Das Lehrerdasein ist kein Zuckerschlecken.
"Die Zeiten sind, glaube ich, vorbei, dass die Bevölkerung denkt, ein Lehrer kommt um halb zwei nach Hause und geht auf den Tennisplatz. Also, das hat mittlerweile jeder begriffen, dass der Lehrerberuf sehr spannend, sehr verschieden und sehr vielschichtig ist. Man hat natürlich die Arbeit mit den Jugendlichen oder Kindern - und hat dann aber eben einen großen Teil der Arbeit noch zu Hause, in der Nachbereitung, Vorbereitung, Korrektur und so weiter: eine Wochenarbeitszeit von 50 bis 60 Stunden kommt da locker zusammen."
Torsten Ulrich, 34 und Gymnasiallehrer, ist sauer auf seinen Arbeitgeber. Denn das Land Berlin zahlt Jungpädagogen lediglich rund 1700 Euro netto im Monat. Und zwar, weil die Nachwuchskräfte nur noch angestellt und nicht mehr verbeamtet werden. Beamtenlehrer, und das ist die Masse der Berliner Pädagogen, kriegen 400 bis 700 Euro mehr auf die Hand - für die gleiche Arbeit. Die Jungen werden zu Recht neidisch, erzählt Ulrich.
"Da fängt es langsam an, in den Kollegien etwas zu brodeln!"
Der Berliner Nachwuchslehrer und 300 weitere Betroffene haben nun eine Aktionsgruppe ins Leben gerufen - mit dem Namen "Verbeamtung jetzt!". Viele von ihnen drohen, in ein anderes Bundesland abzuwandern - in ein Land, das die Pädagogen gegen gutes Geld zu Beamten vereidigt. Die Initiative hat in der vergangenen Woche - äußerst pressewirksam - dem Berliner Bildungssenator Jürgen Zöllner, SPD, eine Mappe übergeben - mit 120 sogenannten Freigabeanträgen.
Darin bitten sie um das notwendige Okay, sich in anderen Bundesländern bewerben zu dürfen. Baden-Württemberg oder Hamburg locken nämlich inzwischen mit einem Gehaltsplus von bis zu 800 Euro im Monat sowie mit Umzugshilfen, Wohnungssuchhilfen und Arbeitslaptops.
"Mittlerweile haben sich in Hamburg ja schon kleine Kolonien von Berliner Lehrern gebildet. Also, da gibt es Schulen, wo mehr als zehn Kollegen und Kolleginnen aus Berlin nach dem Referendariat hingegangen sind. Und - schon fast perfider Weise - gibt es sogar Schulleiter, die sich schriftlich beim Land Berlin bedanken, solche Briefe liegen vor - und arbeiten mit Freude mit den Kolleginnen und Kollegen, die da aus Berlin gekommen sind."
Laut Berliner Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft hat Berlin bereits erste Probleme, Fachlehrer zu finden. GEW-Vize Norbert Gundacker berichtet, dass sich kürzlich - beim sogenannten Lehrercasting für das kommende Schulhalbjahr - Lücken auftaten.
"Zum Beispiel Studienratslaufbahn Physik, Mathematik, Informatik - da waren Stellen ausgeschrieben. Von acht ausgeschriebenen Stellen konnten nur zwei besetzt werden. Und ein Schulleiter eines Gymnasiums hat mir gesagt: Na, da landen Bewerberinnen und Bewerber mit den Noten eins und zwei in der zweiten Lehramtsprüfung gar nicht mehr auf unseren Bewerberlisten. Die gehen sofort in andere Bundesländer."
Die Hauptstadt ist hoch verschuldet und will deshalb die Nachwuchsbezahlung nicht an das hohe Niveau der anderen Länder angleichen. Im Gegenteil: Berlin setzt sich dafür ein, die Beamtengehälter bundesweit zu deckeln beziehungsweise herunterzuschrauben. Dies soll - mit Hilfe weiterer finanzschwacher Länder wie Mecklenburg-Vorpommern - in der Kultusministerkonferenz beschlossen werden. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit, SPD, möchte so den Gehaltswettbewerb der Länder ganz und gar abschaffen.
"Ich frage mich immer, wo soll denn die Spirale enden? Wenn die Mangelsituation so bleibt, dann ist es ja auch logisch, wenn wir 500 drauf packen, packt der nächste 600 drauf oder bietet gleich eine Schulleiterstelle an für alle. Also irgendwo kriegt es ja alles eine Dimension, wo ich sage, jetzt müssen wir mal ein bisschen Regulierung einziehen."
Berlins Junglehrer und auch die GEW glauben nicht, dass der Regulierungsplan durchsetzbar ist: Warum, fragen sie, sollten reiche westdeutsche Länder freiwillig auf Toppädagogen aus anderen Regionen verzichten? Gewerkschafter Gundacker sieht schwarz für den Fall, dass der Hauptstadt keine Alternative einfällt. Werde nicht irgendwie Geld locker gemacht, prophezeit er, könne man bald nur noch Ersatzlehrer einstellen.
"Dann wird es noch mehr befristete Verträge geben für Quereinsteiger, für Pensionäre. Wir benötigen aber junge, motivierte Lehrkräfte. Unterricht ist mit Lückenbüßern wirklich nicht zu machen. Dann wir das Niveau hier der Ausbildung an den Schulen sinken."
"Die Zeiten sind, glaube ich, vorbei, dass die Bevölkerung denkt, ein Lehrer kommt um halb zwei nach Hause und geht auf den Tennisplatz. Also, das hat mittlerweile jeder begriffen, dass der Lehrerberuf sehr spannend, sehr verschieden und sehr vielschichtig ist. Man hat natürlich die Arbeit mit den Jugendlichen oder Kindern - und hat dann aber eben einen großen Teil der Arbeit noch zu Hause, in der Nachbereitung, Vorbereitung, Korrektur und so weiter: eine Wochenarbeitszeit von 50 bis 60 Stunden kommt da locker zusammen."
Torsten Ulrich, 34 und Gymnasiallehrer, ist sauer auf seinen Arbeitgeber. Denn das Land Berlin zahlt Jungpädagogen lediglich rund 1700 Euro netto im Monat. Und zwar, weil die Nachwuchskräfte nur noch angestellt und nicht mehr verbeamtet werden. Beamtenlehrer, und das ist die Masse der Berliner Pädagogen, kriegen 400 bis 700 Euro mehr auf die Hand - für die gleiche Arbeit. Die Jungen werden zu Recht neidisch, erzählt Ulrich.
"Da fängt es langsam an, in den Kollegien etwas zu brodeln!"
Der Berliner Nachwuchslehrer und 300 weitere Betroffene haben nun eine Aktionsgruppe ins Leben gerufen - mit dem Namen "Verbeamtung jetzt!". Viele von ihnen drohen, in ein anderes Bundesland abzuwandern - in ein Land, das die Pädagogen gegen gutes Geld zu Beamten vereidigt. Die Initiative hat in der vergangenen Woche - äußerst pressewirksam - dem Berliner Bildungssenator Jürgen Zöllner, SPD, eine Mappe übergeben - mit 120 sogenannten Freigabeanträgen.
Darin bitten sie um das notwendige Okay, sich in anderen Bundesländern bewerben zu dürfen. Baden-Württemberg oder Hamburg locken nämlich inzwischen mit einem Gehaltsplus von bis zu 800 Euro im Monat sowie mit Umzugshilfen, Wohnungssuchhilfen und Arbeitslaptops.
"Mittlerweile haben sich in Hamburg ja schon kleine Kolonien von Berliner Lehrern gebildet. Also, da gibt es Schulen, wo mehr als zehn Kollegen und Kolleginnen aus Berlin nach dem Referendariat hingegangen sind. Und - schon fast perfider Weise - gibt es sogar Schulleiter, die sich schriftlich beim Land Berlin bedanken, solche Briefe liegen vor - und arbeiten mit Freude mit den Kolleginnen und Kollegen, die da aus Berlin gekommen sind."
Laut Berliner Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft hat Berlin bereits erste Probleme, Fachlehrer zu finden. GEW-Vize Norbert Gundacker berichtet, dass sich kürzlich - beim sogenannten Lehrercasting für das kommende Schulhalbjahr - Lücken auftaten.
"Zum Beispiel Studienratslaufbahn Physik, Mathematik, Informatik - da waren Stellen ausgeschrieben. Von acht ausgeschriebenen Stellen konnten nur zwei besetzt werden. Und ein Schulleiter eines Gymnasiums hat mir gesagt: Na, da landen Bewerberinnen und Bewerber mit den Noten eins und zwei in der zweiten Lehramtsprüfung gar nicht mehr auf unseren Bewerberlisten. Die gehen sofort in andere Bundesländer."
Die Hauptstadt ist hoch verschuldet und will deshalb die Nachwuchsbezahlung nicht an das hohe Niveau der anderen Länder angleichen. Im Gegenteil: Berlin setzt sich dafür ein, die Beamtengehälter bundesweit zu deckeln beziehungsweise herunterzuschrauben. Dies soll - mit Hilfe weiterer finanzschwacher Länder wie Mecklenburg-Vorpommern - in der Kultusministerkonferenz beschlossen werden. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit, SPD, möchte so den Gehaltswettbewerb der Länder ganz und gar abschaffen.
"Ich frage mich immer, wo soll denn die Spirale enden? Wenn die Mangelsituation so bleibt, dann ist es ja auch logisch, wenn wir 500 drauf packen, packt der nächste 600 drauf oder bietet gleich eine Schulleiterstelle an für alle. Also irgendwo kriegt es ja alles eine Dimension, wo ich sage, jetzt müssen wir mal ein bisschen Regulierung einziehen."
Berlins Junglehrer und auch die GEW glauben nicht, dass der Regulierungsplan durchsetzbar ist: Warum, fragen sie, sollten reiche westdeutsche Länder freiwillig auf Toppädagogen aus anderen Regionen verzichten? Gewerkschafter Gundacker sieht schwarz für den Fall, dass der Hauptstadt keine Alternative einfällt. Werde nicht irgendwie Geld locker gemacht, prophezeit er, könne man bald nur noch Ersatzlehrer einstellen.
"Dann wird es noch mehr befristete Verträge geben für Quereinsteiger, für Pensionäre. Wir benötigen aber junge, motivierte Lehrkräfte. Unterricht ist mit Lückenbüßern wirklich nicht zu machen. Dann wir das Niveau hier der Ausbildung an den Schulen sinken."