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Leonard Bernstein und der Jazz
Gemeinsamer Nenner amerikanischer Musik

Schon als Harvard-Student begeisterte sich Leonard Bernstein für Jazz. Kurz darauf schrieb er ein Stück für die Sängerin Billie Holiday - und einige seiner Melodien wurden zu Jazz-Standards. Der meisterliche Musikvermittler räumte neben der Klassik stets auch dem Jazz einen wichtigen Platz ein.

Von Michael Kuhlmann | 23.08.2018
    Leonard Bernstein hatte schon in seiner Jugend begonnen, sich als Jazzpianist zu betätigen. Bald wurde ihm bewusst, wie sehr die amerikanische Kultur - allem Rassismus zum Trotz - von der noch recht jungen schwarzen Musik geprägt worden war. Theoretisch auf den Punkt brachte er das 1939 in seiner Arbeit "The Absorption of Race Elements Into American Music". In seinen eigenen Kompositionen lebte er diese Tatsache praktisch aus, indem er afroamerikanische mit klassisch europäischen Klängen zusammenbrachte. Das begann mit der vom Harlem-Stride angereicherten Ballettmusik Fancy Free über das kantige Prelude, Fugue and Riffs, das der Klarinettist Benny Goodman aufführte, bis hin zur West Side Story, deren Musik von Dave Brubeck oder Oscar Peterson ebenso aufgegriffen wurde wie später von David Liebman und Branford Marsalis. Und 1956 erlebte W.C. Handys legendärer St. Louis Blues seine vielleicht außergewöhnlichste Aufführung: Leonard Bernstein dirigierte in bester Bandleader-Manier ein Symphonieorchester mit dem Solisten Louis Armstrong und seinen All Stars. Komponist Handy saß im Publikum und war zu Tränen gerührt.