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Lehrerausbildung an Fachhochschulen?

Die Reform der Lehrerausbildung steht auf der Prioritätenliste des HRK-Präsidenten Peter Gaehtgens eher unter "verschiedenes", nicht, weil auch er etwas gegen Lehrer hätte, sondern weil er wohl nicht daran glaubt, dass sich auf diesem Gebiet so schnell etwas bewegen lässt. Deshalb hat sich die Hochschulrektorenkonferenz auch einige Monate Zeit gelassen, bis sie die "Empfehlungen zur Lehrerbildung" veröffentlicht hat, die im Oktober von der Mitgliedergruppe der Fachhochschulen verabschiedet wurde.

Von Karl-Heinz Heinemann |
    Der Wissenschaftsrat hat es schon vor zehn Jahren empfohlen, doch die Vertreter der Universitäten hören es nicht gern: Auch die Fachhochschulen sollen Lehrer ausbilden. An den Unis werden die Lehramtsstudenten nicht geliebt. Die Professoren beschäftigen sich lieber mit den Studierenden, die Diplomierte oder Magister in ihrem Fach werden wollen. Dennoch möchte man nicht auf Lehramtsstudenten verzichten, denn sie füllen die Seminare und Vorlesungen und deshalb werden sie für die Kapazitätsberechnung gebraucht. Aus eben diesen Gründen sind künftige Lehrerinnen und Lehrer auch für die Fachhochschulen interessant: Nur wenn das Spektrum der Fächer und Berufe erweitert wird, wird man auch mehr als ein Viertel der Studierenden in die Fachhochschulen locken können.

    Die universitäre Lehrerausbildung sei zu sehr auf das Fach konzentriert und beschäftige sich nicht mit der eigentlichen Aufgabe des Lehrers und der Lehrerin, der Vermittlung. Auch das erziehungswissenschaftliche Begleitstudium hat wenig mit dem späteren Beruf zu tun. An den Universitäten hat man wenig Erfahrung damit, Studierende im Praktikum an der Schule zu begleiten. Diese Kritik an der Lehrerausbildung greifen die Fachhochschulrektoren auf, um ihre Hochschulen für die Lehrerbildung ins Gespräch zu bringen. Der Rektor der Kölner Fachhochschule, Joachim Metzner:

    Dass die Fachhochschulen dazu geeignet sind hat zwei Gründe, erstens wir sind spezialisiert auf relativ präzise berufsbezogene Ausbildungsgänge. Und zweitens, wenn man von den Anforderungen an den Lehrberuf ausgeht, die haben sich ja nun deutlich geändert. Und sich in den letzten Jahren, das sagen alle Verbände etc. immer mehr den Anforderungen an die Sozialpädagogik angenähert, und da sitzen unsere Fachleute. Also: Schlüsselqualifikationen für Lehrer, sich außerhalb der Stoffvermittlung bewegen, die können wir sehr gut vermitteln. Und es gibt eine ganze Reihe von Fachhochschulen, die dazu auch die Kapazitäten hätten.

    Die Kölner Fachhochschule zum Beispiel. Sicher wäre es schwierig, dort Deutsch-, Geschichts- oder Englischlehrer auszubilden, denn dazu fehlen die Fachleute. Ganz anders sieht es aus bei den Lehrern für Berufsschulen und Berufskollegs. In Münster gibt es schon seit zwei Jahren einen Studiengang für Berufsschullehrer in technischen Fachrichtungen. Die Fachhochschule bietet nicht nur die reinen Fachinhalte an, sondern auch die Didaktik für den Fachunterricht. An der Münsteraner Uni können die künftigen Lehrer dazu Erziehungswissenschaft studieren.

    Auch Grundschullehrer könnten an den Fachhochschulen ausgebildet werden, meint Joachim Metzner. Und zwar gemeinsam mit Erzieherinnen für die Kindergärten. Dann könnte man die Ausbildung für den Vorschul- und Grundschulbereich an Fachhochschulen zusammenfassen.

    Das wäre sicherlich sinnvoll, wenn man auf den internationalen Vergleich achtet. Denn diese Ausbildungsqualität und die berufliche Kompetenz ist in allen anderen europäischen Ländern besser ausgeprägt als bei uns und das hängt natürlich auch mit der Ausbildung selbst zusammen.

    In allen anderen europäischen Staaten werden Erzieherinnen an Hochschulen ausgebildet. Es wäre eine Konsequenz aus den Pisa-Ergebnissen, die Vorschulausbildung aufzuwerten. Schließlich haben Kindergärten einen Bildungsauftrag und sollen Kinder in der Entwicklung fördern. Doch damit tun sich die Kultus- und Jugendminister schwer, denn das würde eine Menge Geld kosten. Dann müssten Erzieherinnen ja auch wie Lehrerinnen bezahlt werden.