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Leipzig
Totes Ferkel auf Baugelände von Moschee geworfen

Vermutlich fremdenfeindliche Täter haben ein totes Ferkel auf das Baugelände der Leipziger Moschee geworfen. Auf dem Kadaver stand in roter Farbe "Mutti Merkel". Die Polizei vermutet einen politischen Hintergrund und ermittelt wegen "Beleidigung der Bundeskanzlerin."

    Ein Mann läuft am 16.11.2013 in Leipzig über das Baugrundstück der islamischen Glaubensgemeinschaft der Ahmadiyya Muslim Jamaat. Unbekannte hatten dort zuvor Schweineköpfe aufgespießt und eine Mülltonne angezündet.
    2013 waren auf dem Baugelände blutige Schweineköpfe aufgespießt worden. (picture alliance / dpa / Hannibal Hanschke )
    Laut Polizei hatten Fußgänger das tote Tier am Mittwoch im Gestrüpp auf dem Baustellengelände entdeckt. Die Täter hatten dem Ferkel das linke Ohr entfernt, an dem bei Schweinen die Erkennungsmarke befestigt wird.
    Für Muslime sind Schweine unreine Tiere. "Aufgrund der Umstände liegt es nahe, dass es sich um eine fremden- oder ausländerfeindliche Tat handelt", sagte Polizeisprecher Uwe Voigt. Der Staatsschutz habe den Fall übernommen. Ermittelt werden wegen "Beleidigung der Bundeskanzlerin".
    Imam sieht von Anzeige ab
    Der zuständige Imam der Ahmadiyya-Gemeinde sah von einer Anzeige ab. Said Ahmad Arif sagte: "Wir sind über diese Provokation durch das tote Schwein verwundert." Es sei jederzeit möglich, mit den Mitgliedern der Ahmadiyya-Gemeinde ins Gespräch zu kommen und Kontakt aufnehmen. Er betonte: "Die Moschee wird gebaut."
    Die Tat stieß zudem auf viel Kritik in der sächsischen Politik. Der Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) teilte mit: "Eine ganze Religionsgemeinschaft zu beleidigen, zu verunglimpfen und zu schmähen ist kleingeistig und verabscheuungswürdig." Der SPD-Landtagsabgeordnete Holger Mann sagte: "Symbolisch einen Menschen mit Schweinen zu vergleichen und die Kanzlerin mit dem Tod zu bedrohen ist ein weiterer Tiefpunkt und Beleg für die Verrohung des politischen Klimas."
    Die Ahmadiyya-Gemeinde plant auf dem Areal in Leipzig-Gohlis den Bau einer Moschee im orientalischen Stil mit zwei zwölf Meter hohen Minaretten für bis zu 100 Menschen. Es wäre - nach einer Moschee in Berlin-Pankow - die zweite Moschee mit Minaretten in Ostdeutschland. Baustart sollte eigentlich bereits 2014 sein.
    Nicht der erste Anschlag
    Bereits 2013 waren nach dem Bekanntwerden der Baupläne für das islamische Gotteshaus auf dem Baugelände blutige Schweineköpfe aufgespießt worden. Zudem hatte es von den der NPD initiierte Proteste gegen das Bauvorhaben gegeben. Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel bezeichnete die Tat damals bei einem Besuch des Geländes als "Angriff auf die ganze Gesellschaft". Die Täter sind bisher nicht ermittelt worden.
    Die Religionsgemeinschaft Ahmadiyya Muslim Jamaat versteht sich als weltweite islamische Reformbewegung. In Deutschland hat die Gemeinschaft rund 35.000 Mitglieder. Der Verfassungsschutz stuft sie als konservativ, aber "weder als extremistisch noch als gewalttätig" ein.
    (hba/jcs)