Archiv


Lebenslanges Lernen

Am 2. Januar 1967 startete das Telekolleg in Bayern mit dem Angebot, die Mittlere Reife nachzuholen. Gewandelt hat sich das Telekolleg zu einem multimedialen Angebot der Erwachsenenbildung. Bis heute haben mehr als 60.000 Teilnehmer einen höheren Schulabschluss erreicht.

Von Wibke Gerking |
    Sie helfen ihrem Publikum nun schon seit genau 40 Jahren, die freundlichen Damen und Herren vom Telekolleg. Beim Fremdsprachen Lernen, beim Umgang mit dem Computer, und vor allem: beim Erwerb der Fachhochschulreife. "Der Weg nach oben", so war der Titel der ersten Sendung, die am 2. Januar 1967 ausgestrahlt wurde. Und das war Programm: Berufstätige konnten hier nebenher ihren Schulabschluss nachholen, um weiterzukommen im Arbeitsleben. Einer der ersten war der Landwirt Jürgen Ströbel - heute Mitglied im Bayerischen Landtag:

    Abends wurde je eine halbe Stunde ferngesehen, alle paar Wochen gab es zusätzlich samstags Unterricht an einer Fachoberschule in der Nähe, und am Ende wurde Fach für Fach das Wissen geprüft. Nach 16 Monaten konnte man seine Fachhochschulreife in der Tasche haben. Und der ist staatlich anerkannt: Er berechtigt zum Studium an jeder Fachhochschule, und auch manche Gesamthochschulen nehmen Telekolleg-Absolventen auf. Am Anfang war das Prinzip Telekolleg allerdings umstritten: Langweilig und unverständlich schallte es den Telekolleg-Machern entgegen, als der Philosoph Karl Jaspers einen Vortrag hielt, in dem es um die "Morphologische Struktur des Seins" ging. ARD und ZDF spotteten über den "Hörfunk mit Bildeinblendungen". Schwerer wog der Vorwurf, das Telekolleg sei nur etwas für Bildungsbürger. Doch der Erfolg gab dem Telekolleg recht und strafte Vorbehalt Lügen:

    Schon für das erste Trimester schrieben sich 8840 Bildungshungrige ein - somit hatte das Telekolleg auf einen Schlag die Größe einer Universität erreicht. Lernen mit dem Fernsehen - das war damals nicht nur eine echte Innovation. Das Thema Bildung traf auch den Nerv der Zeit. Nach Krieg , Wiederaufbau und Wirtschaftswunder, Zeiten also, in dem es vor allem ums Materielle ging, war plötzlich der Geist gefragt. Mit dem Telekolleg konnte die Kriegsgeneration aufholen, was vorher entweder unmöglich oder zumindest Nebensache gewesen war. Vor allem aber lag in den Anfängen des Telekollegs der Geist der 68er in der Luft: Bildung für alle, ohne Klassen- Berufs- und Altersgrenzen, so lautete ein Schlachtruf. Und etwas später kam auch die Forderung nach gleicher Bildung auch für Frauen dazu - hier war das Telekolleg besonders sinnvoll: In eben dem trauten Heim, dessen Pflege und Erhalt immer noch so gerne als ihre schönste Aufgabe betrachtet wurde, konnte frau sich still und heimlich neben Küche und Kindern auf ein Studium vorbereiten.

    Auch wenn das vom Bayerischen Rundfunk und dem Bayerischen Kultusministerium erfundene und getragene Telekolleg ideologisch Welten von der Apo entfernt war: In puncto Bildung hat es ihre Ziele vielleicht besser erreicht, als die Studenten es je konnten.

    Inzwischen ist Deutschland in der globalen Wissensgesellschaft angekommen - und das Telekolleg hat mitgehalten. Der Sound ist anders, die Inhalte durchgestylt und mit allen Tricks versehen, die der Computer hergibt. Und auch die technische Innovation der 90er, das Internet, hat es sich zunutze gemacht: Es gibt Telekolleg-Newsgroups, in denen Schüler und Lehrer sich außerhalb des Fernsehens austauschen können. Damit wird ein früher so oft beklagtes großes Manko des Telekollegs zumindest gelindert, nämlich das fehlen der lebendigen Unterrichtssituation, in der man auch mal spontan nachfragen kann. Bis heute haben mehr als 60.000 Teilnehmer des Telekollegs einen höheren Schulabschluss erreicht.

    Service:

    Nächster Lehrgang:
    Der nächste Lehrgang des Telekolleg startet am 5. März 2007 und endet im Juli 2008.

    Informationen und Anmeldung:
    Weitere Informationen und Anmeldeformulare bei: Bayerischer Rundfunk, Geschäftsstelle Telekolleg, 81011 München, Telefon: 089/38 06 – 60 06,
    eMail: telekolleg@brnet.de, Internet: www.telekolleg.de

    Telekolleg im Fernsehen:
    Bayerisches Fernsehen: Montag bis Freitag jeweils 6.00 bis 6.30 Uhr
    Wiederholung: Dienstag, 3.30 bis 6.00 Uhr (Montag-Nachtprogramm)
    BR-alpha, Bildungskanal des Bayerischen Rundfunks: Montag bis Freitag jeweils 17.30 bis 18.00 Uhr
    Wiederholung: Sonntag, 6.30 bis 9.00 Uhr