Unterrichtsbeginn an einem Gymnasium in Berlin. Für die Lehrerinnen und Lehrer kein leichter Job. Eine Studie, die der Deutschen Philologenverband zusammen mit der DAK durchgeführt hat, zeigt allerdings, dass die meisten Lehrerinnen und Lehrer dennoch mit ihrem Beruf hochzufrieden sind.
"Weil ihnen die Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern Freude macht! Also die sagen so etwas wie: Freude an der Entwicklung teilzuhaben, Begeisterung, Wissen zu teilen, Persönlichkeit entwickeln", sagt Susanne Lin-Klitzing, die Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes und jahrelang selber Gymnasiallehrerin in Baden-Württemberg.
Und nur weil die Begeisterung und die Motivation so groß seien, könnten die enormen Belastungen des Berufs halbwegs getragen werden: "Das heißt, Lehrkräfte schlafen schlecht, schlechter als die Normalbevölkerung in diesem Fall. Sie sind allerdings - und das passt auch zu diesem Pflichtgefühl - sie sind weniger krank, weil sie immer denken, ich darf nicht fehlen, weil dann fehlt den Kindern die fünfte Stunde Englisch, die Vorbereitung auf die Klausur und so weiter."
90 Prozent sprechen von besonderer Arbeitsbelastung
Neun von zehn Lehrkräften hätten sich deshalb auch schon trotz Krankheitsgefühl in die Schule geschleppt, so die Studie. Ebenfalls 90 Prozent der Befragten beschreiben das hohe Arbeitspensum als besonders belastend. Das kann diese junge Referendarin an einem Brandenburger Gymnasium bestätigen. "Man hat sehr lange Tage, man arbeitet eigentlich jedes Wochenende, ich zurzeit sowohl Samstag als auch Sonntag, weil ich sonst gar nicht hinterher komme mit der Vorbereitung und auch mit der Nachbereitung."
Besonders anstrengend sei, dass man nie richtig Feierabend habe: "Man hat immer noch was im Kopf, was man noch machen muss, sei es korrigieren, sei es eine Stunde vorbereiten, sei es auch Elterngespräche, Elternmails beantworten. Wir haben ja nicht nur fachlich hier zu tun, sondern auch mit Schülerinnen und Schülern, die viele Probleme auch haben, was aber den Beruf auch so schön macht, dass man auch auf einer ganz tollen emotionalen und persönlichen Ebene hier arbeiten kann."
Zusatzaufgaben belasten Zeitbudget
Und damit das so bleibt, müssten Lehrerinnen und Lehrer dringend entlastet werden, fordert der Philologenverband. Besonders nach den Pisa-Studien seien viele Zusatzaufgaben dazugekommen, die mit dem eigentlichen Unterricht nichts zu tun haben, klagt Susanne Lin-Klitzing:
"Es ging nach Pisa darum, dass jetzt schulinterne Curricula, also eigene Lehrpläne entwickelt werden. Die müssen on Top gemacht werden, es geht um Vergleichsarbeiten, die durchgeführt werden, es geht um mehr Binnendifferenzierung im Unterricht, es geht um Schulentwicklung. Alles gute und wichtige Sachen, aber alles oben drauf. Das bedeutet, wir müssen Lehrkräfte entlasten, denn das kann nicht ewig so weitergehen."
Fast die Hälfte der Gymnasiallehrer wünschen sich, weniger Stunden unterrichten zu müssen und weniger Schüler pro Klasse. Neben einer Senkung der Arbeitsbelastung müssten Lehrer deshalb auch mehr für ihre Gesundheit tun. Andreas Storm von der DAK wünscht sich ein angemessenes betriebliches Gesundheitsmanagement in den Schulen: "Das bedeutet, dass es passgenaue Angebote geben muss, die ausgearbeitet werden müssen von den Schulleitungen gemeinsam mit den Lehrkräften und auch in Zusammenarbeit mit der gesetzlichen Krankenversicherung."
Weil in dieser Studie Lehrer an Grundschulen oder Sekundarschulen nicht befragt wurden, sei eine umfangreichere Bestandsaufnahme zur Lehrergesundheit überfällig. Die Kultusministerkonferenz und die Gesundheitsminister der Länder sollten sich in einer Sondersitzung mit dem Thema Gesunde Schule beschäftigen.