Ein sonniger Tag im Jahr 1988. An der deutsch-deutschen Grenze bei Duderstadt in Südniedersachsen steht der Naturfilmer Heinz Sielmann. Er dreht keine gewöhnliche "Expedition ins Tierreich". "Tiere im Schatten der Grenze" ist diesmal sein Thema. Mit seinem letzten Satz im Film wird er zum Vordenker des heutigen "Grünen Bandes":
"Ich jedenfalls kann mir kein besseres Denkmal für eine überwundene deutsch-deutsche Grenze vorstellen, als einen großen Nationalpark von der Ostsee bis zum Thüringer Wald..."
Heute, 20 Jahre später, ist aus der Vision Realität geworden. Entlang des ehemaligen Todesstreifens ist nichts mehr zu sehen vom Stacheldraht - keine Grenze mehr, keine Soldaten. Es ist ein milder Vormittag, der Himmel schimmert grau, Goldammern und Buchfinken zwitschern. Ein guter Tag zum Wandern, sagt Werner Hose. Er ist ein leidenschaftlicher Wanderer:
"Mich reizt vor allem die Tiere, die Umwelt, die Vögel - und vor allem das 'Grüne Band'. Und jetzt habe ich mir vorgenommen, diese Strecken alle mal abzulaufen oder mit dem Fahrrad zu fahren."
Werner Hose lebt in Bischofferode in Thüringen. Für ihn ist das "Grüne Band" nicht "irgendein" Geländestreifen. Es ist der Weg, der bis 1989 tabu für ihn war. Vermint, bewacht, unüberwindbar...
"Deutschland war ja nun mal geteilt. Und wir haben viel mit der Grenze zu tun gehabt. Und ich bin damit als Kind groß geworden. Und heute stehe ich vor manchen Bergen und sage mir: das ist doch eine unglaubliche Geschichte, die sich hier abgespielt hat."
Heute ist Hose auf die andere Seite der ehemaligen Grenze gewandert. Gerade hat er das Gut Herbigshagen erreicht, in Südniedersachsen. Von hier aus wird ein 130 Kilometer langer Teilabschnitt des "Grünen Bandes" betreut. Jenes Lebensstreifens, der einst ein Todesstreifen war, sagt Projektkoordinator Holger Keil:
"Man darf ruhig sagen: Vor einer menschenverachtenden Grenze wird daraus - zur Überwindung dieser deutsch-deutschen Teilung - etwas Gutes. Von dem jeder Mensch profitiert. Und nicht nur der Mensch, sondern eben auch Tiere und Pflanzen."
Der Lebensraum "Grünes Band" reicht von der Ostsee bis nach Bayern. Er ist fast 1400 Kilometer lang und bis zu 200 Meter breit:
"Dort, wo der Mensch früher sehr stark eingegriffen hat, also der Grenzsicherungsstreifen und auch die vorgelagerten Minenstreifen - die haben sich direkt nach der Wende wieder naturnah entwickelt. Und da haben sich natürlich ganz tolle Lebensräume erhalten."
Links und rechts des "Grünen Bandes" beackern Landwirte ihre Felder. Wenn ihr Raps leuchtend gelb blüht, sticht das Band zwischen den Feldern deutlich hervor - als ein sattgrüner Streifen. Seltene Amphibien und Vogelarten haben sich hier angesiedelt, sagt Holger Keil:
"Insgesamt sind es 600 Rote-Listen-Arten. Unter anderem sind es das Braunkehlchen, das Schwarzkehlchen. Den Neuntöter findet man sehr häufig. Und als Besonderheit der Raubwürger, ein enger Verwandter des Neuntöters."
Auch Inge Sielmann, die Witwe des Naturfilmers Heinz Sielmann, ist den einstigen Todesstreifen schon oft entlang gefahren:
"Auf den Gebieten, die ich gesehen habe, blühen die herrlichsten Orchideen, Enziane, blüht Edelweiß, blüht die Silberdistel. Und da muss ich sagen: Das begeistert mich."
Inge Sielmann leitet heute - drei Jahre nachdem ihr Mann Heinz verstorben ist - die Sielmann-Stiftung im niedersächsischen Duderstadt. Die Stiftung verfolgt zusammen mit dem Bundesamt für Naturschutz und etlichen Naturschutzorganisationen ein ehrgeiziges Ziel - das "Grüne Band" auf Europa auszuweiten. Als lebendiges Denkmal für den Eisernen Vorhang.
"Ich jedenfalls kann mir kein besseres Denkmal für eine überwundene deutsch-deutsche Grenze vorstellen, als einen großen Nationalpark von der Ostsee bis zum Thüringer Wald..."
Heute, 20 Jahre später, ist aus der Vision Realität geworden. Entlang des ehemaligen Todesstreifens ist nichts mehr zu sehen vom Stacheldraht - keine Grenze mehr, keine Soldaten. Es ist ein milder Vormittag, der Himmel schimmert grau, Goldammern und Buchfinken zwitschern. Ein guter Tag zum Wandern, sagt Werner Hose. Er ist ein leidenschaftlicher Wanderer:
"Mich reizt vor allem die Tiere, die Umwelt, die Vögel - und vor allem das 'Grüne Band'. Und jetzt habe ich mir vorgenommen, diese Strecken alle mal abzulaufen oder mit dem Fahrrad zu fahren."
Werner Hose lebt in Bischofferode in Thüringen. Für ihn ist das "Grüne Band" nicht "irgendein" Geländestreifen. Es ist der Weg, der bis 1989 tabu für ihn war. Vermint, bewacht, unüberwindbar...
"Deutschland war ja nun mal geteilt. Und wir haben viel mit der Grenze zu tun gehabt. Und ich bin damit als Kind groß geworden. Und heute stehe ich vor manchen Bergen und sage mir: das ist doch eine unglaubliche Geschichte, die sich hier abgespielt hat."
Heute ist Hose auf die andere Seite der ehemaligen Grenze gewandert. Gerade hat er das Gut Herbigshagen erreicht, in Südniedersachsen. Von hier aus wird ein 130 Kilometer langer Teilabschnitt des "Grünen Bandes" betreut. Jenes Lebensstreifens, der einst ein Todesstreifen war, sagt Projektkoordinator Holger Keil:
"Man darf ruhig sagen: Vor einer menschenverachtenden Grenze wird daraus - zur Überwindung dieser deutsch-deutschen Teilung - etwas Gutes. Von dem jeder Mensch profitiert. Und nicht nur der Mensch, sondern eben auch Tiere und Pflanzen."
Der Lebensraum "Grünes Band" reicht von der Ostsee bis nach Bayern. Er ist fast 1400 Kilometer lang und bis zu 200 Meter breit:
"Dort, wo der Mensch früher sehr stark eingegriffen hat, also der Grenzsicherungsstreifen und auch die vorgelagerten Minenstreifen - die haben sich direkt nach der Wende wieder naturnah entwickelt. Und da haben sich natürlich ganz tolle Lebensräume erhalten."
Links und rechts des "Grünen Bandes" beackern Landwirte ihre Felder. Wenn ihr Raps leuchtend gelb blüht, sticht das Band zwischen den Feldern deutlich hervor - als ein sattgrüner Streifen. Seltene Amphibien und Vogelarten haben sich hier angesiedelt, sagt Holger Keil:
"Insgesamt sind es 600 Rote-Listen-Arten. Unter anderem sind es das Braunkehlchen, das Schwarzkehlchen. Den Neuntöter findet man sehr häufig. Und als Besonderheit der Raubwürger, ein enger Verwandter des Neuntöters."
Auch Inge Sielmann, die Witwe des Naturfilmers Heinz Sielmann, ist den einstigen Todesstreifen schon oft entlang gefahren:
"Auf den Gebieten, die ich gesehen habe, blühen die herrlichsten Orchideen, Enziane, blüht Edelweiß, blüht die Silberdistel. Und da muss ich sagen: Das begeistert mich."
Inge Sielmann leitet heute - drei Jahre nachdem ihr Mann Heinz verstorben ist - die Sielmann-Stiftung im niedersächsischen Duderstadt. Die Stiftung verfolgt zusammen mit dem Bundesamt für Naturschutz und etlichen Naturschutzorganisationen ein ehrgeiziges Ziel - das "Grüne Band" auf Europa auszuweiten. Als lebendiges Denkmal für den Eisernen Vorhang.