Wir befürchten, dass die Bundesregierung in den nächsten Wochen tatsächlich versuchen wird, die aus unserer Sicht völlig verkehrte europäische Richtlinie zur Patentierung in deutsches Recht zu überführen. Und wir wollen hier noch einmal deutlich machen, dass dies nicht geschehen darf. Dass sich im Gegenteil die Bundesregierung dafür stark machen muss – zusammen mit anderen Ländern, wie beispielsweise Luxemburg und Frankreich – dass diese Richtlinie neu innerhalb der EU verhandelt wird.
Die Richtlinie sieht vor, dass mehr oder weniger alles, was aus menschlichen, tierischen und pflanzlichen Körpern isoliert werden kann, auch kommerziell verwertbar und somit patentierbar ist. Und die schon bekannten Beispiele aus dem Gentechnik-Bereich, seien, sagt Strodthoff, durchaus alarmierend:
In der Landwirtschaft haben wir eine ähnliche Situation. Es sind Firmen dabei wie beispielsweise ‚Syngenta’‚ ‚Bayer’ und ‚DuPont’, die halten bestimmte Genpatente. ‚DuPont’ hält zum Beispiel das Patent auf Mais mit einer bestimmten Ölkonzentration. Nun könnte man sagen, den gibt es doch schon lange. Und Ja: Den hat es tatsächlich schon lange gegeben, das ist keine Erfindung. In Mexiko ist das ein ganz normales Produkt. Die Firma ‚DuPont’ hat hierauf ein Patent und kann dadurch sagen, dass das von ihnen erfunden worden ist und ihnen auch gehöre. Alle, die diesen Mais verwenden, müssen an ‚DuPont’ Patentgebühr bezahlen.
Und bei diesem Protest sind Kirchen und Umweltgruppen durchaus Bündnispartner. Die menschliche Schöpfung zu erhalten, dieser Sinnspruch hat auch Gültigkeit für den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland. Auch an diesem Stand auf dem Kirchentag geht es um Gentechnik. In Europa ist der Anbau gentechnisch veränderter Organismen durch ein EU-Moratorium bislang weitgehend untersagt. Und das müsse auch so bleiben, sagt BUND-Expertin Heike Moldenhauer:
Das Moratorium in der EU steht tatsächlich unter Druck, weil die USA die EU vor das WTO-Schiedsgericht zerren will. Man will also gegen das Moratorium vorgehen. Doch auch von anderer Seite gibt es Druck – weil verschiedene Gentechnik-Firmen 19 Zulassungsanträge eingereicht haben. Die drängen nun darauf, dass ab Sommer der Zulassungsprozess in der EU wieder anspringt.
"Keine Gentechnik auf Kirchenland" heißt deshalb eine gemeinsame Aktion von BUND und einzelnen Landeskirchen. Die beiden großen Glaubensgemeinschaften besitzen hierzulande rund 850.000 ha landwirtschaftliche Nutzfläche, immerhin ein Fünftel der gesamten Anbauflächen in Deutschland:
Wir möchten gerne, dass die Bauern, mit denen dann neue Pachtverträge abgeschlossen werden, verpflichtet sind, auf den kirchlichen Flächen keine Gentechnik auszubringen. Bisher haben wir bei der Landeskirche Hannover ein solches Moratorium bis 2005. Die haben absolut festgeschrieben, keine Genpflanzen anzubauen. Und außerdem bekundet die Kirche im Rheinländischen großes Interesse. Da bin ich ganz optimistisch, dass dies wirklich eine große Bewegung wird.
Gentechnik sei etwas Unnatürliches, dies ein gemeinsamer Nenner der Kirchen und der Umweltgruppen. Und dieses Engagement trägt man auch gezielt nach außen. Bereits zu Beginn des Mammuttreffens in der Hauptstadt wurde an der Marienkirche im Zentrum der Stadt ein großes Banner herabgerollt. "Stoppt Patente auf Leben" steht da - unterschrieben ist es von Greenpeace und auch von Misereor.