Mit Helene Esnault und Eckart Viehweg erhält erstmals ein Ehepaar den mit 1,55 Mio Euro dotierten Leibniz-Preis für gemeinsame wissenschaftliche Arbeit. Seit über 20 Jahren arbeiten die beiden Mathematiker zusammen – den längsten Teil davon an der Universität Essen – und haben in dieser Zeit rund 25 gemeinsame Veröffentlichungen verfasst. "Die Stärke ihrer Arbeiten" – schreibt die Deutsche Forschungsgemeinschaft – "liegt in der Verallgemeinerung klassischer Methoden auf höchst abstrakte Weise, ohne dabei den Bezug zu wichtigen Anwendungen auf klassische Probleme in Differentialgleichungen und Zahlentheorie zu verlieren". Das klingt nicht nur schwierig, sondern ist es wohl auch.
Hier also arbeitet eine der zur Zeit wichtigsten Mathematikerinnen Europas: Ein unscheinbar kleines Arbeitszimmer in einem unscheinbaren Zweckgebäude, an der Fensterfront steht ein schlichter Schreibtisch, an den Wänden zwei Bücherregale, die Mitte des Raumes füllt ein rechteckiger Tisch aus – keine überbordenden Zeitschriftenstapel, keine vollgekritzelte Tafel – alles in allem unspektakulär. Helene Esnault, 49 Jahre alt, Professorin für Analytische Geometrie an der Universität Essen kann und will ihre Wurzeln nicht verbergen.
Mein Vater war Metallarbeiter und meine Mutter war Krankenschwester, mein Vater hatte einen Hass für Handarbeit, der meinte, man könnte schon etwas besseres machen in seinem Leben als bloß am Fließband zu stehen, und da meinte er, die Mathematik sei so schön, dass im Grunde die Zuneigung zur Mathematik ist auf irgendeine Weise von ihm zu mir gekommen.
. Helene Esnault studierte in Paris Mathematik und folgte nach einer Zwischenstation als Heisenberg-Stipendiatin der DFG am Max-Planck-Institut für Mathematik 1990 einem Ruf an die Universität Essen – der Hochschule also, an der ihr Mann Eckart Viehweg schon seit 1984 einen Lehrstuhl für Algebra hatte. Die Liebe zur Mathematik fand der heute 53jährige nach seiner Schulzeit übrigens auch erst auf Umwegen.
Und dann bin ich erst einmal die üblichen anderthalb Jahre zur Bundeswehr gegangen und in dieser Zeit bin ich intellektuell so ausgetrocknet, dass ich dann zu Beginn des Studiums das Gefühl hatte, ich müsste jetzt irgend etwas sehr intensiv machen, und da habe ich mich wirklich sehr intensiv in die Mathematik vertieft und habe dann in der Anfangszeit meines Studiums wirklich sehr, sehr viel Mathematik gelernt.
Seit mehr als 20 Jahren arbeitet das Mathematiker-Paar zusammen – ein Novum im Wissenschaftsbetrieb, für das es kaum Vergleiche gibt. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt in der Algebraischen und Arithmetischen Geometrie, unter anderem untersuchen sie Nullstellengebilde von Polynomen, deren einfachste Beispiele Kreise, Geraden oder Flächen sind, wie sie überall in der Natur auftreten.
Wir leben in einem Raum, wir leben in drei Dimensionen und dem Raum, in dem wir leben, da gibt es Gebilde, da gibt es Hügel, da gibt es Senkungen – das sind geometrische Gebilde. Jetzt ist die Frage, wie man die versteht. Was heißt verstehen? Das heißt, Eigenschaften von diesen Gebilden zu erkennen, die gemeinsam sind bei verschiedenen Gebilden, die sehen gemeinsam aus, jedoch haben sie eine gemeinsame Eigenschaft.
Reine Mathematik also, die zunächst einmal keinerlei Anwendung hat. Helene Esnault und Eckart Viehweg beschreiben und klassifizieren geometrische Objekte. Allerdings zeigte sich schnell, dass ihre Forschungsergebnisse weit mehr sind als intellektuelle Spielereien, mit denen nur eine Hand voll Spezialisten etwas anfangen kann. Die Theoretische Physik interessiert sich brennend für ihre Resultate.
Die Physiker versuchen Modelle dieser Welt darzustellen und sie stoßen auf sehr komplizierte höherdimensionale geometrische Objekte. Sie vermuten, das die beste Erklärung ein elfdimensionaler oder siebendimensionaler Raum ist, in dem sich unsere Welt abspielt und in dem man unsere Welt und die physikalischen Vorgänge erklären kann, und solche Untersuchungen versuchen wir zu machen. Nun ist es nicht so, dass wir Auftragsarbeit für die Physik leisten. Es ist so, dass wir die Objekte untersuchen, weil wir sie für interessant halten und es hat einfach in der Geschichte sich gezeigt, dass einige der Ergebnisse der Mathematik dann zum Beispiel in der Physik Anwendung finden.
1,55 Mio Euro bekommen die Essener Mathematiker – viel Geld für Vertreter einer Wissenschaft, von der kolportiert wird, zum Glücklichsein brauche man dort nichts weiter als Papier und Bleistift respektive Tafel und Kreide. Wofür also geben sie das Geld aus?
Ein Teil des Geldes werden wir sicher versuchen dafür auszugeben, dass wir Leute einstellen, um unsere Lehrverpflichtungen auszufüllen, damit wir ein bisschen freier sind, uns der Forschung voll zu widmen, und wir werden Leute hier her einladen, um mit uns zu arbeiten, das heißt, wenn man wirklich Leute bezahlt mit dem ganzen sozialen Paket, das dazu gehört, schmilzt das Geld auch ziemlich schnell (lacht).
Personalkosten also! Doch die sind in diesem Fall hervorragend angelegt.
Im Grunde kann man sagen, dass von diesen 1,5 Millionen Euro der größte Teil dem wissenschaftlichen Nachwuchs in Deutschland und auch in anderen Ländern zugute kommt.
Hier also arbeitet eine der zur Zeit wichtigsten Mathematikerinnen Europas: Ein unscheinbar kleines Arbeitszimmer in einem unscheinbaren Zweckgebäude, an der Fensterfront steht ein schlichter Schreibtisch, an den Wänden zwei Bücherregale, die Mitte des Raumes füllt ein rechteckiger Tisch aus – keine überbordenden Zeitschriftenstapel, keine vollgekritzelte Tafel – alles in allem unspektakulär. Helene Esnault, 49 Jahre alt, Professorin für Analytische Geometrie an der Universität Essen kann und will ihre Wurzeln nicht verbergen.
Mein Vater war Metallarbeiter und meine Mutter war Krankenschwester, mein Vater hatte einen Hass für Handarbeit, der meinte, man könnte schon etwas besseres machen in seinem Leben als bloß am Fließband zu stehen, und da meinte er, die Mathematik sei so schön, dass im Grunde die Zuneigung zur Mathematik ist auf irgendeine Weise von ihm zu mir gekommen.
. Helene Esnault studierte in Paris Mathematik und folgte nach einer Zwischenstation als Heisenberg-Stipendiatin der DFG am Max-Planck-Institut für Mathematik 1990 einem Ruf an die Universität Essen – der Hochschule also, an der ihr Mann Eckart Viehweg schon seit 1984 einen Lehrstuhl für Algebra hatte. Die Liebe zur Mathematik fand der heute 53jährige nach seiner Schulzeit übrigens auch erst auf Umwegen.
Und dann bin ich erst einmal die üblichen anderthalb Jahre zur Bundeswehr gegangen und in dieser Zeit bin ich intellektuell so ausgetrocknet, dass ich dann zu Beginn des Studiums das Gefühl hatte, ich müsste jetzt irgend etwas sehr intensiv machen, und da habe ich mich wirklich sehr intensiv in die Mathematik vertieft und habe dann in der Anfangszeit meines Studiums wirklich sehr, sehr viel Mathematik gelernt.
Seit mehr als 20 Jahren arbeitet das Mathematiker-Paar zusammen – ein Novum im Wissenschaftsbetrieb, für das es kaum Vergleiche gibt. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt in der Algebraischen und Arithmetischen Geometrie, unter anderem untersuchen sie Nullstellengebilde von Polynomen, deren einfachste Beispiele Kreise, Geraden oder Flächen sind, wie sie überall in der Natur auftreten.
Wir leben in einem Raum, wir leben in drei Dimensionen und dem Raum, in dem wir leben, da gibt es Gebilde, da gibt es Hügel, da gibt es Senkungen – das sind geometrische Gebilde. Jetzt ist die Frage, wie man die versteht. Was heißt verstehen? Das heißt, Eigenschaften von diesen Gebilden zu erkennen, die gemeinsam sind bei verschiedenen Gebilden, die sehen gemeinsam aus, jedoch haben sie eine gemeinsame Eigenschaft.
Reine Mathematik also, die zunächst einmal keinerlei Anwendung hat. Helene Esnault und Eckart Viehweg beschreiben und klassifizieren geometrische Objekte. Allerdings zeigte sich schnell, dass ihre Forschungsergebnisse weit mehr sind als intellektuelle Spielereien, mit denen nur eine Hand voll Spezialisten etwas anfangen kann. Die Theoretische Physik interessiert sich brennend für ihre Resultate.
Die Physiker versuchen Modelle dieser Welt darzustellen und sie stoßen auf sehr komplizierte höherdimensionale geometrische Objekte. Sie vermuten, das die beste Erklärung ein elfdimensionaler oder siebendimensionaler Raum ist, in dem sich unsere Welt abspielt und in dem man unsere Welt und die physikalischen Vorgänge erklären kann, und solche Untersuchungen versuchen wir zu machen. Nun ist es nicht so, dass wir Auftragsarbeit für die Physik leisten. Es ist so, dass wir die Objekte untersuchen, weil wir sie für interessant halten und es hat einfach in der Geschichte sich gezeigt, dass einige der Ergebnisse der Mathematik dann zum Beispiel in der Physik Anwendung finden.
1,55 Mio Euro bekommen die Essener Mathematiker – viel Geld für Vertreter einer Wissenschaft, von der kolportiert wird, zum Glücklichsein brauche man dort nichts weiter als Papier und Bleistift respektive Tafel und Kreide. Wofür also geben sie das Geld aus?
Ein Teil des Geldes werden wir sicher versuchen dafür auszugeben, dass wir Leute einstellen, um unsere Lehrverpflichtungen auszufüllen, damit wir ein bisschen freier sind, uns der Forschung voll zu widmen, und wir werden Leute hier her einladen, um mit uns zu arbeiten, das heißt, wenn man wirklich Leute bezahlt mit dem ganzen sozialen Paket, das dazu gehört, schmilzt das Geld auch ziemlich schnell (lacht).
Personalkosten also! Doch die sind in diesem Fall hervorragend angelegt.
Im Grunde kann man sagen, dass von diesen 1,5 Millionen Euro der größte Teil dem wissenschaftlichen Nachwuchs in Deutschland und auch in anderen Ländern zugute kommt.