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Letzte Rettung für die Fusion

Nach zweiwöchiger Geheimdiplomatie scheint jetzt neue Bewegung im Ringen um eine gemeinsame Großforschungseinrichtung zu kommen. Intensive Detailabstimmungen zwischen Fraunhofer-Gesellschaft, GMD-Forschungszentrum Informationstechnik sowie Bundesforschungsministerium rücken jetzt - nach erheblichen Differenzen und verhandlungstechnischen Pannen - eine Verschmelzung zu einer großen und effizienten Organisation in greifbare Nähe.

Peter Welchering, Heinrich Mayr, Manfred Kloiber |
    Noch äußern sich die Auguren nur vorsichtig über die Fortschritte, die bei der Heirat der beiden führenden Forschungseinrichtungen Fraunhofer-Gesellschaft (FhG) mit dem GMD Forschungszentrum Informationstechnik erzielt wurden. Denn bis vor etwa zwei Wochen glichen die Brautleute eher hartgesottenen Konkurrenten.

    Anlässlich einer Krisensitzung am 23. Februar in Hannover unterstrich daher Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn erneut die Bedeutung der Zusammenführung. Um die Partner anzunähern, machte Bulmahn weitreichende Zugeständnisse: So betonte sie einerseits gegenüber Fraunhofer-Gesellschaft den führenden Aspekt einer starken, anwendungsorientierten Ausrichtung der Forschung, gestand zum anderen der bislang vor allem langfristig ausgerichteten GMD, wenn auch in eingeschränktem Maß, die Fortführung der informationstechnischen Grundlagenforschung zu. Wichtigstes Ergebnis der Verhandlungen dabei: In den kommenden drei Jahren wird dieser Zweig mit 40 Millionen Mark gefördert. Anschließend soll dann geklärt werden, ob der Finanzpool auch für Nicht-IT-Projekte geöffnet werden soll. "Die Fusion darf nicht zu einer Übernahme werden, bei der eine international sehr angesehene Einrichtung in der Grundlagenforschung ihre herausstechenden Vorzüge aufgeben muss", begrüßte Professor Heinrich Mayr von der Gesellschaft für Informatik diese vorläufige Entscheidung zugunsten der GMD.

    Auch in einer strittigen Personalie zeichnet sich ein Kompromiss ab: Professor Dennis Tsichritzis, Vorstandsvorsitzender des GMD-Forschungszentrums Informationstechnik, soll nun zum Vizepräsidenten der Fraunhofer-Gesellschaft aufsteigen. Zunächst hatte das Bundesforschungsministerium Tsichritzis die Position eines Fachvorstandes Informationstechnik in der FhG angeboten, was allerdings auf erheblichen Widerstand in der Fraunhofer-Gesellschaft gestoßen war.

    Neuer Streit droht jetzt dagegen auf einem anderen Sektor: Nachdem der Fortbestand der wissenschaftlichen Stellen gesichert scheint, setzen sich jetzt die Betriebsräte beider Forschungsgesellschaften für eine weitgehende Übernahme der Verwaltungstätigen ein. Einsparungen auf Kosten laufender und geplanter Projekte wären eine mögliche Folge. Mayr hält dem entgegen: "Es wäre eine falsch angelegte Fusion, wenn Einsparungen im Verwaltungsbereich nicht beabsichtigt wären, denn gerade in der Forschung sollte die Administration so klein wie möglich gehalten werden."