"Interviewer: Hamburger Abendblatt, heute neu, ab 14. Oktober. Oh ja, wir wissen: mit der Heimat im Herzen die Welt umfassen. Und das Charakteristikum ihrer Zeitung, Herr Springer?
Springer: Eine Zeitung mit Herz, eine Zeitung, die den Menschen in den Mittelpunkt ihrer ganzen Betrachtungen stellt. Wir suchen die vernünftigen Stimmen, ob sie von links, ob von rechts oder aus der Mitte kommen. Übrigens, wir hassen die Langeweile, wir versuchen eine Zeitung zu machen, die knapp und kurz formuliert, eine Zeitung, die von der ersten bis zur letzten Zeile interessant ist und vielleicht, wenn ich das hier einmal sagen darf, auch besonders die Frau interessieren wird."
Axel Springer hatte ein Gespür für das, was der Leser wollte: Hamburger Abendblatt, Hörzu, Bild-Zeitung. Der Verlegersohn mischte in der Nachkriegszeit wie kein Zweiter die deutsche Zeitungslandschaft auf. Er war der Pressezar, der hauptsächlich mit Organen für die so genannten "kleinen Leute" Geld verdiente, der gleichwohl das Leben eines Fürsten lebte, wie kein Zweiter den großen Auftritt im edlen Ambiente liebte. Zu seinem ausladenden und ruhelosen Lebensstil gehörte es auch, wie er es selber ausdrückte, sich das Recht herauszunehmen, Frauen regelmäßig auszutauschen. Sowohl die, mit denen er verheiratet war, als auch die, mit denen er nur Affären hatte.
"Die junge Frau von der Insel Föhr, damals gerade dreiundzwanzig Jahre alt, hatte bereits in größeren Haushalten gearbeitet. Aber diese herrschaftliche Villa mit dem etwas heruntergezogenen Dach über der schneeweißen, von ein paar Fachwerkbalken durchzogenen Fassade war mehr, als sie bisher gesehen hatte. Das Haus war deutlich prächtiger als die Nachbarvillen, die in gebührendem Abstand zueinander auf der linken Straßenseite gebaut worden waren. Hinter dem Tor schwang sich die Auffahrt zwischen hoch gewachsenen Kiefern in einem leichten Bogen hinauf zum Eingang, vorbei an einem kleinen Teich. Das Vordach über der großen Eingangstür wurde von Säulen getragen. Die Größe und Eleganz des Anwesens machte sie befangen. Sie fühlte sich klein und irgendwie fehl am Platz, wie sie da in ihrem grauen Kostüm mit übergehängtem Täschchen die Auffahrt hinauf zu einer der Residenzen Axel Springers ging, die für den so erfolgreichen Zeitungsverleger eigentlich nie repräsentativ genug sein konnten."
Reicher Mann verliebt sich auf ersten Blick in das Kindermädchen - eine Geschichte, auf die sich Springers Blätter gestürzt hätten, wäre nicht die Hauptperson Axel Springer persönlich gewesen. Doch die Liaison zwischen der hübschen, wenn auch ungebildeten und schüchternen Friede Riewerts und dem mächtigen Verleger wäre auch heute keine Zeile wert, gälte diese Friede Springer nicht inzwischen, zumindest dem Vermögen und dem Einfluss ihrer Presseorgane nach, als eine der mächtigsten Frauen Deutschlands. Dass sie ausgerechnet jetzt, da kolportiert wird, dass das größte europäische Zeitungshaus groß ins Fernsehgeschäft einsteigen könnte, ihr Einverständnis zu einer Biographie gegeben hat, kann durchaus als Bekenntnis verstanden werden: die Frau, die lange nicht ernst genommen wurde, ist endgültig in die Rolle der Verlegerin geschlüpft. Doch der Weg vom gar nicht hässlichen Entlein zum in aller Bescheidenheit stolzen Schwan war mehr als mühsam und wird im Buch anschaulich beschrieben. Das junge friesische Mädchen, Tochter eines Gärtners, die sich in Häusern reicher Leute als Kindermädchen verdingt hatte, hatte sich vollständig zu Springers Verfügung zu halten. Ihre Freundschaften, ihre Familie - die gab es in ihrem neuen Leben schlicht und einfach nicht mehr. Ihre Sorgen und Probleme machte sie nur noch mit sich allein aus, gab sich nach außen distanziert. Sie brach ihre persönlichen Kontakte fast vollständig ab - um sie nach dem Tod des Verlegers gut zwanzig Jahre später wieder aufzunehmen. Sie zog sich an und frisierte sich, wie er es wollte, blieb bei Gesprächen mit Dritten meist stumm im Hintergrund und wich nicht mehr von seiner Seite. Ihren Kinderwunsch musste sie auf seinen Willen hin aufgeben, er wollte sie ganz für sich allein.
"Hätte sie ihn irgendwann zurückgewiesen, wäre sie nicht seine Frau geworden. Sie diente ihm bedingungslos. Als Dienerin sah er sie, was er auch anderen sagte, ohne dass er ihrem Dienen den Beigeschmack einer niederen Tätigkeit gegeben hätte. Im Gegenteil: In ihrer dienenden Funktion war sie für ihn das Höchste."
"Haut dem Springer auf die Finger, haut dem Springer auf die Finger. Bild hat mitgeschossen."
In die ersten Jahre ihrer Beziehung zum mehr als doppelt so alten Axel Springer fielen die Studentenproteste. Vor allem die Bild-Zeitung galt als reaktionäres Kampfblatt, das am Anschlag auf Rudi Dutschke zumindest eine Mitschuld trug. Der Axel-Springer-Konzern stand mit einem Mal im Zentrum der Kritik und war Ziel heftigster Angriffe - nicht nur radikaler Studenten, sondern auch kritischer Intellektueller. Die Anfeindungen, unter denen Springer litt, auch wenn er seine Journalisten nicht zur Mäßigung aufforderte, schweißten das ungleiche Paar zusammen. Der alternde Verleger fand zudem immer weniger Gefallen an seinem Unternehmen, konnte sich kaum zu einer vernünftigen Nachfolgeregelung durchringen. Der einzige seiner Söhne, der für eine Arbeit im Verlag in Frage gekommen wäre, hatte sich umgebracht. Eine Situation, die die Herren von der Deutschen Bank, so suggeriert das Buch, für sich ausnutzten, um Springer gegen seine eigenen Interessen zu beraten. Wilhelm Christians, Vorstandssprecher des Instituts, flog extra zur Sommerresidenz Springers nach Patmos, um den durch Krankheiten geschwächten Mann zum Handeln zu drängen.
"Die Zustimmung Springers, ein Aktienpaket bei Leo Kirch zu platzieren, war ihm wichtig. "Ein Medienhaus an der Börse, Herr Springer, das ist ein Novum, das hat es noch nie gegeben", sagte er beschwörend. "Es wird ein Erfolg. Die Aktien werden gekauft und gehandelt werden. Und sie werden weiterhin das Sagen haben." Dass Springer die Zügel nicht würde aus der Hand geben müssen, auch wenn er nach dem Börsengang nur mehr ein Viertel seines Verlagshauses besitze, hat Christians ihm mehrfach versichert. Mit Burda zusammen betrage die Verlegermehrheit immerhin die entscheidenden 51 Prozent."
Kaum war Springer tot, plante Leo Kirch zusammen mit den Burda-Erben die feindliche Übernahme des Unternehmens. Ein Wirtschaftskrimi begann, Bündnisse wurden geschmiedet, Aktienpakete hin und her geschoben. Mittendrin die ruhige und bescheidene Witwe, die nicht nur Haupterbin, sondern auch Testamentsvollstreckerin sein sollte und die weder von Freund noch Feind besonders ernst genommen wurde. Entgegen aller Erwartungen suchte sie den Konflikt, statt die Entmachtung der Springer-Erben hinzunehmen. Das jahrelange Ringen um die Macht im Konzern, bei dem sie sich geschickt Beistand suchte und die mit Kirchs Insolvenz endete, laugte Friede Springer aus, schaffte ihr aber auch eine völlig neue Statur. Die 62-jährige bestimmt heute maßgeblich mit, was im Unternehmen geschieht. Nach einigen Fehlgriffen setzte sie gegen viel Häme den unerfahrenen Mathias Döpfner als Vorstandschef bei Springer durch. Sie unterstütze ihn, weil er äußerlich ihrem verstorbenen Mann ähnlich sähe, wurde kolportiert. Doch der gelernte Musikwissenschaftler Döpfner war es, der das Haus erfolgreich wieder in die schwarzen Zahlen zurückgeführt hat. "Du machst das schon, Friede", hatte Axel Springer vor seinem Tod zu seiner Frau gesagt. Friede Springer hat sich wohl Einiges abgeschaut, als sie noch im Schatten ihres Ehemannes stand. Redaktionellen Einfluss auf ihre Blätter will sie gleichwohl nicht nehmen, so heißt es in ihrer Biographie, die zwar nicht von ihr autorisiert, aber deren Entstehung doch mit Wohlwollen begleitet wurde. Diese Zurückhaltung mutet etwas seltsam an für eine Verlegerin, angesichts der Tatsache, dass die Bild-Zeitung längst wieder als eines der wichtigsten Themen setzenden Organe im Lande gilt, dass Springer-Journalisten an einen eigenen Verlagskodex gebunden sind, der u.a. die Treue zu den USA umfasst. Was Friede Springer im Innersten antreibt, ob sie in diesem Land mehr sein will als eine Beobachterin, die ihr Erbe verwaltet und beschützt, ist aus diesem Buch nicht wirklich zu erfahren. Dazu ist die Protagonistin zu verschwiegen. Und ihre Biographin, die Journalistin Inge Kloepfer, ist so klug, immer wieder kritische Stimmen zu Wort kommen zu lassen, damit sich der Leser selbst ein Bild machen kann und muss. Ob dieses Leben in langjähriger Selbstverleugnung, mit dem es das Kindermädchen Friede Riewerts an die Spitze des Axel-Springer-Verlages geschafft hat, ein glückliches war und ist, weiß allerdings nur Friede Springer allein.
Inge Kloepfer: Friede Springer. Die Biographie.
Hoffmann & Campe, Hamburg 2005
319 Seiten, 22 €
Springer: Eine Zeitung mit Herz, eine Zeitung, die den Menschen in den Mittelpunkt ihrer ganzen Betrachtungen stellt. Wir suchen die vernünftigen Stimmen, ob sie von links, ob von rechts oder aus der Mitte kommen. Übrigens, wir hassen die Langeweile, wir versuchen eine Zeitung zu machen, die knapp und kurz formuliert, eine Zeitung, die von der ersten bis zur letzten Zeile interessant ist und vielleicht, wenn ich das hier einmal sagen darf, auch besonders die Frau interessieren wird."
Axel Springer hatte ein Gespür für das, was der Leser wollte: Hamburger Abendblatt, Hörzu, Bild-Zeitung. Der Verlegersohn mischte in der Nachkriegszeit wie kein Zweiter die deutsche Zeitungslandschaft auf. Er war der Pressezar, der hauptsächlich mit Organen für die so genannten "kleinen Leute" Geld verdiente, der gleichwohl das Leben eines Fürsten lebte, wie kein Zweiter den großen Auftritt im edlen Ambiente liebte. Zu seinem ausladenden und ruhelosen Lebensstil gehörte es auch, wie er es selber ausdrückte, sich das Recht herauszunehmen, Frauen regelmäßig auszutauschen. Sowohl die, mit denen er verheiratet war, als auch die, mit denen er nur Affären hatte.
"Die junge Frau von der Insel Föhr, damals gerade dreiundzwanzig Jahre alt, hatte bereits in größeren Haushalten gearbeitet. Aber diese herrschaftliche Villa mit dem etwas heruntergezogenen Dach über der schneeweißen, von ein paar Fachwerkbalken durchzogenen Fassade war mehr, als sie bisher gesehen hatte. Das Haus war deutlich prächtiger als die Nachbarvillen, die in gebührendem Abstand zueinander auf der linken Straßenseite gebaut worden waren. Hinter dem Tor schwang sich die Auffahrt zwischen hoch gewachsenen Kiefern in einem leichten Bogen hinauf zum Eingang, vorbei an einem kleinen Teich. Das Vordach über der großen Eingangstür wurde von Säulen getragen. Die Größe und Eleganz des Anwesens machte sie befangen. Sie fühlte sich klein und irgendwie fehl am Platz, wie sie da in ihrem grauen Kostüm mit übergehängtem Täschchen die Auffahrt hinauf zu einer der Residenzen Axel Springers ging, die für den so erfolgreichen Zeitungsverleger eigentlich nie repräsentativ genug sein konnten."
Reicher Mann verliebt sich auf ersten Blick in das Kindermädchen - eine Geschichte, auf die sich Springers Blätter gestürzt hätten, wäre nicht die Hauptperson Axel Springer persönlich gewesen. Doch die Liaison zwischen der hübschen, wenn auch ungebildeten und schüchternen Friede Riewerts und dem mächtigen Verleger wäre auch heute keine Zeile wert, gälte diese Friede Springer nicht inzwischen, zumindest dem Vermögen und dem Einfluss ihrer Presseorgane nach, als eine der mächtigsten Frauen Deutschlands. Dass sie ausgerechnet jetzt, da kolportiert wird, dass das größte europäische Zeitungshaus groß ins Fernsehgeschäft einsteigen könnte, ihr Einverständnis zu einer Biographie gegeben hat, kann durchaus als Bekenntnis verstanden werden: die Frau, die lange nicht ernst genommen wurde, ist endgültig in die Rolle der Verlegerin geschlüpft. Doch der Weg vom gar nicht hässlichen Entlein zum in aller Bescheidenheit stolzen Schwan war mehr als mühsam und wird im Buch anschaulich beschrieben. Das junge friesische Mädchen, Tochter eines Gärtners, die sich in Häusern reicher Leute als Kindermädchen verdingt hatte, hatte sich vollständig zu Springers Verfügung zu halten. Ihre Freundschaften, ihre Familie - die gab es in ihrem neuen Leben schlicht und einfach nicht mehr. Ihre Sorgen und Probleme machte sie nur noch mit sich allein aus, gab sich nach außen distanziert. Sie brach ihre persönlichen Kontakte fast vollständig ab - um sie nach dem Tod des Verlegers gut zwanzig Jahre später wieder aufzunehmen. Sie zog sich an und frisierte sich, wie er es wollte, blieb bei Gesprächen mit Dritten meist stumm im Hintergrund und wich nicht mehr von seiner Seite. Ihren Kinderwunsch musste sie auf seinen Willen hin aufgeben, er wollte sie ganz für sich allein.
"Hätte sie ihn irgendwann zurückgewiesen, wäre sie nicht seine Frau geworden. Sie diente ihm bedingungslos. Als Dienerin sah er sie, was er auch anderen sagte, ohne dass er ihrem Dienen den Beigeschmack einer niederen Tätigkeit gegeben hätte. Im Gegenteil: In ihrer dienenden Funktion war sie für ihn das Höchste."
"Haut dem Springer auf die Finger, haut dem Springer auf die Finger. Bild hat mitgeschossen."
In die ersten Jahre ihrer Beziehung zum mehr als doppelt so alten Axel Springer fielen die Studentenproteste. Vor allem die Bild-Zeitung galt als reaktionäres Kampfblatt, das am Anschlag auf Rudi Dutschke zumindest eine Mitschuld trug. Der Axel-Springer-Konzern stand mit einem Mal im Zentrum der Kritik und war Ziel heftigster Angriffe - nicht nur radikaler Studenten, sondern auch kritischer Intellektueller. Die Anfeindungen, unter denen Springer litt, auch wenn er seine Journalisten nicht zur Mäßigung aufforderte, schweißten das ungleiche Paar zusammen. Der alternde Verleger fand zudem immer weniger Gefallen an seinem Unternehmen, konnte sich kaum zu einer vernünftigen Nachfolgeregelung durchringen. Der einzige seiner Söhne, der für eine Arbeit im Verlag in Frage gekommen wäre, hatte sich umgebracht. Eine Situation, die die Herren von der Deutschen Bank, so suggeriert das Buch, für sich ausnutzten, um Springer gegen seine eigenen Interessen zu beraten. Wilhelm Christians, Vorstandssprecher des Instituts, flog extra zur Sommerresidenz Springers nach Patmos, um den durch Krankheiten geschwächten Mann zum Handeln zu drängen.
"Die Zustimmung Springers, ein Aktienpaket bei Leo Kirch zu platzieren, war ihm wichtig. "Ein Medienhaus an der Börse, Herr Springer, das ist ein Novum, das hat es noch nie gegeben", sagte er beschwörend. "Es wird ein Erfolg. Die Aktien werden gekauft und gehandelt werden. Und sie werden weiterhin das Sagen haben." Dass Springer die Zügel nicht würde aus der Hand geben müssen, auch wenn er nach dem Börsengang nur mehr ein Viertel seines Verlagshauses besitze, hat Christians ihm mehrfach versichert. Mit Burda zusammen betrage die Verlegermehrheit immerhin die entscheidenden 51 Prozent."
Kaum war Springer tot, plante Leo Kirch zusammen mit den Burda-Erben die feindliche Übernahme des Unternehmens. Ein Wirtschaftskrimi begann, Bündnisse wurden geschmiedet, Aktienpakete hin und her geschoben. Mittendrin die ruhige und bescheidene Witwe, die nicht nur Haupterbin, sondern auch Testamentsvollstreckerin sein sollte und die weder von Freund noch Feind besonders ernst genommen wurde. Entgegen aller Erwartungen suchte sie den Konflikt, statt die Entmachtung der Springer-Erben hinzunehmen. Das jahrelange Ringen um die Macht im Konzern, bei dem sie sich geschickt Beistand suchte und die mit Kirchs Insolvenz endete, laugte Friede Springer aus, schaffte ihr aber auch eine völlig neue Statur. Die 62-jährige bestimmt heute maßgeblich mit, was im Unternehmen geschieht. Nach einigen Fehlgriffen setzte sie gegen viel Häme den unerfahrenen Mathias Döpfner als Vorstandschef bei Springer durch. Sie unterstütze ihn, weil er äußerlich ihrem verstorbenen Mann ähnlich sähe, wurde kolportiert. Doch der gelernte Musikwissenschaftler Döpfner war es, der das Haus erfolgreich wieder in die schwarzen Zahlen zurückgeführt hat. "Du machst das schon, Friede", hatte Axel Springer vor seinem Tod zu seiner Frau gesagt. Friede Springer hat sich wohl Einiges abgeschaut, als sie noch im Schatten ihres Ehemannes stand. Redaktionellen Einfluss auf ihre Blätter will sie gleichwohl nicht nehmen, so heißt es in ihrer Biographie, die zwar nicht von ihr autorisiert, aber deren Entstehung doch mit Wohlwollen begleitet wurde. Diese Zurückhaltung mutet etwas seltsam an für eine Verlegerin, angesichts der Tatsache, dass die Bild-Zeitung längst wieder als eines der wichtigsten Themen setzenden Organe im Lande gilt, dass Springer-Journalisten an einen eigenen Verlagskodex gebunden sind, der u.a. die Treue zu den USA umfasst. Was Friede Springer im Innersten antreibt, ob sie in diesem Land mehr sein will als eine Beobachterin, die ihr Erbe verwaltet und beschützt, ist aus diesem Buch nicht wirklich zu erfahren. Dazu ist die Protagonistin zu verschwiegen. Und ihre Biographin, die Journalistin Inge Kloepfer, ist so klug, immer wieder kritische Stimmen zu Wort kommen zu lassen, damit sich der Leser selbst ein Bild machen kann und muss. Ob dieses Leben in langjähriger Selbstverleugnung, mit dem es das Kindermädchen Friede Riewerts an die Spitze des Axel-Springer-Verlages geschafft hat, ein glückliches war und ist, weiß allerdings nur Friede Springer allein.
Inge Kloepfer: Friede Springer. Die Biographie.
Hoffmann & Campe, Hamburg 2005
319 Seiten, 22 €