Noch immer werden mehr als 90 Prozent der Betroffenen zu spät diagnostiziert und behandelt, obwohl die Leberstörung bereits bekannt war. Besonders aufmerksam sollten deshalb Angehörige oder Berufskollegen sein, wenn sie von der chronischen Leberentzündung wissen. Ein wackliges, zittriges Schriftbild und langsame Bewegungen sind untrügliche Zeichen für eine beginnende Enzephalopathie. Wichtig - so die Neurologin Prof. Karin Weißenborn von der Medizinischen Hochschule Hannover - ist eine schnelle Diagnose:
" Es gibt Untersuchungen zum Beispiel der Fahrtauglichkeit dieser Patienten, die mehrheitlich gezeigt haben, dass die Fahrtauglichkeit bei diesen Patienten beeinträchtigt ist. Und das sieht man eben nicht auf den ersten Blick, da muss man Zusatzdiagnostik machen wie zum Beispiel psychometrische Tests, Test der Aufmerksamkeit, der Geschwindigkeit in Bewegungsabläufen. "
Was aber hat eine Erkrankung der Leber mit dem Gehirn zu tun? Prof. Michael Manns - Hepatologe an der Medizinischen Hochschule Hannover - findet die hepatische Enzephalopathie bei Patienten, deren Leber zum Beispiel durch Hepatitis Erreger entzündet ist. Aber auch übermäßiger Alkoholkonsum über Jahre hinweg kann die Krankheit auslösen. Seltener sind es genetische Ursachen wie etwa die Eisen- oder Kupferspeicherkrankheit. Das alles führt nach langer Vorlaufzeit zu einer Leberzirrhose und erst dann setzt die hepatische Enzephalopatie ein:
" Durch die Leberzirrhose und die Vernarbung kommt es zum Blutstau vor der Leber. Das Blut sucht sich Wege um die Leber herum, und dadurch wird das Eiweiß, was aus dem Darm praktisch in die Leber kommt, nicht in der Leber abgefangen und umgebaut, sondern diese Aminosäuren, die Abbauprodukte der Eiweiße, erscheinen dann im Blut, und die werden dann das Gehirn belasten. "
Ein besonderes Abbauprodukt der Eiweiße scheint Ammoniak zu sein. Normalerweise wird das Zellgift von der Leber in harmlosen Harnstoff umgebaut, der dann über die Nieren mit dem Urin ausgeschieden wird. Bei einer chronischen Leberentzündung indes bleibt der Ammoniak im Blut und gelangt über die Blut-Hirn-Schranke auch zum Gehirn. Bislang hatte man angenommen, dass die Nervenzellen nicht direkt, sondern nur das dazwischen liegende Stützgewebe aus Gliazellen anschwillt und so die Nervenzellen in Bedrängnis bringt. Neueste Untersuchungen haben gezeigt, dass hohe Ammoniak-Konzentrationen aber auch den Stoffwechsel der Nervenzellen selbst verändern.
" Es ist also ein sehr komplexes Geschehen, was man mit wenigen Worten kaum beschreiben kann. Und man muss sich darüber im Klaren sein, dass wir nach wie vor nicht wirklich alles 100-prozentig geklärt haben. "
Eine "hepatische Enzephalopathie" verschwindet in der Regel sofort, wenn die Leber wieder normal arbeitet. Im Extremfall kann eine Leberverpflanzung erforderlich sein. Doch Spender-Organe sind knapp, und die Behandlung einer chronischen Leberentzündung ist schwierig, vor allem dann, wenn die Erkrankung erst sehr spät, 20 oder 30 Jahre nach Infektion mit Hepatitis-Erregern entdeckt wird. Dann ist die Vernarbung des Organs infolge der Zirrhose so weit fortgeschritten, dass selbst Medikamente gegen die Viren wenig ausrichten können. In diesem Fall muss sich die Therapie auch gegen die begleitende Enzephalopatie richten.
" Die Behandlung zielt im wesentlichen darauf ab, dass man die Funktion der Leber stützt. Also bei Virushepatitiden, dass man die behandelt. Beim Alkohol natürlich, dass man die toxischen Substanzen einschränkt. Aber das Wichtigste ist, dass man zum Beispiel die Ammoniak-Bildung durch Bakterien im Darm hemmt. Und da gibt es Antibiotika, die man gibt oder dass man Laktulose gibt, das sind bestimmte Zucker, die den pH-Wert verändern, die Bakterienzusammensetzung im Darm ändern, und dadurch wird eben die Anflutung von Ammoniak im Blut jenseits der Leber und damit im Gehirn verhindert. "
Einige Zentren verzichten auf Antibiotika, weil die Präparate ohnehin nur für kurze Zeit verabreicht werden dürfen, und immer droht die Gefahr der Resistenzentwicklung. Zusätzlich zur Lactulose kommt auch "Ornitin Aspartat" zum Einsatz. Das gut verträgliche Medikament fördert den Abbau des toxischen Ammoniaks über die Muskulatur. Andere Forscher wiederum setzten zusätzlich auf Zink, um den Mangel an Spurenelementen zu kompensieren. Aber diese Therapie ist umstritten. Gegen die Schwellung der Zellen im Gehirn ist noch kein Mittel in Sicht.
" Es gibt Untersuchungen zum Beispiel der Fahrtauglichkeit dieser Patienten, die mehrheitlich gezeigt haben, dass die Fahrtauglichkeit bei diesen Patienten beeinträchtigt ist. Und das sieht man eben nicht auf den ersten Blick, da muss man Zusatzdiagnostik machen wie zum Beispiel psychometrische Tests, Test der Aufmerksamkeit, der Geschwindigkeit in Bewegungsabläufen. "
Was aber hat eine Erkrankung der Leber mit dem Gehirn zu tun? Prof. Michael Manns - Hepatologe an der Medizinischen Hochschule Hannover - findet die hepatische Enzephalopathie bei Patienten, deren Leber zum Beispiel durch Hepatitis Erreger entzündet ist. Aber auch übermäßiger Alkoholkonsum über Jahre hinweg kann die Krankheit auslösen. Seltener sind es genetische Ursachen wie etwa die Eisen- oder Kupferspeicherkrankheit. Das alles führt nach langer Vorlaufzeit zu einer Leberzirrhose und erst dann setzt die hepatische Enzephalopatie ein:
" Durch die Leberzirrhose und die Vernarbung kommt es zum Blutstau vor der Leber. Das Blut sucht sich Wege um die Leber herum, und dadurch wird das Eiweiß, was aus dem Darm praktisch in die Leber kommt, nicht in der Leber abgefangen und umgebaut, sondern diese Aminosäuren, die Abbauprodukte der Eiweiße, erscheinen dann im Blut, und die werden dann das Gehirn belasten. "
Ein besonderes Abbauprodukt der Eiweiße scheint Ammoniak zu sein. Normalerweise wird das Zellgift von der Leber in harmlosen Harnstoff umgebaut, der dann über die Nieren mit dem Urin ausgeschieden wird. Bei einer chronischen Leberentzündung indes bleibt der Ammoniak im Blut und gelangt über die Blut-Hirn-Schranke auch zum Gehirn. Bislang hatte man angenommen, dass die Nervenzellen nicht direkt, sondern nur das dazwischen liegende Stützgewebe aus Gliazellen anschwillt und so die Nervenzellen in Bedrängnis bringt. Neueste Untersuchungen haben gezeigt, dass hohe Ammoniak-Konzentrationen aber auch den Stoffwechsel der Nervenzellen selbst verändern.
" Es ist also ein sehr komplexes Geschehen, was man mit wenigen Worten kaum beschreiben kann. Und man muss sich darüber im Klaren sein, dass wir nach wie vor nicht wirklich alles 100-prozentig geklärt haben. "
Eine "hepatische Enzephalopathie" verschwindet in der Regel sofort, wenn die Leber wieder normal arbeitet. Im Extremfall kann eine Leberverpflanzung erforderlich sein. Doch Spender-Organe sind knapp, und die Behandlung einer chronischen Leberentzündung ist schwierig, vor allem dann, wenn die Erkrankung erst sehr spät, 20 oder 30 Jahre nach Infektion mit Hepatitis-Erregern entdeckt wird. Dann ist die Vernarbung des Organs infolge der Zirrhose so weit fortgeschritten, dass selbst Medikamente gegen die Viren wenig ausrichten können. In diesem Fall muss sich die Therapie auch gegen die begleitende Enzephalopatie richten.
" Die Behandlung zielt im wesentlichen darauf ab, dass man die Funktion der Leber stützt. Also bei Virushepatitiden, dass man die behandelt. Beim Alkohol natürlich, dass man die toxischen Substanzen einschränkt. Aber das Wichtigste ist, dass man zum Beispiel die Ammoniak-Bildung durch Bakterien im Darm hemmt. Und da gibt es Antibiotika, die man gibt oder dass man Laktulose gibt, das sind bestimmte Zucker, die den pH-Wert verändern, die Bakterienzusammensetzung im Darm ändern, und dadurch wird eben die Anflutung von Ammoniak im Blut jenseits der Leber und damit im Gehirn verhindert. "
Einige Zentren verzichten auf Antibiotika, weil die Präparate ohnehin nur für kurze Zeit verabreicht werden dürfen, und immer droht die Gefahr der Resistenzentwicklung. Zusätzlich zur Lactulose kommt auch "Ornitin Aspartat" zum Einsatz. Das gut verträgliche Medikament fördert den Abbau des toxischen Ammoniaks über die Muskulatur. Andere Forscher wiederum setzten zusätzlich auf Zink, um den Mangel an Spurenelementen zu kompensieren. Aber diese Therapie ist umstritten. Gegen die Schwellung der Zellen im Gehirn ist noch kein Mittel in Sicht.