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Leben mit dem Sparpaket

Die Griechen müssen sparen - das Sparpaket ist geschnürt, doch was bedeutet das eigentlich für den Otto-Normal-Griechen? Für die Kleinfamilie von Aneta und Konstantinos sind die Einschnitte drastisch.

Von Alkyone Karamanolis | 15.12.2010
    Sofia ist krank und nur mit Mühe ruhig zu halten. Dabei wollten Konstantinos und Aneta heute Abend ausgehen. Oft können sie sich das ohnehin nicht leisten – genau genommen wäre es seit dem Sommer das erste Mal. Um rund 3000 Euro ist das Nettoeinkommen von Konstantinos und Aneta dieses Jahr gesunken, was an sich überschaubar wäre. Doch während die Löhne sinken, steigen die Preise. Deshalb, erklärt Konstantinos, müssen er und Aneta sich immer mehr einschränken:

    "Die Nebenkosten und die Nahrungsmittel werden laufend teurer. Früher konnte ich mir in der Pause mal ein Sandwich besorgen oder einen Kaffee", sagt Konstantinos. Jetzt sei das nicht mehr drin. Denn das Geld, das er auf diese Weise einspart, braucht er morgen für die Preiserhöhungen im Supermarkt.

    Konstantinos Spyropoulos verdient als Buchhändler ohnehin nur den Mindestlohn von rund 700 Euro netto. Die Hälfte davon bekommt die Babysitterin, die nach dem Kindergarten drei Stunden lang auf die kleine Sofia aufpasst – bis Aneta nach Hause kommt. Aneta, seit vielen Jahren im öffentlichen Dienst, verdient zwar etwas besser als ihr Mann, doch bei ihr hat sich das Arbeitspensum erhöht: Zwei Drittel ihrer Kollegen arbeiteten mit Zeitverträgen, und die sind nicht verlängert worden. Der aufgeblähte öffentliche Sektor gilt als Hauptschuldiger an der Krise. In Zukunft soll für fünf Beamte, die in Rente gehen, nur noch ein einziger eingestellt werden. Doch in vielen Behörden, so auch in Anetas Büro, gibt es schon jetzt nicht genügend Personal für die Arbeit:

    "Auf meinem Schreibtisch stapeln sich die unbearbeiteten Anträge immer höher. Und weil für Dienstreisen das Geld fehlt, versuche ich so viele Angelegenheiten wie möglich telefonisch zu klären. Ob das dann am Ende immer korrekt ist, das ist natürlich eine Frage."

    Immerhin haben sie und ihr Mann Arbeit, sagt Aneta, während sie das Abendessen für Sofia zubereitet. Viele ihrer Bekannte haben ihre Jobs verloren. Aber auch Konstantinos und Aneta schränken sich ein. So werden sie dieses Jahr auch bei den Weihnachtsgeschenken sparen, sagt Konstantinos. Kleinigkeiten, findet Aneta:

    "Viel schlimmer ist, dass die Krise unsere Pläne und unsere Träume beeinflusst. Wir wollten eine Wohnung kaufen. Jetzt kommt das natürlich nicht mehr infrage, ein solcher Schritt wäre viel zu riskant. Oder eine Reise ins Ausland. Auch daran wagen wir nicht mehr zu denken, und sei es nur ein Besuch bei Freunden in Holland."

    Sofia ist müde und quengelt, Aneta schickt sich an, sie zu baden und ins Bett zu bringen. Das, sagt sie, sei im ihre größte Sorge: die Zukunftsaussichten ihrer zweijährigen Tochter.