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"Les chemins du Baroque”

"Les chemins du Baroque", "Die Wege des Barock", - unter diesem Titel erscheint beim französischen Label K617 ( ) eine umfangreiche Reihe mit Einspielungen instrumentaler und vokaler Musik aus Lateinamerika, in deren Mittelpunkt die Musik des 17. und 18. Jahrhunderts steht. Aus den bis jetzt herausgebrachten Aufnahmen mit Musik aus Bolivien, Brasilien, Kuba, Mexiko und Peru möchten wir Ihnen in unserer Sendung eine kleine Auswahl vorstellen. Die insgesamt 9 CDs wurden von 1992 bis 2001 in Frankreich und Lateinamerika produziert. Sie erschienen jetzt zum Teil in Neuauflagen anlässlich des "Zweiten nationalen Monats des latein-amerikanischen Barock", einem Schwerpunkt im französischen Kulturleben mit 60 Veranstaltungen in 40 Städten. Der Blick richtete sich diesmal dabei auf die Kunst der Indios. * Musikbeispiel: Juan de Araujo - "Vaya de gira" "Gold und Silber im Hochland von Peru", so lautet der Titel der CD, die der argentinische Spezialist für Alte Musik, Gabriel Garrido mit seinem Ensemble Elyma der Musik eines der führenden Barock-Komponisten in Lateinamerika, Juan de Araujo, gewidmet hat. Mit diesem Titel ist nicht nur ein Bild für die kulturellen Gegensätze der Neuen und Alten Welt gefunden worden, es birgt auch die Assoziation zu Schätzen, die wahrlich hier gehoben wurden.

Christiane Lehnigk |
    Araujo, 1648 in Villafranca in Spanien geboren, wanderte schon in jungen Jahren mit seiner Familie nach Lateinamerika aus und wirkte als Leiter der Kathedralchöre in Lima und in La Plata, Bolivien. Er hat über 200 handschriftliche, meist mehrstimmige geistliche Werke hinterlassen, bei denen die vor allem im 17. und 18. Jahrhundert so beliebten Villancicos überwiegen. In seinen para-liturgischen Werken gelang es Araujo die Musik der Conquistadoren mit der Kultur und dem Glauben der Indios zu verbinden.

    Gabriel Garrido, gebürtiger Argentinier, der heute am Konservatorium von Genua lehrt, gehört zu den maßgeblichen Entdeckern der "Alten Musik" Lateinamerikas. Er hat versucht, sich bei seiner Suche nach den Quellen von der kolonialen Betrachtungsweise zu befreien und der ursprünglichen Musik mit der der Indios eigenen sakralen Kultur zu ihrem Recht zu verhelfen. Sein Bestreben war es, ihre Geschichte und ihre wahre Identität wieder herzustellen, wobei er sowohl bei den Indios wie bei den katholischen Geistlichen vor Ort wahre Überzeugungsarbeit leisten musste. Die Musik, die er dabei wiederentdeckt hat, ist von solch großer Ausdruckskraft und Vielfarbigkeit , dass man sich daran gar nicht genug satt hören kann.

    Hier ein Ausschnitt aus dem "Dixit Dominus", einem Bestandteil der rekonstruierten "Feierlichen Vesper des Heiligen Johannes des Täufers", mit dem gregorianischen Choral der Kathedrale von Sucre und der Musik von Roque Ceruti, einem italienischen Komponisten, der unter anderem in Peru am Hofe des Vizekönigs und als 'maestro di capilla’ in Lima tätig war. Ceruti hat ein umfangreiches Oeuvre mit brillanten spanisch- und lateinisch-sprachigen Werken hinterlassen, die auf dem ganzen lateinamerikanischen Kontinent verbreitet waren.

    Sie hören das Ensemble Elyma sowie den Coro de Niños Cantores de Córdoba sowie das Ensemble Louis Berger, die Leitung hat Gabriel Garrido. * Musikbeispiel: Roque Ceruti - Dixit Dominus (Ausschnitt) Zu den bekanntesten Barock-Komponisten in der "Neuen Welt" gehörte der Italiener Domenico Zipoli. Und er zählt zugleich zu den populärsten Künstlern, die von den Jesuiten rekrutiert wurden. Auf der CD mit "Musik der Missionen und Kathedralen der Anden" findet sich auch seine "Missa San Ignacio", aus der Sie nun einen Ausschnitt aus dem 'Gloria’ hören. Es singt der Coro de Niños Cantores de Córdoba, ein beeindruckender Kinderchor mit wunderschönen ungekünstelten Stimmen und es spielt das Ensemble Elyma, die Leitung hat Gabriel Garrido. * Musikbeispiel: Domenico Zipoli: Gloria (Ausschnitt) aus: Missa San Ignacio Die Reihe "Les Chemins du Baroque" des Labels K617, die inzwischen über 16 CDs umfasst, von denen allerdings schon einige vergriffen sind, und die leider von vornherein als limitierte Edition konzipiert war, stellt eine wahre Fundgrube bei uns unbekannter Barockmusik dar. Und es ist allen Musikfreunden zu raten, sich die Aufnahmen rechtzeitig zuzulegen. Die Interpreten, auch wenn sie vielleicht nicht immer zu den bekannten Größen zählen, musizieren durchweg auf höchstem Niveau und so gibt es auf jeder CD Entdeckungen zu machen. Sehr bedauerlich nur, dass sich in den Booklets zwar Angaben zu Komponisten, Geschichte und Interpreten finden, dass aber gerade auch die nicht liturgischen, spanischen Texte nicht abgedruckt sind.

    Wenn man diese Musik besser verstehen will, dann möchte man ja schließlich auch wissen, um was es in den Texten geht. Die Aufnahmen mit sakraler Musik aus Lateinamerika zeigen, dass auch eine Gläubigkeit, die vielleicht manchmal nur vordergründig kirchlich gebunden ist, eine Verbindung zwischen sogenannter "Alter und Neuer Welt" herzustellen vermag. * Musikbeispiel: Juan de Araujo - Alarma valientes