"Im Vereinigten Königreich gibt es keine offiziellen Zahlen über die Anzahl und die Größe von anatomischen Sammlungen. Niemand weiß also, wie viele Leichname in den Museen liegen oder wie viele Skelette sich in den Kellern von archäologischen Instituten, Forschungslaboren oder medizinischen Einrichtungen befinden","
sagt Myra Giesen. Die Anthropologin von der Newcastle University hat in den vergangenen Jahren versucht, sich einen Überblick der Institutionen in England, Schottland, Wales und Nordirland zu verschaffen, wo überhaupt ganze Körper, Skelette oder einzelne Körperteile wie Haare, Gewebe oder Organe aufbewahrt werden. Das Problem ist, dass diese Sammlungen nirgendwo zentral registriert sind.
""Aktuellen Schätzungen zufolge beherbergen die Sammlungen in England allein schon mehr als 100.000 Individuen, hinzukommen noch 2500 in Schottland. Aber das sind nur die Daten von einigen, wenigen Museen. Ich vermute, dass die Zahl wesentlich höher ist. Daher brauchen wir eine zentrale Datenbank und nicht mehrere kleine."
In diese Datenbank könnten dann die Gebeine aufgenommen werden, die in den geschätzten 2600 Museen und Archiven lagern. Um die Sammlungen annähernd kontrollieren zu können, gab es in den vergangenen Jahren im Vereinigten Königreich einige Gesetzesänderungen, die unter anderem vorgeben, wie mit Haut, Haaren, Mumien und Skeletten umzugehen ist. Der so genannte Tissue act in England, Wales und Nordirland etwa besagt, dass Institutionen für menschliche Hinterlassenschaften, die jünger als 100 Jahre alt sind, eine Lizenz benötigen. Solche Lizenzen sind teuer und sind an zahlreiche Standards gebunden, etwa bei welcher Temperatur und Luftfeuchtigkeit Leichname gelagert werden dürfen. Aber, so Myra Giesen, noch seien weder alle Sammlungen akkurat erfasst noch werden diese einheitlichen Standards zufolge gelagert.
"Schwierig ist die Datenerhebung auch, weil viele Museen nicht wollen, dass die Daten ihrer Sammlungen online zugänglich sind, vor allem oder gerade weil es um Leichname und Skelette geht. Dort spielt oftmals die Angst mit, dass es schnell zu Rückforderungen kommt, wenn die Daten online sind. Aber andererseits hat auch die Öffentlichkeit ein Recht zu erfahren, was in und mit diesen Sammlungen geschieht."
Viele Museen weigern sich, die Archive erfassen zu lassen, weil dort noch – ähnlich wie etwa in Deutschland – mitunter koloniale Altlasten auftauchen könnten. Doch hier gehe es nicht um die Befindlichkeiten einzelner wissenschaftlicher Mitarbeiter, sondern um die ethisch korrekte Aufbewahrung menschlicher Körper sowie um freien Zugang für die Wissenschaft. Der Aufbau einer zentralen Datenbank, in der die Sammlungen detailliert erfasst sind, sei nicht einfach umsetzbar. Giesen:
"Ich denke aber, dass einige Museen erhebliche Probleme damit haben werden, ihre Sammlungen online zugänglich zu machen, weil ihnen etwa einfach das Geld dafür fehlt. Daher verschließen viele ihre Sammlungen und verhindern damit Forschern den Zugang. Andere übergeben ihre Sammlungen größeren Museen, damit sie diese verwalten können und wieder andere bringen ihre Sammlungen zum Krematorium und verbrennen sie, wo sie für die Wissenschaft für immer verloren sind."
So lange eine solche Vernichtung ganzer Skelettserien oder anatomischer Sammlungen dokumentiert wird, dürfen die Museen ihre Bestände zwar auf diese Weise loswerden, so Myra Giesen, aber im Interesse der Forschung sei dies sicher nicht. Immerhin habe das Vereinigte Königreich sich überhaupt dieses Problems angenommen. Viele andere Staaten, etwa Deutschland, sind noch weit davon entfernt, eine landesweite Datenbank oder Standards für die Archivierung von Skeletten zu erstellen.
sagt Myra Giesen. Die Anthropologin von der Newcastle University hat in den vergangenen Jahren versucht, sich einen Überblick der Institutionen in England, Schottland, Wales und Nordirland zu verschaffen, wo überhaupt ganze Körper, Skelette oder einzelne Körperteile wie Haare, Gewebe oder Organe aufbewahrt werden. Das Problem ist, dass diese Sammlungen nirgendwo zentral registriert sind.
""Aktuellen Schätzungen zufolge beherbergen die Sammlungen in England allein schon mehr als 100.000 Individuen, hinzukommen noch 2500 in Schottland. Aber das sind nur die Daten von einigen, wenigen Museen. Ich vermute, dass die Zahl wesentlich höher ist. Daher brauchen wir eine zentrale Datenbank und nicht mehrere kleine."
In diese Datenbank könnten dann die Gebeine aufgenommen werden, die in den geschätzten 2600 Museen und Archiven lagern. Um die Sammlungen annähernd kontrollieren zu können, gab es in den vergangenen Jahren im Vereinigten Königreich einige Gesetzesänderungen, die unter anderem vorgeben, wie mit Haut, Haaren, Mumien und Skeletten umzugehen ist. Der so genannte Tissue act in England, Wales und Nordirland etwa besagt, dass Institutionen für menschliche Hinterlassenschaften, die jünger als 100 Jahre alt sind, eine Lizenz benötigen. Solche Lizenzen sind teuer und sind an zahlreiche Standards gebunden, etwa bei welcher Temperatur und Luftfeuchtigkeit Leichname gelagert werden dürfen. Aber, so Myra Giesen, noch seien weder alle Sammlungen akkurat erfasst noch werden diese einheitlichen Standards zufolge gelagert.
"Schwierig ist die Datenerhebung auch, weil viele Museen nicht wollen, dass die Daten ihrer Sammlungen online zugänglich sind, vor allem oder gerade weil es um Leichname und Skelette geht. Dort spielt oftmals die Angst mit, dass es schnell zu Rückforderungen kommt, wenn die Daten online sind. Aber andererseits hat auch die Öffentlichkeit ein Recht zu erfahren, was in und mit diesen Sammlungen geschieht."
Viele Museen weigern sich, die Archive erfassen zu lassen, weil dort noch – ähnlich wie etwa in Deutschland – mitunter koloniale Altlasten auftauchen könnten. Doch hier gehe es nicht um die Befindlichkeiten einzelner wissenschaftlicher Mitarbeiter, sondern um die ethisch korrekte Aufbewahrung menschlicher Körper sowie um freien Zugang für die Wissenschaft. Der Aufbau einer zentralen Datenbank, in der die Sammlungen detailliert erfasst sind, sei nicht einfach umsetzbar. Giesen:
"Ich denke aber, dass einige Museen erhebliche Probleme damit haben werden, ihre Sammlungen online zugänglich zu machen, weil ihnen etwa einfach das Geld dafür fehlt. Daher verschließen viele ihre Sammlungen und verhindern damit Forschern den Zugang. Andere übergeben ihre Sammlungen größeren Museen, damit sie diese verwalten können und wieder andere bringen ihre Sammlungen zum Krematorium und verbrennen sie, wo sie für die Wissenschaft für immer verloren sind."
So lange eine solche Vernichtung ganzer Skelettserien oder anatomischer Sammlungen dokumentiert wird, dürfen die Museen ihre Bestände zwar auf diese Weise loswerden, so Myra Giesen, aber im Interesse der Forschung sei dies sicher nicht. Immerhin habe das Vereinigte Königreich sich überhaupt dieses Problems angenommen. Viele andere Staaten, etwa Deutschland, sind noch weit davon entfernt, eine landesweite Datenbank oder Standards für die Archivierung von Skeletten zu erstellen.