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Lesehilfe für den fleißigen Studenten

Heute beginnt die 14. Leipziger Buchmesse. Erwartet werden etwa 100.000 Besucher. Menschen, die Bücher lieben, aber sicherlich auch die Mühsal des Lesens kennen: Sei es im Bett oder während des Studiums im Lesesaal einer Bibliothek. Da versucht man, die optimale Lesehaltung einzunehmen. Abhilfe wollten zwei Leipziger Studenten schaffen und entwarfen eine Lesehilfe besonderer Art.

Von Anne Sailer |
    In der Leipziger Universitätsbibliothek herrscht geschäftige Stille. Der Student Eilat Israel kommt, packt seinen Laptop aus und dazu ein Holzgestell, halb so breit wie sein tragbarer Computer. Aufgestellt sieht es aus wie ein kleiner Liegestuhl ohne Stoffbezug. In den legt Eilat nun sein Buch und klemmt es mit zwei Holzklammern fest…

    " Ich benutze das seit einem knappen Jahr, es benutzt die ganze WG…wenn man mit dem Laptop arbeitet ist der Unterschied sehr groß, als wenn das Buch liegen würde…man kann schneller arbeiten und wenn man abends nach Hause kommt, ist der Unterschied am Nacken ist stark zu spüren. "

    "Easyreader" heißt diese rückenfreundliche Buchstütze. Wer sie nicht hat, muss sich anderweitig behelfen – Der Student Florian Dieckmann hat da so seine Erfahrungen …

    "Die Juristen holen sich immer die weniger gelesenen Bücher aus den Schränken oder benutzen Pappkarton, der zu leicht ist…das ist das Leid der Juristen. "

    Doch nicht nur ihnen könnte der "easyreader" die Arbeit erleichtern. Entworfen wurde er von zwei Leipziger Studenten. In einer Bierlaune sozusagen. Einer von ihnen ist der 24-jährige Politikstudent Dominik Dieckmann…

    "Es gab früher schon, das kannte ich aus der Schule, die halten auch nicht, die kippen immer um."

    Eine neue Buchstütze musste also her. Sie sollte nicht nur stabiler sein und tragbar, wenn möglich. Außerdem sollte sie weniger kosten, als ihr Vorbild aus Großbritannien. Dominik Dieckmanns Vater ist Maschinenbauingenieur und baute erst einmal ein Modell. Später suchten die beiden Studenten nach einer Produktionsmöglichkeit in Sachsen. Derzeit werden die Einzelteile des "easyreaders" im sächsischen Pfaffroda mehr oder weniger auf Zuruf und in kleinen Stückzahlen hergestellt. Dann im vogtländischen Rodewisch verklebt, verpackt und nach Leipzig geschickt.

    "So eine Buchstütze zu bauen ist nicht so das Geheimnis…Schwierigkeit ist es zu vertreiben, es ist schwierig in den Handel zu kommen. Die wichtigste Kompetenz, die man haben muss, haben wir nicht: Betriebs- und Marketingkompetenz, wie führt man ein Produkt in einem bestehenden Markt ein."

    Also suchten sie Hilfe bei einem Verein, der junge Existenzgründer berät, erkundigten sich im Buchhandel nach Vertriebsmöglichkeiten für ihr Produkt, arbeiteten einen Businessplan aus. Doch überall erhielten sie die gleiche ernüchternde Antwort…
    "Wir haben an einem Startup-Wettbewerb teilgenommen…wir haben einen Businessplan geschrieben, das Feedback, was wir bekamen, war: Wenn das jemand kaufen würde, würde es das schon geben. "

    Dominik Dieckmann, vor dessen Schreibtisch sich weiße Pappkartons stapeln - Pizzakartons nicht unähnlich - vertreibt den "easyreader" nun über das Internet, für knapp 20 Euro pro Stück. Sogar Kunden aus Frankreich und den USA haben das Buchenholzgestell schon bestellt, erzählt er. Dass er jetzt – wie auch sein Geschäftspartner Michael Schramm schon - für 2 Semester ins Ausland geht, sei für die Geschäftsidee kein Problem …

    "Wir sind ein virtuelles Unternehmen…Versand wird grade noch ausgelagert…Buchhaltung kann ich von überall aus machen. "

    Mit neuen Ideen meint Dominik Dieckmann eine Buchstütze für das Bett oder auch das Lesegestell für den Hometrainer. Vorerst jedoch wird der "easyreader" – den es in 3 Größen gibt – hauptsächlich im Lesesaal benutzt. Zum Beispiel von Dominiks Bruder Florian…

    " Wir haben ja das große Glück, die deutsche Bücherei hier in Leipzig zu haben und wenn man da sitzt und sieht Leute, die mit dem Gerät arbeiten, die man gar nicht kennt, das ist schon so ein Community-Gefühl…aha, das ist auch einen vor denen, die viel arbeiten. "

    Dass der "easyreader" gut ankommt, haben sie im letzten Jahr auf der Leipziger Buchmesse gemerkt. Auf der sind sie auch in diesem Jahr wieder präsent, wenn auch ohne eigenen Stand…

    "Zum einen könnten wir uns einen Buchmessestand nicht erlauben…zum anderen ist niemand da…wir reisen extra an für 3 Tage Flyer verteilen. "