Archiv


Leipziger Altlasten

Die aktuelle deutsche Olympia-Bewerbung für Winterspiele 2018 in München hat Probleme damit, ihr Antrittsversprechen einzulösen: Von avisierten 30 Millionen Euro aus der privaten Wirtschaft ist erst ein Drittel in der Kasse; überwiegend handelt es sich um verdecktes Sponsoring der öffentlichen Hand, von der Flughafen-Gesellschaft oder den Sparkassen. Und jüngst half die Stadt München mit einem Darlehen.

Von Grit Hartmann |
    Die letzte deutsche Olympia-Mission für Leipzig 2012 hat Probleme damit, endgültig zum Abschluss zu finden. Einige Jahre Arbeit investierte die sächsische Generalstaatsanwaltschaft in die weitere Aufklärung des Trauerspiels um klamme Bewerber, die am Rande der Legalität olympischen Ambitionen frönen. Unlängst erhob sie Anklage wegen Bestechlichkeit, Untreue und Steuerhinterziehung gegen den einstigen Kämmerer der Stadt Leipzig, Peter Kaminski, sowie gegen die Geschäftsführer von Verkehrsbetrieben und Wasserwerken der Stadt, Georg Wilhelm Hanss und Klaus Heininger. Eigentlich geht es um sogenannte Cross Boarder Leasing, also riskante Deals mit einem inzwischen geschlossenen Schlupfloch im amerikanischen Steuerrecht.

    Auch Leipzig verkaufte Teile seiner Infrastruktur an US-Investoren und mietete sie zurück - unter Mitnahme des millionenschweren Steuervorteils. Den drei städtischen Bediensteten soll das Geschäft mit Concorde-Flügen oder Dubai-Reisen versüßt worden sein. Und mit der Spende eines Schweizer Vermittlers. Knapp 323.000 US-Dollar füllten im Jahr 2003 plötzlich den knappen Olympia-Etat auf. Der Skandal war damals aber nicht die Herkunft. Vielmehr zahlte die Bewerber-GmbH an zwei Berater Provision für die angebliche Akquise dieser Spende und für Gelder von kommunalen Unternehmen. Als Verursacher und Mitwisser gerieten ins Visier: der Bewerbungs-Geschäftsführer, der Olympiadezernent Burkhard Jung, heute Oberbürgermeister, sowie sein Vorgänger Wolfgang Tiefensee. Anklage wurde nie erhoben.

    Ohne Prozess könnte auch diese Nachwehe enden: Am Landgericht Leipzig plädieren die Beschuldigten für Verfahrenseinstellung. Sie tragen ein Argument vor, von dem die Justiz durchaus zu beeindrucken ist, wenn höhere Interessen wie Olympia im Spiel sind: Die Vorwürfe seien hornalt. Dem Leipziger Selbstverständnis käme das entgegen - die Stadt pflegt die Legende, nicht unseriöse Finanzakrobatik habe Olympia verhindert. Sondern, beispielsweise, Thomas Bach und seine Inaktivität im IOC. Dass nun erste Zweifel laut werden, ob Wirtschaftslobbyist Bach sich mit München vollends identifiziert, ist - neben den knappen Kassen - die zweite beunruhigende Parallele.