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Leonard Bernsteins Musical war "eine vollkommene Offenbarung"

Die britische Sängerin Tanita Tikaram erstürmte 1988 mit 18 Jahren und dem Song "Twist In My Sobriety" die internationalen Hitparaden. An diesen Erfolg konnte sie mit den danach veröffentlichten acht CDs nicht anschließen. Als Teenager entdeckte sie für sich Lenard Bernsteins "West Side Story" für sich.

Von Knut Benzner | 05.02.2013
    Hallo, das ist Tanita Tikaram, und ich bin eine Singer/Songwriterin. Ich möchte gerne über Leonard Bernsteins "West Side Story" sprechen, eine Schallplatte, die ich entdeckte, als ich zwölf oder 13 war. Diese Schallplatte war eine vollkommene Offenbarung für mich, ich wusste nicht, dass etwas so schön sein konnte, und natürlich, in diesem Alter, ein Teenager, war der Konflikt zwischen den Banden der Jets und der Sharks das aufregendste auf dem Planeten, und natürlich die Liebesgeschichte zwischen Tony und Maria.

    Diese Musik, die bis heute die erstaunlichste Musik ist, die je geschrieben wurde, beginnt mit einer Art Jazz-Sache, man sieht die beiden Banden, wie sie auf der Straße auftauchen, anschließend geht es in jene unglaublichen Lieder, "America", "There´s A Place For Us", "Maria", all diese unglaublichen Lieder in einem einzigen Musical und diese Eleganz zwischen klassischer Musik und Jazz, die Leonard Bernstein und Stephen Sondheim, der Texter, wunderbare Texte, geschrieben haben. Die Original-LP hat etwas Besonderes, denn der Gesang, man fühlt die jungen Stimmen, selbst wenn sie leicht klassisch trainiert waren, sie erscheinen jünger und authentischer als Bernstein das vielleicht intendiert hatte, der ja sonst ordentliche Opernsänger engagierte, diese Stimmen sind so pulsierend.

    Wie habe ich das gehört? Ich weiß es nicht. Aber es war eine Offenbarung.

    Ja, vielleicht habe ich zuerst den Film gesehen, wahrscheinlich im deutschen Fernsehen, denn wir sahen uns damals of Musicals an. Sie hatten natürlich alles synchronisiert, aber den Gesang konnten sie nicht synchronisieren. Wir sahen Elvis-Filme und die "West Side Story".

    Es ist Romeo und Julia, klar. Das Geniale daran war, sie nach New York zu bringen, in die 50er, und die Spannungen der Rassen zu beschreiben, die existierten – die immer noch existieren – und sie so poetisch darstellten. Ja. Und es ist ein alter Konflikt: Die beiden Familien mögen sich nicht, sie wollen nicht, dass ihre Kinder sich verlieben.

    Nathalie Wood, Rita Moreno, George Chakiris war der Chef der Sharks, und wer war der Chef der Jets? Ich weiß es nicht mehr. Ja, Nathalie Wood war mir so vertraut, selbst der Song "I Feel Pretty", so präzise über die Gefühle eines jungen Mädchens, das ein neues Kleid hat und darin einfach erblüht. Alles in diesem Musical ist eine Klasse für sich, und die Orchestrierung ist unglaublich.

    Und das Ende? Das ist Romeo und Julia. Einer muss sterben – und hoffentlich bringt der Tod die Menschen zur Vernunft. Um sie zu vereinen und ihre Gegensätze zu vergessen.