" International kann man ganz klar sagen, dass die Weltraumforschung boomt, dass hier eine Menge läuft. Das hat in den USA dazu geführt, neue Labors zu eröffnen, neue Stellen zu schaffen. In Deutschland leider verschläft man das. Münster ist hier als einziges Institut auf dem Gebiet verblieben und eigentlich müsste man das Ganze, um international weiter eine wichtige Rolle zu spielen, ausbauen. Wir erleben leider das Gegenteil. Dass ganze wird immer mehr heruntergefahren."
Sternenforscher Thomas Stephan versteht die irdische Welt nicht mehr. Er darf an der Uni Münster nicht weiter arbeiten - er muss gehen.
Doch zuvor betritt der Planetologe zum letzten Mal den Hörsaal. Der 43-jährige schaut betrübt auf seine Studenten - dann erzählt er ihnen noch einmal etwas über die Welt der Astronomie.
Gebannt hören sie ihm zu - Längst hat sich herumgesprochen, dass ihr Dozent seine Sachen packen muss.
" Das finde ich sehr schade dass er arbeitslos ist
Schade für die Uni, dass sie ihn gehen lässt.
Als Wissenschaftler ist er sehr gut. Als Dozent, nun denn. Alles, was er erzählt hat in der Vorlesung, stand so im Skript. In der Lehre nicht so gut, in der Wissenschaftler sehr schade, dass er geht. "
Ihr jetzt arbeitsloser Dozent hatte noch vor kurzem für internationale Schlagzeilen gesorgt. Seine berufliche Erfolgsstory begann, als ihm der Postbote ein heiß ersehntes Päckchen von der US-Raumfahrtbehörde NASA ins Büro brachte. Der Inhalt: Kometenstaub.
" Das war das erste Mal seit 30 Jahren, dass Material von einem Himmelskörper auf die Erde gebracht wurde. Etwas, was es sehr selten in der Wissenschaft gibt, und insofern war das ein ganz besonderes Gefühl diesen Kometenstaub in Händen halten zu dürfen."
Der Planetologe ist spezialisiert auf kosmischen Staub. Mit einem in Münster entwickelten Gerät analysiert er diesen ersten reinen Kometenstaub der Raumfahrtgeschichte.
" Wir haben einiges erfahren über die Vorgänge im frühen Sonnensystem. In unserem frühen Sonnensystem war banal gesprochen, viel mehr Action als wir das erwartet haben. Ich würde schon sagen, dass hier die Geschichte der Kometen neu geschrieben werden muss. "
Fraglich ist, ob und wo Thomas Stephan zukünftig an dieser Geschichte mitschreiben wird. Zwar konnte er seine Forschungsergebnisse auch im renommierten Fachjournal "Science" veröffentlichen. Aber an der Uni Münster, die im deutschsprachigen Raum die einzige mit einem Institut für Planetologie ist, wird er voraussichtlich nicht mehr forschen und lehren. Nach sechs Jahren ist sein befristeter Vertrag gestern offiziell ausgelaufen.
" Sicher ist, das Herr Stephan mit seinen spektakulären Forschungsergebnissen zu diesem interessanten Thema natürlich sehr viel für das Renommee auch das internationale Renommee der Uni Münster getan hat. Aber es zeigt, sich auch in diesen Fällen können wir über die Vorschriften des Dienstrechtes nicht hinaus."
Sagt Unisprecher Norbert Frie. Es gebe keine Ausnahmemöglichkeit den Arbeitsvertrag des Forschers zu verlängern.
" Die Uni ist sehr daran interessiert, junge Nachwuchswissenschaftler, die sich auch international einen Namen gemacht haben, zu halten, aufzubauen. Sie können mir glauben, dass alles probiert wurde. Aber irgendwann muss auch diese Stelle wieder frei gemacht werden. Freigemacht für einen anderen jungen Nachwuchswissenschaftler, der sich qualifizieren will."
Thomas Stephan ist enttäuscht und sauer über das Verhalten der Uni. Er habe mit seiner Forschungsarbeit eine Menge Drittmittel eingeworben, die schließlich auch der Uni zugute kämen. Doch die zeige sich ihm gegenüber unflexibel und wenig kreativ in punkto Personalpolitik.
" Ich denke, darin zeigt sich ein Grundproblem, was wir in der deutschen Wissenschaft haben. Es gibt für meine Generation, die Mitte 30 bis Mitte 40 ist, kaum Perspektiven in diesem Land und das führt dazu, dass viele Leute ins Ausland gehen. "
Erstaunlicherweise hat die Uni Münster vor einem halben Jahr einen Wissenschaftler aus Amerika in das Institut für Planetologie zurückgeholt. Jetzt bemüht sich Thomas Stephan um eine Stelle in den Vereinigten Staaten.
Wenngleich der Sternenforscher wusste, dass sein Jobverlust abzusehen war, bemühte er sich, einen Ausweg durch die bürokratischen Mühlen zu finden. Doch die Aussicht auf eine Stiftungsprofessur scheiterte im letzten Augenblick. Und auch ein Stipendium von der Deutschen Forschungsgemeinde bekomme er wohl nicht, so der Forscher.
Zur Seite stand ihm Elmar Jessberger, Leiter des Instituts. Er holte Gutachten ein, stellte Anträge - nichts half. Sein Spitzenforscher Stephan muss gehen. Der Mann, der für die Planetologie in Münster eine erfolgreiche Analysemethode entwickelt hat.
" Ich bin traurig und sauer. Es gibt weltweit zwei Leute, die das können. Wir haben das Personalproblem. Die Methode ist so komplex, dass man das nicht einfach lernen kann."
Im Keller des Instituts steht das rund eine Million Euro teure Gerät, mit dem Stephan den Kometenstaub untersucht hat. Langfristig wird es dort voraussichtlich verstauben.
Thomas Stephan darf seit heute das Gerät nur als Gast bedienen. Ein halbes Jahr bekommt er noch Überbrückungsgeld, dann ist der Sternenforscher, falls er nichts Neues finden sollte, arbeitslos.
" Das war die Krönung meiner bisherigen wissenschaftlichen Karriere. Deswegen möchte ich unbedingt an diesen Dingen weiter forschen. Ob ich das kann und wo ich das kann, dass steht in den Sternen."
Sternenforscher Thomas Stephan versteht die irdische Welt nicht mehr. Er darf an der Uni Münster nicht weiter arbeiten - er muss gehen.
Doch zuvor betritt der Planetologe zum letzten Mal den Hörsaal. Der 43-jährige schaut betrübt auf seine Studenten - dann erzählt er ihnen noch einmal etwas über die Welt der Astronomie.
Gebannt hören sie ihm zu - Längst hat sich herumgesprochen, dass ihr Dozent seine Sachen packen muss.
" Das finde ich sehr schade dass er arbeitslos ist
Schade für die Uni, dass sie ihn gehen lässt.
Als Wissenschaftler ist er sehr gut. Als Dozent, nun denn. Alles, was er erzählt hat in der Vorlesung, stand so im Skript. In der Lehre nicht so gut, in der Wissenschaftler sehr schade, dass er geht. "
Ihr jetzt arbeitsloser Dozent hatte noch vor kurzem für internationale Schlagzeilen gesorgt. Seine berufliche Erfolgsstory begann, als ihm der Postbote ein heiß ersehntes Päckchen von der US-Raumfahrtbehörde NASA ins Büro brachte. Der Inhalt: Kometenstaub.
" Das war das erste Mal seit 30 Jahren, dass Material von einem Himmelskörper auf die Erde gebracht wurde. Etwas, was es sehr selten in der Wissenschaft gibt, und insofern war das ein ganz besonderes Gefühl diesen Kometenstaub in Händen halten zu dürfen."
Der Planetologe ist spezialisiert auf kosmischen Staub. Mit einem in Münster entwickelten Gerät analysiert er diesen ersten reinen Kometenstaub der Raumfahrtgeschichte.
" Wir haben einiges erfahren über die Vorgänge im frühen Sonnensystem. In unserem frühen Sonnensystem war banal gesprochen, viel mehr Action als wir das erwartet haben. Ich würde schon sagen, dass hier die Geschichte der Kometen neu geschrieben werden muss. "
Fraglich ist, ob und wo Thomas Stephan zukünftig an dieser Geschichte mitschreiben wird. Zwar konnte er seine Forschungsergebnisse auch im renommierten Fachjournal "Science" veröffentlichen. Aber an der Uni Münster, die im deutschsprachigen Raum die einzige mit einem Institut für Planetologie ist, wird er voraussichtlich nicht mehr forschen und lehren. Nach sechs Jahren ist sein befristeter Vertrag gestern offiziell ausgelaufen.
" Sicher ist, das Herr Stephan mit seinen spektakulären Forschungsergebnissen zu diesem interessanten Thema natürlich sehr viel für das Renommee auch das internationale Renommee der Uni Münster getan hat. Aber es zeigt, sich auch in diesen Fällen können wir über die Vorschriften des Dienstrechtes nicht hinaus."
Sagt Unisprecher Norbert Frie. Es gebe keine Ausnahmemöglichkeit den Arbeitsvertrag des Forschers zu verlängern.
" Die Uni ist sehr daran interessiert, junge Nachwuchswissenschaftler, die sich auch international einen Namen gemacht haben, zu halten, aufzubauen. Sie können mir glauben, dass alles probiert wurde. Aber irgendwann muss auch diese Stelle wieder frei gemacht werden. Freigemacht für einen anderen jungen Nachwuchswissenschaftler, der sich qualifizieren will."
Thomas Stephan ist enttäuscht und sauer über das Verhalten der Uni. Er habe mit seiner Forschungsarbeit eine Menge Drittmittel eingeworben, die schließlich auch der Uni zugute kämen. Doch die zeige sich ihm gegenüber unflexibel und wenig kreativ in punkto Personalpolitik.
" Ich denke, darin zeigt sich ein Grundproblem, was wir in der deutschen Wissenschaft haben. Es gibt für meine Generation, die Mitte 30 bis Mitte 40 ist, kaum Perspektiven in diesem Land und das führt dazu, dass viele Leute ins Ausland gehen. "
Erstaunlicherweise hat die Uni Münster vor einem halben Jahr einen Wissenschaftler aus Amerika in das Institut für Planetologie zurückgeholt. Jetzt bemüht sich Thomas Stephan um eine Stelle in den Vereinigten Staaten.
Wenngleich der Sternenforscher wusste, dass sein Jobverlust abzusehen war, bemühte er sich, einen Ausweg durch die bürokratischen Mühlen zu finden. Doch die Aussicht auf eine Stiftungsprofessur scheiterte im letzten Augenblick. Und auch ein Stipendium von der Deutschen Forschungsgemeinde bekomme er wohl nicht, so der Forscher.
Zur Seite stand ihm Elmar Jessberger, Leiter des Instituts. Er holte Gutachten ein, stellte Anträge - nichts half. Sein Spitzenforscher Stephan muss gehen. Der Mann, der für die Planetologie in Münster eine erfolgreiche Analysemethode entwickelt hat.
" Ich bin traurig und sauer. Es gibt weltweit zwei Leute, die das können. Wir haben das Personalproblem. Die Methode ist so komplex, dass man das nicht einfach lernen kann."
Im Keller des Instituts steht das rund eine Million Euro teure Gerät, mit dem Stephan den Kometenstaub untersucht hat. Langfristig wird es dort voraussichtlich verstauben.
Thomas Stephan darf seit heute das Gerät nur als Gast bedienen. Ein halbes Jahr bekommt er noch Überbrückungsgeld, dann ist der Sternenforscher, falls er nichts Neues finden sollte, arbeitslos.
" Das war die Krönung meiner bisherigen wissenschaftlichen Karriere. Deswegen möchte ich unbedingt an diesen Dingen weiter forschen. Ob ich das kann und wo ich das kann, dass steht in den Sternen."