliches Quartier hereinbrachen? Ilinka weiß es nicht. Tatsache ist, dass die Fenster ihrer Erdgeschosswohnung heute alle vergittert sind.

    "Die Serben, die heute noch in Kosovo Polje leben, die kann man fast schon an einer Hand abzählen."

    Drasko schlürft seinen Kaffee. Vor dem Krieg 1999 lebten überwiegend Serben in der Kleinstadt "Amselfeld", ganz nah an jenem mythischen Ort, an dem die Osmanen 1389 ein serbisches Heer vernichtend schlugen - und durch ihre Herrschaft über fünfhundert Jahre lang die Geschicke der vielen Völker auf dem Balkan bestimmten. Heute wohnen in Kosovo Polje noch rund 300 Serben. Der Rentner Drasko ist einer von ihnen. Auch er ist hier aufgewachsen. Auch er hat bei der Eisenbahn gearbeitet - als Mechaniker und Wagen-Kontrolleur. Auch seine Wohnung wurde bei jenen März-Unruhen verwüstet - in Brand gesteckt. Wenn die Arbeitskollegen von früher zusammen sitzen und Kaffee trinken, scheint es, als hätten sich die letzten Serben vom Amselfeld in der armseligen Küche von Ilinka verschanzt. Über Politik reden sie sonst nie. Es geht um Überlebensstrategien bei einer Rente von 40 Euro im Monat. Die Preise für Brot und andere Grundnahrungsmittel sind extrem gestiegen. Wäre da nicht dieser Albaner mit seinem Lebensmittelgeschäft, gleich neben Ilinkas Wohnung, sie müssten glatt verhungern. Und der Albaner hilft den alten Serben nicht nur mit Essen aus. Er beschütze sie auch - erzählt Ilinka - vor denen, die sie vergraulen wollen:

    "Die sagen zu mir: Geh nach Serbien! Wieso? Man hat doch das Recht, überall zu leben. Man bekommt eine Staatsangehörigkeit und hat dann dieses Recht darauf. Jede Nation. Von wegen: Geh nach Serbien! Das hier ist doch noch kein anderer Staat, es ist noch immer so, wie es war. Nur dass uns die Politiker auseinander gebracht haben. Wir müssen miteinander auskommen - wie früher. Es sind ja nicht die Einheimischen, die sagen: "Los Oma, geh nach Serbien, marsch." Wenn sie mich umbringen, dann vor meiner Haustür. Und wenn sie mich vertreiben, werde immer wieder zurückkommen. In meine Wohnung."

    Wie Ilinka und Drasko hängen die meisten Kosovo-Serben an ihrer Heimat. Trotzdem sagen viele, sie würden das Land verlassen, sollte Kosovo unabhängig werden. Voller Unruhe warten sie auf die Entscheidung. Andere, junge Menschen vor allem, sind schon weg. Jahrelang leben in einem staatlichen Provisorium, in vielen Fällen ohne Arbeit - das war genug. Das Durchschnittsalter der Kosovo-Serben liegt bei 56 Jahren. Sehr viele hatten Kosovo gleich nach dem Krieg 1999 verlassen - und manche leben in Serbien bis heute in Flüchtlingsunterkünften.

    Seit Kriegsende wird Kosovo übergangsweise von den Vereinten Nationen verwaltet. Rund 16.000 Nato-Soldaten sind dort stationiert. Die Albaner forderten, die Frage des künftigen Status der Provinz möglichst schnell zu klären. Wie in früheren Jahren auch wollten sie die Unabhängigkeit von Serbien - ein Recht, das anderen Teilen des auseinander bröckelnden Jugoslawiens schließlich auch gewährt worden war. Doch die Internationale Gemeinschaft verlangte: Vor der Statusfrage müssten erst bestimmte Standards erfüllt werden - im Bereich Verwaltung, Demokratisierung, Sicherheit. Das vom Krieg zerstörte Land musste wiederaufgebaut und neu organisiert werden. Doch der schwerfällige Verwaltungsapparat und die ethnischen Konflikte bremsten diesen Prozess. Der Krieg mit seinen vielen Toten und grausamen Verbrechen auf beiden Seiten, die Vertreibungen hatten die Bevölkerung traumatisiert. Landesweite Ausschreitungen von Albanern gegen die serbische Minderheit im März 2004 mit 19 Toten brachten die Wende in der internationalen Kosovo-Politik: Die Devise: erst Standards, dann Status gilt nicht mehr. Seit rund zwei Jahren verhandeln Albaner und Serben über die politische Zukunft Kosovos. Bisher ohne Erfolg. Auch der angeblich letzte Vermittlungsversuch einer internationalen Kosovo-Troika droht zu scheitern - meint deren Vorsitzender, Wolfgang Ischinger:

    "Weil unsere Verhandlungspartner sowohl in Belgrad, wie in Pristina natürlich nicht nach den rationalen Kriterien entscheiden, zu denen wir hier in Westeuropa nach den tragischen Ereignissen im 20. Jahrhundert vielleicht leichter im Stande sind. Es wird dort doch noch stärker in Kategorien streng nationaler - oder man muss eben leider auch sagen - nationalistischer Überzeugungen gedacht - das macht ein Nachdenken über eine gemeinsame Zukunft in Europa, ein Wegkommen von strengen ethnischen Grenzen natürlich sehr, sehr schwer."

    Der deutsche Diplomat ist um seine Aufgabe als Kosovo-Unterhändler für die Europäische Union nicht zu beneiden. Der Fall Kosovo ist längst zu einem internationalen Problem geworden - zur Machtprobe im Weltsicherheitsrat. Ziel ist eigentlich eine neue Resolution der Vereinten Nationen für Kosovo, die auch Moskau mit trägt. Die USA und die Mehrheit der EU-Länder unterstützen den Unabhängigkeitswunsch der Albaner, Russland die serbische Position. Am 10. Dezember soll die Kosovo-Troika ihre Ergebnisse präsentieren. Verhandlungsführer Ischinger setzt bei dieser "Mission Impossible" bis zuletzt auf das Lockmittel EU-Beitritt:

    "Das ist doch das, was die intelligenten Menschen sowohl in Belgrad, als auch in Pristina umtreibt. Nämlich die Aussicht, irgendwo dazuzugehören, wo es nicht mehr um die Frage geht, bist du Albaner, bist du Muslim, bist du serbischer Orthodoxer, sondern wo es um die Frage geht, gehörst du zur Europäischen Union. Also die größere Identität in Europa ist etwas, was aus meiner Sicht für dieser Region die ganz große Zukunftshoffnung ist."

    Doch bisher konnte die EU-Perspektive die Fronten nicht wirklich aufweichen: Die Albaner fordern weiter die Unabhängigkeit für Kosovo, in dem sie mit über 90 Prozent die Bevölkerungsmehrheit stellen. Und Serbien pocht auf seine staatliche Souveränität. Es würde maximal eine Autonomie für seine südliche Provinz akzeptieren. Die Kontrolle darüber hat Belgrad durch die Internationale Verwaltung im Kosovo aber faktisch längst verloren - abgesehen von einigen Regionen im Norden.

    Die Kleinstadt Leposavic an Kosovos nördlicher Grenze zu Serbien ist sicher kein florierender Ort, gemessen an mitteleuropäischen Verhältnissen. Im Kosovo-Vergleich geht es den rund 16.000 Einwohnern aber gut. Um das Rathaus herum erneuern Arbeiter Straßen und Gehwege. Es bewegt sich etwas. Und das Geld dafür kommt nicht aus der Kosovo-Hauptstadt Pristina, sondern aus Belgrad. Fast alles in Leposavic ist serbisch: Die Straßenschilder in kyrillischer Schrift. Die etwas höheren Gehälter, überwiesen in serbischen Dinar, während im übrigen Kosovo mit dem Euro bezahlt wird.

    Auch die Lebensmittel im Supermarkt kommen aus Serbien. Und die Frau an der Kasse. Doch die wirkt gar nicht glücklich.

    "Ich habe Angst, meine Arbeit zu verlieren, wenn noch mehr Menschen von hier wegziehen."

    Sollte die Unabhängigkeit beschlossen werden, erzählt man sich in Leposavic, werden 70 Prozent der Einwohner die Kleinstadt verlassen. Viele suchen schon nach einer Arbeit in Serbien - auch die Verkäuferin:

    "Etwas Konkretes habe ich noch nicht in Aussicht, aber sollte Kosovo unabhängig werden, ziehe ich auf jeden Fall mit meinen Kindern nach Serbien."

    Lieber dort in einer Flüchtlingsunterkunft hausen, als dann noch hier bleiben. Ihre Arbeitskollegin wirft ein:

    "Falls Kosovo überhaupt einmal unabhängig werden sollte, dann wollen wir doch nicht unter der Kontrolle der Albaner leben!"

    "Jeder hier wird langsam nervös. Die Menschen haben Angst - Angst vor der Zukunft."

    Auch eine Schülerin aus Leposavic macht sich während der Mittagspause mit Freundinnen so ihre Gedanken. Das Mädchen besucht eine serbische Schule. Danach möchte die 15-Jährige in Belgrad studieren. Die Grenzstadt Leposavic im politischen Niemandsland ist ihr ein bisschen zu langweilig - bis auf ein paar Cafés gibt es wenig Unterhaltung.

    "Sometimes it is boring."

    Ihre Freundin sieht das weniger kritisch:

    "Ich bin eigentlich ganz zufrieden. Etwas mehr Reisefreiheit wäre aber schon gut."

    Mal ein Ausflug nach Mitrovica, in die größte Stadt im Nord-Kosovo, mal nach Belgrad. Der Aktionsradius der Kosovo-Serben ist winzig. Eine Fahrt in den anderen Landesteil, in dem überwiegend Albaner leben, empfinden viele als riskant und gefährlich. Kontakte zu albanischen Jugendlichen haben die Schülerinnen so gut wie keine. Stattdessen Misstrauen auf beiden Seiten.

    "Ich würde mich hier nicht mehr sicher fühlen - falls Kosovo unabhängig wird."

    Für diese Schülerin ist das Wichtigste, dass Kosovo bei Serbien bleibt:

    "We belong to Serbia!"

    In der Tat: Schon vor anderthalb Jahren hat der Bürgermeister von Leposavic, zusammen mit zwei Nachbarstädten, alle Kontakte zur Regierung der Kosovo-Albaner in Pristina abgebrochen: Faktisch ist Kosovo längst zerfallen in ein von Belgrad abgekoppeltes, von Albanern dominiertes UN-Protektorat. Und in einen serbischen Parallelstaat im Norden: Bis zu 300 Millionen Euro soll die Regierung in Belgrad pro Jahr in serbische Schulen, Krankenhäuser, Gemeindeverwaltungen und Polizeieinheiten im Kosovo stecken. Eine Teilung entlang dieser ethnischen Grenzen kommt immer wieder mal als Lösungsmöglichkeit auf den Verhandlungstisch. Doch Pristina fordert als Gegenleistung Gebiete mit albanischer Mehrheit in Südserbien. Und für die Serben kommt eine Teilung letztlich nicht in Frage. Sie würden dann ihre anderen Ansprüche im Kosovo endgültig verlieren. Oliver Ivanovic, offizieller Vertreter der Serben im Kosovo-Parlament, kann von einem solchen Schritt nur warnen:

    "Ich bin total gegen eine solche Teilung. Aber sollten die Kosovo-Albaner tatsächlich ihre Unabhängigkeit durchsetzen, dann könnten wir Serben im Nord-Kosovo das auch so machen: Unsere eigenen Regeln aufstellen. Und hoffen, dass der UN-Sicherheitsrat das akzeptiert. Wahrscheinlich muss man einfach nur zäh genug sein! Wie wir uns verhalten werden, hängt stark von den Kosovo-Albanern ab. Erklären sie sich für unabhängig, werden wahrscheinlich auch wir Serben im Nord-Kosovo von unserem Selbstbestimmungsrecht Gebrauch machen. Ich hoffe nicht, dass es dazu kommt: Denn dann könnten viele schlimme Dinge passieren."

    Eine einseitige Unabhängigkeitserklärung - die politischen Führer der Kosovo-Albaner haben sie schon mehrfach angekündigt - könnte die ganze Region destabilisieren. Und der Zustand ist ohnehin schon sehr fragil.

    Wie schnell die Stimmung kippen und die ethnischen Konflikte eskalieren können, das wurde bei den März-Unruhen 2004 deutlich. Die Auswirkungen sind in der hübschen Altstadt von Prizren noch immer sichtbar.

    KFOR-Patrouille: "Wir kommen jetzt hoch in das serbische Viertel, das ist ein abgegrenzter Bereich von der Altstadt. Und das steht leer seit den Unruhen 2004. Alle Häuser, die Sie gleich sehen werden, sind niedergebrannt, verwüstet, zerstört. Davor haben noch eine Hand voll darin gewohnt, die wurden dann entsprechend vertrieben. Und jetzt sorgen wir eigentlich nur noch dafür, dass hier nicht noch weiter geklaut wird. Also der Zug ist in dem Sinne abgefahren"

    Unterhalb des Beobachtungspostens in der Altstadt sind die Straßencafés voll mit jungen Menschen - Albanern. Es gibt immer mehr moderne Geschäfte. Dazwischen haben sich in den engen Gassen der Altstadt auch ein paar alte Handwerker gehalten. Der Albaner Nuje Paluza, ein Silberschmied, hat einen winzigen Laden, in dem er die traditionelle Kunst der filigranen Schmuck-Herstellung weiter pflegt. Doch davon leben?

    "Viele Leute sagen, der Status ist das Problem. Ich kann das nicht so sagen. Das Problem ist, diese Regierung hat nicht soviel in kleine Ökonomie investiert. Da haben wir keine Prosperität. Und wenn krieg meine Kredite, Kredit ist mit großer Prozent. Leute sind immer ärmer und ärmer. Und das ist Luxus. Und Leute muss haben viel Geld zu kaufen das."

    Er meint seinen Filigran-Schmuck, den er nur in den Sommermonaten, an Ostern und an Weihnachten gut verkaufen kann. Dann kommen viele im Ausland lebende Albaner zum Urlaubmachen nach Hause. Oder um zu heiraten. Ohne die finanziellen Unterstützungen der Exil-Albaner würde es den meisten Familien im Kosovo wirtschaftlich ziemlich schlecht gehen. Die Auslands-Albaner sind noch immer die stärkste Wirtschaftskraft. Nuje Paluza muss von seinen 200 bis 400 Euro pro Monat Frau und vier Kinder ernähren. KFOR und Kosovo-Polizei KPS, ja, die erledigen hier brav ihren Job - meint er. Aber:

    "Uns interessiert Ökonomie. Uns interessiert der Status nicht, nicht was KFOR oder KPS macht. KFOR macht ihre Arbeit. Uns interessiert Ökonomie."

    Selbst wenn alles friedlich abläuft: Hätte ein unabhängiges Kosovo eine Zukunft? Könnte es wirtschaftlich jemals auf eigenen Beinen stehen?

    "Das ist das elektrisches Ofen. Hier kommt das ganze Material. Die Temperaturen sind bis zu 1.600 Grad Celsius - wie eine Lava. Das ist das Herz des Unternehmens - und deshalb darf der Strom nicht abgestellt werden."

    Atem Bajruschi, PR-Manager von Ferronikel, hat gut lachen: Die Angst vor Stromknappheit ist für viele noch immer das Investitions-Hindernis Nummer Eins im Kosovo. Doch die sanierte Nickelfabrik - erst seit Ende September läuft die Produktion wieder normal - ist dafür gerüstet:

    "Für gewisse Industrie unser Ministerium hat einen Status erfunden, der heißt privilegierter Kunde. Und die Unternehmen, die diese Konditionen erfüllen, sind privilegiert. Das heißt, sie sind die letzten, denen der Strom abgestellt wird."

    Gegen zwei Monate Vorauszahlung garantiert der kosovarische Energieversorger KEK dem Industrieunternehmen Ferronikel Strom rund um die Uhr - bei Ausfällen würde allerdings ein Schaden in Millionenhöhe entstehen. Auch sonst klingt die Privatisierung von Ferronikel ein bisschen wie ein Wirtschaftsmärchen vom Balkan, mit einigen Ungereimtheiten zwar, aber mit Happy End. 20 Millionen Euro hätte die international operierende und auf den Erwerb von Minen spezialisierte Gesellschaft Alferon in den ersten drei Jahren in die maroden, im Krieg von der Nato bombardierten und später geplünderten Anlagen von Ferronikel stecken sollen. Nur eineinhalb Jahre nach dem Kauf hat Alferon die Vertragsbedingungen sogar übererfüllt und schon fast das Dreifache investiert:

    "Ich muss sagen, der Mut wurde bezahlt, weil in der Zwischenzeit der Nickelpreis höher gegangen ist, und das ist gut für unsere Firma und unsere Aktionäre. Ferronikel wird der größte Steuerzahler im Kosovo sein, Ferronikel ist die größte Privatfirma, die mehr als 1000 Mitarbeiter hat. 100 Prozent unserer Produkt ist Export. Man respektiert uns, weil die wissen, wie wichtig wir für das ganze Kosovo sind."

    Die Region Drenica, in der sich der Nickel-Bergbaukomplex Ferronikel befindet, ist die ärmste im Kosovo und fast rein albanisch. Von hier kamen viele Kämpfer der albanischen Befreiungs-Armee UCK. Der ethnische Konflikt zwischen Albanern und Serben ist uralt. Auch die Radikalisierung der Albaner hat eine lange Vorgeschichte. In den 80er Jahren wurden sie von den Serben immer mehr unterdrückt. Sie wurden aus allen wichtigen politischen Funktionen und Ämtern herausgedrängt, durften nicht mehr an den staatlichen Hochschulen studieren und wurden bei der Jobsuche und auch sonst von den serbischen Behörden und von Teilen der Bevölkerung diskriminiert. Bis sie schließlich zu den Waffen griffen. Noch heute erinnern albanische Massen- und Heldengräber an die Kriegs-Massaker.