Dass die Protagonisten des Düsseldorfer Musiklebens die Hände am Puls der Zeit haben könnten, wird dem heutigen Besucher des weithin traditionsorientierten und nicht besonders illustren Betriebs in der Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen kaum in den Sinn kommen. Doch nicht nur zu Beginn des 18. Jahrhunderts, als Hugo von Wilderer die Hofmusik des Kurfürsten Jan Wellem befehligte, sondern noch einmal gut hundert Jahre drangen Fortschritts-Impulse von dort an die überregionale Öffentlichkeit: der junge Felix Mendelssohn Bartholdy setzte höhere technische Standards und neue Programm-Akzente durch - sowohl bei den Niederrheinischen Musikfesten, die auch bedeutende Fingerübungen für Demokratie in Deutschland darstellten, als auch im Alltag des städtischen Musikbetriebs.
Mendelssohn veranlasste, nachdem er selbst 1835 das Gewandhausorchester in Leipzig übernommen hatte, höchst kompetente Kollegen zum Wechsel an den Niederrhein, die in seinem Sinne weiterwirkten. Zunächst Julius Rietz, mit dem er seit Berliner Kindheitstagen verbunden war und der ein Dutzend Jahre lang unter den nicht eben komfortablen äußeren Bedingungen der Düsseldorfer Stadtstreicher- und Pfeiferei ausharrte, dann Mendelssohn nach Leipzig folgte.
Zum Hors d'œuvre des Düsseldorfer Gedenkkonzerts für die Musikdirektoren in den romantischen Jahren der Musik gab es folgerichtig eine Kostprobe von Rietz - die durchaus originelle Lustspiel-Ouvertüre zu der 1841 uraufgeführten Oper "Ein Carnevalstag in Salamanka".
Vor der tragikomische Amtszeit von Robert Schumann als Musikdirektor in Düsseldorf - er schlief gelegentlich während der Proben ein und daher war er folgerichtig mit einem Nachtlied beim gestrigen Gedenkkonzert vertreten - vor der kurzen Ära Schumann liegt das Interregnum von Mendelssohns Freund Ferdinand Hiller als Nachfolger von Julius Rietz.
Dieser hatte sich vor seinem Wechsel nach Düsseldorf in Paris erhebliche musikalische Meriten und weltmännischen Schliff erworben. Tobias Koch, auch ein Spezialist für historische Instrumente, spielte auf einem zeitgenössischen Konzertflügel aus der Werkstatt von Pierre Erard Hillers zweites Pianoforte-Konzert - ein vertrackt-virtuoses Paradestück, das die Vorbilder von Carl Maria von Webers, Frédéric Chopins und Mendelssohns Klavierkonzertmusik nicht leugnet, zugleich Schumanns Klavierkonzert unmittelbar vorbereitete.
Mit lächelnder Liebe fürs Furiose fegt Tobias Koch über die alten Tasten, zelebriert mit vibrierender Empfindung das Espressivo eines fast versunkenen Virtuosen-Kontinents. So lässt sich sogar in Düsseldorf heute noch musikalisch Herausragendes leisten - auf dem Umweg über die Wiederaneignung von abgesunkenem Kulturgut.
Wie zukunftsorientiert in den Jahren des Vormärz in Düsseldorf einer komponieren konnte, das stellte das (unfreiwillig) frühvollendete Genie Norbert Burgmüller unter Beweis. Dessen opus summum, seine zweite Symphonie op. 11, blieb wegen des Todes im Alter von 26 Jahren unvollendet - Robert Schumann orchestrierte wenigstens das Scherzo noch.
Mendelssohn veranlasste, nachdem er selbst 1835 das Gewandhausorchester in Leipzig übernommen hatte, höchst kompetente Kollegen zum Wechsel an den Niederrhein, die in seinem Sinne weiterwirkten. Zunächst Julius Rietz, mit dem er seit Berliner Kindheitstagen verbunden war und der ein Dutzend Jahre lang unter den nicht eben komfortablen äußeren Bedingungen der Düsseldorfer Stadtstreicher- und Pfeiferei ausharrte, dann Mendelssohn nach Leipzig folgte.
Zum Hors d'œuvre des Düsseldorfer Gedenkkonzerts für die Musikdirektoren in den romantischen Jahren der Musik gab es folgerichtig eine Kostprobe von Rietz - die durchaus originelle Lustspiel-Ouvertüre zu der 1841 uraufgeführten Oper "Ein Carnevalstag in Salamanka".
Vor der tragikomische Amtszeit von Robert Schumann als Musikdirektor in Düsseldorf - er schlief gelegentlich während der Proben ein und daher war er folgerichtig mit einem Nachtlied beim gestrigen Gedenkkonzert vertreten - vor der kurzen Ära Schumann liegt das Interregnum von Mendelssohns Freund Ferdinand Hiller als Nachfolger von Julius Rietz.
Dieser hatte sich vor seinem Wechsel nach Düsseldorf in Paris erhebliche musikalische Meriten und weltmännischen Schliff erworben. Tobias Koch, auch ein Spezialist für historische Instrumente, spielte auf einem zeitgenössischen Konzertflügel aus der Werkstatt von Pierre Erard Hillers zweites Pianoforte-Konzert - ein vertrackt-virtuoses Paradestück, das die Vorbilder von Carl Maria von Webers, Frédéric Chopins und Mendelssohns Klavierkonzertmusik nicht leugnet, zugleich Schumanns Klavierkonzert unmittelbar vorbereitete.
Mit lächelnder Liebe fürs Furiose fegt Tobias Koch über die alten Tasten, zelebriert mit vibrierender Empfindung das Espressivo eines fast versunkenen Virtuosen-Kontinents. So lässt sich sogar in Düsseldorf heute noch musikalisch Herausragendes leisten - auf dem Umweg über die Wiederaneignung von abgesunkenem Kulturgut.
Wie zukunftsorientiert in den Jahren des Vormärz in Düsseldorf einer komponieren konnte, das stellte das (unfreiwillig) frühvollendete Genie Norbert Burgmüller unter Beweis. Dessen opus summum, seine zweite Symphonie op. 11, blieb wegen des Todes im Alter von 26 Jahren unvollendet - Robert Schumann orchestrierte wenigstens das Scherzo noch.