Donnerstag, 09. Mai 2024

Meyer Burger
Letzter großer Solarmodul-Hersteller in Deutschland kündigt Produktionsverlagerung in die USA an

Der Solarhersteller Meyer Burger hat angekündigt, die Produktion am sächsischen Standort Freiberg in die USA zu verlagern. Als Grund nennt das Unternehmen fehlende politische Unterstützung, um im internationalen Markt wettbewerbsfähig zu sein.

24.02.2024
    Auf einem Solarmodul im Werk der Meyer Burger Technology AG in Freiberg steht der Name des Konzerns.
    Der Solarmodul-Hersteller Meyer Burger verlagert seine Produktion in die USA. (picture alliance / dpa / dpa-Zentralbild / Hendrik Schmidt)
    Ob die Entscheidung auch mit einer Werksschließung in der mittelsächsischen Kreisstadt einhergeht, ist nicht ganz klar. Die Entscheidung sei laut Meyer-Burger-CEO Erfurt noch nicht unwiderrufbar getroffen. Sollte es bis zum 14. März einen Beschluss über "Resilienzboni" — ein Förderkonzept für den Erhalt der heimischen Solarindustrie — oder vergleichbare Hilfen geben, um wieder ein Marktgleichgewicht zwischen chinesischen und europäischen Solarprodukten herzustellen, bestehe die Möglichkeit, das Werk in Sachsen zu erhalten.
    Geplant ist, die Produktion in Freiberg Anfang März einzustellen und den Betrieb im April zu schließen. Das Unternehmen beschäftigt in Freiberg derzeit 500 Mitarbeiter. Es ist damit der letzte große Solarmodul-Hersteller in Deutschland und betreibt nach eigenen Angaben die größte Solarmodulfabrik in Europa.

    In den USA winken Subventionen

    Meyer Burger traf die Entscheidung zum Gang in die USA nach eigenen Angaben aufgrund fehlender politischer Unterstützung, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Auf dem internationalen Solarmodul-Markt gebe es ein Überangebot und Dumpingpreise staatlich subventionierter Hersteller aus China, heißt es in einer Mitteilung des Solarkonzerns.
    Meyer-Burger-Chef Erfurt hatte in den vergangenen Monaten wiederholt in Berlin staatliche Unterstützung eingefordert und andernfalls mit der Abwanderung in die USA gedroht. Dort baut das Unternehmen bereits ein Solarzellenwerk in Colorado Springs, Colorado, und ein Solarmodulwerk in Goodyear, Alabama.
    In den USA erwartet Meyer Burger im Rahmen des "Inflation Reduction Acts" — einem milliardenschweren Investitionspaket, das darauf abzielt, die amerikanische Industrie trotz Inflation klima- und zukunftsfest zu machen — 1,4 Milliarden Dollar an künftigen Steuergutschriften.

    Grüne machen FDP verantwortlich

    Im Bund wird der Bonus von SPD und Grünen im Rahmen des geplante "Solarpakets 1" befürwortet, während die FDP dagegen ist. Die Grünen-Landtagsfraktion in Sachsen twitterte, die Blockade der Freien Demokraten treibe die Solarindustrie aus dem Land und schade der Wirtschaft. Wenn man jetzt nicht handele, wiederhole sich der Niedergang dieser Zukunftsbranche in Sachsen. Ähnlich äußerte sich der Grünen-Bundestagsabgeordnete Herrmann. Die angekündigte Stilllegung der Modulproduktion ein absolut vermeidbarer Rückschlag, sagte er.
    Der FDP-Politiker Schäffler schrieb ebenfalls auf X, wenn ein Geschäftsmodell nur mit Subventionen funktioniere, sei es keines. Der energiepolitische Sprecher der FDP im Bundestag, Kruse, schrieb am Mittwoch, den Strom für die Deutschen noch weiter zu verteuern, indem die "sehr üppige Förderung" für Strom aus Photovoltaik-Anlagen noch weiter ausgeweitet werde, sei der falsche Weg. Die Freien Demokraten würden dies nicht unterstützen.

    Kretschmer (CDU) besorgt über Situation in Freiberg

    Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft, Körni, appellierte ebenfalls an die FDP, ihren Widerstand gegen die Einführung einer Resilienz-Komponente im Solarpaket aufzugeben. Nur wenn sich die Ampel-Koalition noch vor Ostern im Rahmen der aktuellen Verhandlungen zum Solarpaket im Bundestag auf die Einführung von zeitlich befristeten Resilienzboni für einen Teil der EEG-Förderung einige, hätten Solarmodul-Fabriken im erforderlichen Gigawattmaßstab am Standort Deutschland eine Zukunft, betonte Körnig.
    In Dresden äußerte sich Sachsens Ministerpräsident Kretschmer besorgt über die Situation in Freiberg. Er wies darauf hin, dass die USA den Markt für chinesische Solarpaneele geschlossen hätten, was dazu führe, dass Europa derzeit mit einer Überproduktion von Solarmodulen zu Dumpingpreisen konfrontiert sei. Trotz des Solar-Booms gerate die deutsche Industrie in Bedrängnis. Der CDU-Politiker forderte die Bundesregierung auf, sich endlich auf einen Resilienzbonus zu einigen. Diesen hatten Solarhersteller, darunter auch Meyer Burger, gefordert, um die Einspeisevergütung für Erzeuger von Solarstrom zu erhöhen, die Produkte aus Europa kaufen.

    Die Linke: Standort-Schließung als Opfer der Schuldenbremse

    Auch der sächsische Wirtschaftsminister Dulig (SPD) äußerte sich besorgt über das alarmierende Signal für den Standort Deutschland. Landesenergieminister Günther (Grüne) warnte vor einer einseitigen Abhängigkeit von China.
    Die Linke betrachtet das Werk als Opfer der Schuldenbremse, die im Grundgesetz verankert ist. Der Vorsitzende Schirdewan betonte, dass es unverständlich sei, warum diese Regierung die strategisch wichtige Zukunftsindustrie der Solarproduktion samt Arbeitsplätzen in der Energiewende gefährde, nur um einer "Minderheit dogmatischer Neoliberaler" und ihrem "Fetisch Investitionsbremse" nicht entgegenzutreten.
    Diese Nachricht wurde am 24.02.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.