Das Diplom als Physiker, Ingenieur oder Chemiker in der Tasche - dann kommt die Suche nach einem guten Job. Doch die wird, gerade für die Absolventen naturwissenschaftlicher und technischer Studiengänge, immer schwieriger. Zunehmend bietet sich aber eine Alternative: Als Lehrer eine neue Zukunftsperspektive finden – diese Option steht nicht nur Naturwissenschaftlern und Ingenieuren offen, sondern auch Wirtschaftswissenschaftlern. Unter bestimmten Voraussetzungen verzichten die Schulbehörden auf das Staatsexamen als Einstiegsvoraussetzung; der Lehrermangel macht’s möglich.
Ein Beitrag von Thomas Wagner
Warum nicht einen Job annehmen in der Schweiz ?
Das ist die Kantonsschule Frauenfeld. Die hatte einen Physiker eingestellt, und bei uns gibt es nicht so wirklich Verträge. Und der hat dann ganz kurzfristig eine andere Stelle angenommen. Und jetzt steht die Schule ohne Physiker da und versucht verzweifelt einen Physiker, der natürlich auch ein bisschen pädagogisches Geschick hätte.
Das Beispiel ist, so Lorenz Zubler vom pädagogischen Seminar im Schweizerischen Kreuzlingen, kein Einzelfall: Gerade Naturwissenschaftler werden an so mancher Schweizer Kantonsschule, vergleichbar den deutschen Gymnasien, händeringend gesucht. Auch deutsche Bewerber haben mehr denn je große Chancen auf Einstellung. Grund: Die bilateralen Verträge zwischen Schweiz und Europäischer Union, die seit einem Jahr gültig sind. Sie erleichtern deutschen Bewerbern ganz erheblich Arbeitsaufnahme und Aufenthalt in der Schweiz. Gesucht sind...
Also sicher Naturwissenschaften; Mathematik, Physik. Sehr begehrt wären die Kombinationen Informatik und Mathematik. Also das wären so die Renner jetzt.
Dabei ist das Staatsexamen längst kein "Muss" mehr für einen Lehrerjob in der Schweiz; Diplom- oder gar Magisterabschlüsse reichen ebenso aus – allerdings nur für zeitlich befristete Stellen. Wer einen unbefristeten Job anstrebt, kann ein Nebenstudium an der Uni Zürich absolvieren und sich in den Grundlagen der Pädagogik prüfen lassen.
Doch nicht nur in der Schweiz haben Naturwissenschaftler ohne Staatsexamen eine reelle Chance auf einen Lehrerjob, sondern auch in Deutschland selbst. Beispiel Baden-Württemberg. Dort wurden im vergangenen Jahr erstmals 60 Diplomphysiker in den Schuldienst eingestellt – allerdings nicht ohne entsprechende pädagogische Schulung. Manfred Schopp vom Staatlichen Seminar für Didaktik und Lehrerbildung Rottweil:
Man muss den Vorbereitungsdienst an einem gymnasialen oder beruflichen Seminar absolvieren, den ganz normalen Vorbereitungsdienst in zwei Fächern.
Bei Diplomphysikern sind dies automatisch Physik und Mathematik; für das kommende Jahr sind Überlegungen im Gange, die Möglichkeit des Quereinstiegs auch auf Diplomchemiker auszudehnen. Die Entscheidungen über eine Einstellung trifft das jeweilige Oberschulamt. Chancen bestehen nur, wenn gleichzeitig nicht ausreichend Bewerber mit Staatsexamen ihren Hut in den Ring werfen. Mittelfristig sieht Manfred Schopp abseits von Physikern und Chemikern aber kaum eine Chance des Quereinstiegs für Studienabgänger ohne Staatsexamen in anderen Fächern:
Ich hab ne große Skepsis, dass es kommt. Weil es gibt einfach so etablierte Grundsätze sagen wir auch mal im Sinne von Qualitätssicherung. Schon dieser Quereinstieg Physik ist ja etwas Ungewöhnliches. Ich bin doch relativ skeptisch.
Eine Skepsis, die sich aber nur auf Gymnasien bezieht. Für Magister- oder Diplomabsolventen anderer Fächer macht die Jobsuche an einer der zahlreichen Berufsschulen Sinn:
Natürlich auch Wirtschaftswissenschaften. Da stehen die beruflichen Schulen in Konkurrenz zur Wirtschaft, natürlich auch Biotechnologie. Und wenn wir gemeinsam um Absolventen buhlen müssen, ist natürlich eine Konkurrenzsituation da. Und da schauen wir, dass die beruflichen Schulen gut positioniert werden.
So Karl Beirer , Leiter des Berufsschulzentrums Stockach. Grundsätzlich können auch Sprach- und Geisteswissenschaftler ohne Staatsexamen an Berufsschulen unterkommen – aber wiederum nur dann, wenn es zu wenige Bewerber mit Staatsexamen gibt; die Chancen in diesen Fächern stehen immer noch wesentlich schlechter. Bewerbungen nehmen die Berufsschulen direkt entgegen. Und wer als Akademiker zwar einen Job gefunden hat, aber einmal in den Lehrerberuf hineinschnuppern möchte, kann dies gerade an Berufsschulen tun – als sogenannter "Lehrbeauftragter."
Der Lehrbeauftragte hat eben nicht die Funktion, dass er reguläre Fächer unterrichtet. Aber er kann in Teilbereichen, in Projektbereichen gut eingesetzt werden, so dass die Schüler sehr realitätsnah an Themen noch zusätzlich ausgebildet werden können. Dass sie an einem Projekt teilnehmen können. Damit hat der Schüler die Möglichkeit, sehr nahe an der Wirtschaft ausgebildet zu werden. Und der Lehrbeauftragte hat umgekehrt die Möglichkeit, natürlich auch zu erfahren: Wie läuft der Dienstleistungsbetrieb Schule ? ist er für den Unterricht gut geeignet ? Kommt er mit den Schülern klar ? Kann er Fachwissenschaft gut rüberbringen ?
Doch wie kommen die Lehrer an den Schulen mit ihren neuen Kollegen ohne Staatsexamen klar ? Die Erfahrungen bisher: Trotz des unterschiedlichen Zugangs zum Job – Lehrer erster und zweiter Klasse gibt es nicht. Manfred Schopp vom Didaktik-Seminar Rottweil:
Wir haben keine Probleme, weil unsere Referendare Kollegialitätsaspekt sehen. Also es gibt keinen Abgleich, also 'der hat’s leichter’ oder so was. Die sehen die Mangelsituation und akzeptieren das.
Ein Beitrag von Thomas Wagner
Warum nicht einen Job annehmen in der Schweiz ?
Das ist die Kantonsschule Frauenfeld. Die hatte einen Physiker eingestellt, und bei uns gibt es nicht so wirklich Verträge. Und der hat dann ganz kurzfristig eine andere Stelle angenommen. Und jetzt steht die Schule ohne Physiker da und versucht verzweifelt einen Physiker, der natürlich auch ein bisschen pädagogisches Geschick hätte.
Das Beispiel ist, so Lorenz Zubler vom pädagogischen Seminar im Schweizerischen Kreuzlingen, kein Einzelfall: Gerade Naturwissenschaftler werden an so mancher Schweizer Kantonsschule, vergleichbar den deutschen Gymnasien, händeringend gesucht. Auch deutsche Bewerber haben mehr denn je große Chancen auf Einstellung. Grund: Die bilateralen Verträge zwischen Schweiz und Europäischer Union, die seit einem Jahr gültig sind. Sie erleichtern deutschen Bewerbern ganz erheblich Arbeitsaufnahme und Aufenthalt in der Schweiz. Gesucht sind...
Also sicher Naturwissenschaften; Mathematik, Physik. Sehr begehrt wären die Kombinationen Informatik und Mathematik. Also das wären so die Renner jetzt.
Dabei ist das Staatsexamen längst kein "Muss" mehr für einen Lehrerjob in der Schweiz; Diplom- oder gar Magisterabschlüsse reichen ebenso aus – allerdings nur für zeitlich befristete Stellen. Wer einen unbefristeten Job anstrebt, kann ein Nebenstudium an der Uni Zürich absolvieren und sich in den Grundlagen der Pädagogik prüfen lassen.
Doch nicht nur in der Schweiz haben Naturwissenschaftler ohne Staatsexamen eine reelle Chance auf einen Lehrerjob, sondern auch in Deutschland selbst. Beispiel Baden-Württemberg. Dort wurden im vergangenen Jahr erstmals 60 Diplomphysiker in den Schuldienst eingestellt – allerdings nicht ohne entsprechende pädagogische Schulung. Manfred Schopp vom Staatlichen Seminar für Didaktik und Lehrerbildung Rottweil:
Man muss den Vorbereitungsdienst an einem gymnasialen oder beruflichen Seminar absolvieren, den ganz normalen Vorbereitungsdienst in zwei Fächern.
Bei Diplomphysikern sind dies automatisch Physik und Mathematik; für das kommende Jahr sind Überlegungen im Gange, die Möglichkeit des Quereinstiegs auch auf Diplomchemiker auszudehnen. Die Entscheidungen über eine Einstellung trifft das jeweilige Oberschulamt. Chancen bestehen nur, wenn gleichzeitig nicht ausreichend Bewerber mit Staatsexamen ihren Hut in den Ring werfen. Mittelfristig sieht Manfred Schopp abseits von Physikern und Chemikern aber kaum eine Chance des Quereinstiegs für Studienabgänger ohne Staatsexamen in anderen Fächern:
Ich hab ne große Skepsis, dass es kommt. Weil es gibt einfach so etablierte Grundsätze sagen wir auch mal im Sinne von Qualitätssicherung. Schon dieser Quereinstieg Physik ist ja etwas Ungewöhnliches. Ich bin doch relativ skeptisch.
Eine Skepsis, die sich aber nur auf Gymnasien bezieht. Für Magister- oder Diplomabsolventen anderer Fächer macht die Jobsuche an einer der zahlreichen Berufsschulen Sinn:
Natürlich auch Wirtschaftswissenschaften. Da stehen die beruflichen Schulen in Konkurrenz zur Wirtschaft, natürlich auch Biotechnologie. Und wenn wir gemeinsam um Absolventen buhlen müssen, ist natürlich eine Konkurrenzsituation da. Und da schauen wir, dass die beruflichen Schulen gut positioniert werden.
So Karl Beirer , Leiter des Berufsschulzentrums Stockach. Grundsätzlich können auch Sprach- und Geisteswissenschaftler ohne Staatsexamen an Berufsschulen unterkommen – aber wiederum nur dann, wenn es zu wenige Bewerber mit Staatsexamen gibt; die Chancen in diesen Fächern stehen immer noch wesentlich schlechter. Bewerbungen nehmen die Berufsschulen direkt entgegen. Und wer als Akademiker zwar einen Job gefunden hat, aber einmal in den Lehrerberuf hineinschnuppern möchte, kann dies gerade an Berufsschulen tun – als sogenannter "Lehrbeauftragter."
Der Lehrbeauftragte hat eben nicht die Funktion, dass er reguläre Fächer unterrichtet. Aber er kann in Teilbereichen, in Projektbereichen gut eingesetzt werden, so dass die Schüler sehr realitätsnah an Themen noch zusätzlich ausgebildet werden können. Dass sie an einem Projekt teilnehmen können. Damit hat der Schüler die Möglichkeit, sehr nahe an der Wirtschaft ausgebildet zu werden. Und der Lehrbeauftragte hat umgekehrt die Möglichkeit, natürlich auch zu erfahren: Wie läuft der Dienstleistungsbetrieb Schule ? ist er für den Unterricht gut geeignet ? Kommt er mit den Schülern klar ? Kann er Fachwissenschaft gut rüberbringen ?
Doch wie kommen die Lehrer an den Schulen mit ihren neuen Kollegen ohne Staatsexamen klar ? Die Erfahrungen bisher: Trotz des unterschiedlichen Zugangs zum Job – Lehrer erster und zweiter Klasse gibt es nicht. Manfred Schopp vom Didaktik-Seminar Rottweil:
Wir haben keine Probleme, weil unsere Referendare Kollegialitätsaspekt sehen. Also es gibt keinen Abgleich, also 'der hat’s leichter’ oder so was. Die sehen die Mangelsituation und akzeptieren das.