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Lernferien mit "climb"
Kinder und Lehramtsstudierende entdecken ihre Stärken

"Climb" steht für "clever lernen, immer motiviert bleiben". Das Start-up aus Hamburg bietet mithilfe von Spendern, Sponsoren und den Ferienprogramm-Etats von Städten Lernferien an, in denen Lehramtsstudierende wertvolle Praxiserfahrungen sammeln können. Und auch für die Kinder lohnen sich die Lernferien.

Von Anke Petermann | 07.08.2019
Schüler und Lehramtsstudenten bei den climb-Lernferien in Mainz
Den Blick auf die eigenen Stärken fördern: Teilnehmer der climb-Lernferien in Mainz (Foto: Anke Petermann)
"Climb" ist an Grundschulen in fünf Städten bundesweit aktiv, bietet dort jährlich mindestens zwei Ferienwochen lang vormittags Lernzeiten in Deutsch und Mathe, nachmittags Projekte wie "Traumberufe" oder "Forschen" an.
In Mainz hat es draußen gewittert, und die fünf 6- bis 10 Jährigen im climb-Forschungsprojekt "Klangwerkstatt" haben eigenständig beschlossen, das Gewitter mit selbstgebauten Luftballon-Rasseln und Papptrommeln nachzuspielen. Levent Sen, Lehramts-Student im 5. Semester, ist selbst überrascht, wie gut die Idee ankommt - zu forschen nämlich:
"Womit kann man Geräusche machen, womit kann man Klänge erzeugen – und diese Instrumente selbst zu bauen."
Den Kindern die Lehrer-Rolle überlassen
Ein Stück selbst zu komponieren, war Jans Idee. Der Zehnjährige dirigiert. Für Lehramtsstudent Sen ist es der Höhepunkt der Lernferien. Er hat sich selbst zurückgenommen und die Kinder ihr Werk allein aufführen lassen. So reflektiert der Mittzwanziger in der zweistündigen Feedback-, Planungs- und Abschlussrunde, die jeden climb-Tag abschließt. Dem 10-Jährigen überließ Sen die Lehrer-Rolle ganz bewusst:
"Dass er einfach mal das Zepter in die Hand genommen und gesagt hat, 'ich mach das jetzt so', das hilft auch den anderen zu sehen: Es muss nicht so ein 25jähriger Typ sein, der da vorn steht, sondern es kann auch einfach irgendeiner sein, der hier in der Klasse sitzt und eine coole Idee hat."
Lernferien werden als Praktikum anerkannt
Der Student freut sich, dass die Uni Mainz die Zeit bei climb als Praktikum anerkennt. Die Lernferien bringen dem angehenden Gymnasial-Lehrer weit mehr als die übliche Hospitation, bei der er hinten im Klassenraum nur beobachtet hätte.
"Der Dialog und der Kontakt mit Kindern sind hier viel mehr da als in einem hospitierenden Praktikum an der Schule. Ok, es sind vielleicht keine pubertierenden 15-Jährigen, aber Sechs- und Siebenjährige unter Kontrolle zu bringen, wenn die so laut sind, das ist auch eine Herausforderung, und ich denke, man kann da wirklich viel mitnehmen."
Blick auf die eigenen Stärken schafft Selbstvertrauen
Den Blick auf die eigenen Stärken zu richten, ist der Ansatz bei "climb". Gleichaltrige, aber praxiserfahrene Teamleiter bereiten die jungen Lehrkräfte in Workshops darauf vor, wie sie Kinder motivieren, ihre Fähigkeiten zu zeigen und über ihre Erfolge zu sprechen. "Selbstbewusstsein bringt sie weit", resümiert climb-Trainerin Ines Cornils, Lehramtsstudentin und Vertretungslehrerin mit Blick auf einen versetzungsgefährdeten Schüler.
"Der hat bei climb zweimal mitgemacht und ist so aufgeblüht und überspringt jetzt sogar eine Klasse. Einfach, weil so was freigesetzt wird, die Begeisterung für Schule, weil man sich selbst bewusst wird, was man alles kann."
Feedback für die Lehramtsstudierenden
Wertschätzung ist zentraler Bestandteil auch der Reflexionsrunden im climb-Lehrkraftteam. Ines Cornils gibt Lehramtsstudentin Katja Weckmann Feedback für die Phase, in der diese selbst gestaunt hatte:
"'Es klappt gerade voll gut, die sind alle voll leise und arbeiten richtig gut mit' – und es war schön zu sehen, wie du die so richtig strukturiert angeleitet hast und wie die Kinder so aufblühen konnten und all diese Kompetenzen auch zeigen konnten, weil du ihnen die Möglichkeit gegeben hast, weil diese Struktur da war."
Motivations-Konzept in den Schulalltag hineintragen
Die Kinder selbst Regeln erstellen zu lassen, erleichtert es, die Lerntage zu strukturieren, hat Weckmann in der Kombination von Workshops und Praxis bei climb verinnerlicht:
"Verschiedene Dienste kann man einteilen, bei dem Wasserfiltern zum Beispiel gibt es den Kohle-Beauftragten, den Sand-Beauftragten, den Stein-Beauftragten."
Kinder, die aktiv beteiligt werden, fühlen sich verantwortlich fürs Gelingen, so das Fazit. Was climb in die Schule einspeisen kann? Ines Cornils glaubt:
"Je größer das Projekt wird, je mehr Lehramtsstudierende hier mitmachen, desto mehr angehende Lehrkräfte lernen von dieser Stärken-Orientierung, die wir hier leben, sich was zu Herzen zu nehmen und das weiter zu tragen."