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Lebenstraum, Treffpunkt und Refugium im Sommer

Im Sommer ist es in der russischen Hauptstadt heiß, der Verkehr ein absolutes Chaos und die circa 20 Millionen Einwohner leiden. Dann zieht es den Moskauer auf die Datscha oder in einen der großen Parks. Der 1928 angelegte Gorki-Park mit etwa 115 Hektar ist oft besungen und fast legendär.

Von Thomas Franke | 01.09.2013
    Der Polizeihubschrauber hat große Augen. Genau, wie der kleine Junge, der wild am Steuer dreht. Dann steigt die Gondel in die Höhe, der Kleine winkt und lacht. Sveta auch. Und sie winkt zurück. Sie kennt den Park schon sehr lange.

    "In unserer Jugend waren wir oft hier. Jetzt eher selten. Seit der Neueröffnung bin ich das erste mal hier. Mir gefällt es sehr."

    Kein Wunder, so, wie ihr Enkel lacht.

    "Aber die jungen Leute, die hätten natürlich gern, dass es hier mehr Fahrgeschäfte für die Kinder gibt. Früher gab es die, sie haben sie abgeschafft. Naja, vielleicht bauen sie mit der Zeit ein paar neue. Aber schauen Sie mal, wie viele Leute hier sind, ich glaube, alle sind zufrieden."

    Höchstens zehn Prozent sollen Rummel sein. Zufrieden schaut Anton Yakimov von der Leitung des Parks auf die Besuchermenge. An guten Tagen, wie dem ersten Mai, sind es bis zu einer halben Million.

    "Wir haben jetzt erstmals einen künstlichen Strand, den größten und ersten in Moskauer Parks, mit mehr als 5000 Quadratmeter Sand von bester Qualität. Für alle Städter, die an den freien Tagen nicht in den Urlaub oder auf die Datscha fahren können. Sie können im Zentrum Moskaus entspannen."

    "Ja shagaju po moskwe", ich schlendere durch Moskau. Auf Deutsch hieß der Film "Zwischenlandung in Moskau". Der Gorki-Park in Schwarz-Weiß. Menschen essen, lauschen Konzerten, es gibt ein paar Jahrmarktbuden. Es war die Chruschtschow-Ära. Fast leicht wirkt der Film. Ein Aufatmen nach der Zeit der Unterdrückung unter Stalin.

    Über den Wegen baumeln bunte Lampions. Der Atem dampft. Das Thermometer ist seit Wochen unter -20 Grad, die Wege im Gorki-Park sind spiegelglatt und die Moskauer gleiten dahin. Im Winter verwandelt sich der Park in eine Eisbahn.

    "Kommunikation soll nicht nur mit einem Klappstuhl und einem Sonnenschirm stattfinden, sondern auch mit der Natur. Man kann ihnen beibringen, dass gutes Essen schmeckt. Schließlich kann man auch gute Burger machen, die kein Fast Food sind."

    Überall schieben sich Leute vorbei an Kiosken, sitzen in Liegestühlen auf Wiesen. Fast alle bekannten Ketten der Stadt haben im Gorki-Park Kioske oder Buden gemietet. Dort verkaufen sie Kaffee und Pizza.

    "Die Leute hier sind modern, machen Sport, es kommen Künstler, einfach alle."

    Sagt Nikita, 20 Jahre alt, Skater, Student. Neben der Skateanlage sind Badmintonfelder.

    "Im Sommer komme ich mindestens einmal pro Woche, immer, wenn ich Zeit habe. Es ist geil hier. Die Leute. Und vor allem ist fast alles kostenlos. Der Park ist einer der besten und sehr wichtig."