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Lebensmittel
Vegane Fertiggerichte nicht gesünder als konventionelle

Die Nachfrage nach veganen Lebensmitteln steigt. Darauf reagieren vor allem Bio- und Naturkostläden - aber auch konventionelle Supermärkte. Inzwischen wird eine ganze Reihe veganer Fertiggerichte angeboten. Gesünder als konventionelle Lebensmittel sind diese aber wohl nicht.

Von Susanne Kuhlmann | 29.07.2014
    Der Eingang des ersten veganen Vollsortiment-Supermarkts Europas "Veganz" in der Schivelbeiner Straße in Berlin-Prenzlauer Berg mit etwa 6000 Produkten von über 70 Firmen aus aller Welt
    In Bio- und Naturkostläden gibt es ein immer größer werdendes Angebot an Fertiggerichten. (picture alliance / dpa / Jens Kalaene)
    Getreidegetränk, Brotaufstrich, vegane Bratwurst - in unterschiedlichen Läden besorgten Mitarbeiter der Hamburger Verbraucherzentrale eine Auswahl veganer Lebensmittel und prüften die Inhaltsstoffe. Silke Schwartau erläutert das Ergebnis:
    "Wir haben festgestellt, dass es gesunde und gut geeignete Produkte für Veganer gibt, aber es gibt auch einige, die enthalten zum Beispiel zu viel Fett, die enthalten relativ viel Salz, das als Geschmacksstoff hinzugegeben wird. Sie enthalten Aromastoffe. Von daher haben wir die Produkte im Einzelnen nicht immer positiv bewertet, wobei zu sagen ist: Es gibt auch viele gute dabei."
    Nicht alles, was draufsteht, ist auch drin
    Auch bei veganen Produkten verspricht die Verpackung laut Silke Schwartau manchmal mehr als der Inhalt hält:
    "Zum Beispiel bei einer Art nachgemachter Margarine konnte man groß auf der Schauseite eine Walnuss sehen, aber im Produkt war nur zwei Prozent Walnussöl enthalten. Stattdessen aber sind Palmfett oder auch Kokosöle in verschiedenen Produkten gefunden worden, die für die Gesundheit nicht so positiv sind, weil sie viele gesättigte Fettsäuren enthalten."
    Getreidekörner, Nüsse und Hülsenfrüchte - im veganen Lebensmittelgeschäft von Annette Klietz in Köln gibt es neben all dem auch ein paar Fertiggerichte:
    "Ich habe ausschließlich vegane Bioprodukte. Ich könnte Ihnen zum Beispiel eine Instantnudelsuppe anbieten, Ravioli mit Tomatensoße im Glas, Chili con Tofu und einige Eintöpfe."
    Den Kunden von Annette Klietz hat die Untersuchung der Verbraucherzentrale bisher keine Sorgen gemacht:
    "Wer sich für ein Fertiggericht entscheidet, entscheidet sich meistens aus Zeitmangel. Veganer sind eh dafür bekannt, dass sie auch auf die Gesundheitsaspekte schauen. Die ernähren sich nicht jeden Tag mit einem Fertiggericht - morgens, mittags, abends - sondern man kocht sehr viel frisch und regional und möglichst Bio. Und ab und an mal ein Fertiggericht halte ich nicht für so dramatisch."
    Kaum Unterschiede zwischen konventionellen und veganen Fertiggerichten
    Silke Restemeyer von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung findet es vertretbar, hin und wieder auf Fertigkost zurückzugreifen. Sie stellt die Untersuchung veganer Fertiggerichte den Ergebnissen von Tests herkömmlicher Fertigmahlzeiten gegenüber:
    "Sie enthalten - Fertiggerichte generell - häufig wenig Ballaststoffe, dafür aber viel Salz und Fett in Form vor allen Dingen von gesättigten Fettsäuren und auch viel Energie."
    Vegane Fertigprodukte stellen in dieser Hinsicht also keine Ausnahme dar. Aber beim Vergleich des konkreten Fett- und Salzgehalts ergeben sich laut Silke Restemeyer doch Unterschiede:
    "Ich hatte eine vegane Bratwurst gefunden, die war trotzdem immer noch weniger fett als eine herkömmliche Bratwurst. Man muss sich das im Einzelnen anschauen. Auch der Salzgehalt war noch geringer als bei einem vergleichbaren Fleischprodukt."
    Aber damit Gerichte mit verschiedenen Zutaten ansprechend aussehen und schmecken, müssen die Hersteller einen erheblichen Aufwand betreiben. Silke Restemeyer:
    "Je stärker Lebensmittel verarbeitet wurden, desto mehr Zusatzstoffe kommen zum Einsatz, einfach weil ich verschiedene Herstellungsprozesse durchlaufe und dabei das Lebensmittel stark verändere. Gerade bei diesen Fleisch- oder Käseimitaten müssen eben, damit überhaupt ein Geschmack erreicht wird, der dem Fleisch und dem Käse ähnelt oder der Wurst und dem Schinken - da müssen dann Geschmacksverstärker eingesetzt werden oder Aromastoffe, die diese Ähnlichkeit auch schaffen können."
    Kochen fast schneller als die Zubereitung von Fertiggerichten
    Die Ernährungsexpertin hält solche Fleisch- und Käseimitate aus Soja ohnehin für entbehrlich, weil Veganer ihren Proteinbedarf auch anders decken können:
    "Indem man beispielsweise Hülsenfrüchte mit Getreideprodukten kombiniert. Dann steigert man die biologische Wertigkeit des Proteins, die bei pflanzlichen Proteinen nicht so hoch ist wie bei tierischen und ist damit eigentlich nicht auf diese Ersatzprodukte angewiesen."
    Und manchmal dauert das selber Kochen nicht länger als das Aufbacken einer Pizza:
    "Wenn ich Nudeln koche und ein Pesto dazu esse, dann kann ich in der Zeit, in der die Nudeln kochen das Pesto zubereiten mit einem Pürierstab. Ich müsste nur im Vorhinein die Zutaten dafür einkaufen. Aber selbst das Fertiggericht muss ich auch vorher gekauft haben, damit ich es zu Hause habe."