Wissen Sie was, sagen Sie mir doch bitte, welche Zeitungen sie heute, an diesem Freitag, kaufen wollen und dann sehen wir weiter.
Ich kaufe wie jeden Tag die la Repubblica, den Corriere della sera, l'Avvenire und La Stampa sowie die drei am Freitag erscheinenden Wochenzeitschriften L¹Espresso, Panorama und Diario. Silvio legt diese Printmedien auf eine Waage, die er auf seinem Verkaufstresen aufgestellt hat: ganz 1,500 Gramm wiegen sie zusammen. Dann legt er noch drei Bücher und eine Videokassette hinzu, die auf Nachfrage zusammen mit den jeweiligen Printmedien erworben werden können. Das Gewicht steigt auf stolze 2,9 Kilogramm. Dann schaut er mich an und sagt: viel Vergnügen beim Nach-Hause-Schleppen:
Ich erkläre Ihnen sofort, warum das so ist. Dieses System der Beilagen, die immer umfangreicher werden, entstand vor einigen Jahren, als sich die Zeitungsverlage dazu entschieden, mehr Leser an sich zu binden, denn sie hatten festgelegt, dass es eine erhebliche Fluktuation unter den Lesern gibt. Nach einer Woche bei dieser Zeitung wechselten sie zu einer anderen. Das sollte aufhören. Und zwar im ganzen Land.
Die Idee mit den Beilagen wurde zu einem Erfolg. Magisch angezogen von den so genannten "supplementi" binden sich immer mehr Leser an eine Zeitung, die neben dem täglichen Blatt auch Bücher und anderes mitverkauft. Verkauft wohlgemerkt, denn die Beilagen sind nicht umsonst. Nur jeweils die erste Nummer eines Buch- oder Lexikareihe ist gratis. Die weiteren Ausgaben kosten. Wie zum Beispiel bei la Repubblica und Corriere della Sera. Beide haben in dieser Woche mit dem Verkauf einer historischen Enzyklopädie begonnen. 24 Bände, die jeden Montag zusammen mit der Zeitung verkauft werden, für 12,90 Euro zusätzlich neben den 90 Cent für die Tageszeitung. Eine ähnliche Verkaufsaktion im letzten Jahr - beide Zeitungen gaben eine Reihe mit den Klassikern der Literatur des 20. Jahrhunderts heraus - steigerte die Verkaufszahlen dieser Printmedien um 22 Prozent. Ein Riesenerfolg. Immer wenn der Sommer zu Ende geht tauchen die Beilagen auf. In der Regel Mitte September. Dann platzen die Kioske aus allen Nähten, denn die Zeitungshändler wissen nicht wohin mit all den "supplementi": den Lexika und Romanen, Ratgebern und Taschen - ja, auch die werden als Beilagen zu Zeitschriften mitverkauft - Hüten und Uhren, Bällen und Comicheftchen. Jedes Printmedium versucht mit eigenen Ideen neue und alte Leser an sich zu binden. Zum Nachteil der Zeitungshändler, die jetzt protestieren. Dazu Francesco Giorgini vom Verband der Zeitungshändler:
Das ist schon recht seltsam. Da gibt es viele Theorien, warum Zeitungsmacher glauben, ihren Lesern mit all den Beilagen einen Gefallen zu tun. Dank dieser Beilagenschlacht um mehr Leser sind wir inzwischen auch zu Buchhändlern, zu Spielwaren- und Schnickschnackhändlern geworden. Unsere Kioske sind zu klein, um alle diese Produkte darin unterzubringen. Warum das so sein muss, das sollen sie uns mal erklären.
Das tun sie aber nicht. Bei unserer Recherche fand sich kein Verantwortlicher einer Zeitung oder einer Zeitschrift, der sich zu dieser Kritik äußern wollte. Auch wenn Zeitschriftenhändler immer lauter gegen die Beilagenflut klagen und inzwischen auch mit einem Streik drohen, um auf ihre Situation hinzuweisen, sprechen die bekannt gewordenen Zahlen für sich: seit Einführung des Beilagensystems stiegen die Verkaufszahlen jener Tageszeitungen, die sich daran beteiligen, um durchschnittlich 18 Prozent, bei den Zeitschriften sogar um 22 Prozent. Auf einem Markt, der keine Printmedienkrise wie in Deutschland kennt und auf dem jeden Monat neue Produkte angeboten werden, sind solche Zahlen ein eindeutiger Nachweis für die These der Zeitungsmacher, wonach die Beilagen Leser an ein Blatt binden. Jedenfalls für die Zeit der Auslieferung einer Beilage. Sobald nämlich - um beim Beispiel der Tageszeitungen la Repubblica und Corriere della sera zu bleiben - in 23 Wochen der letzte Band der historischen Enzyklopädie verkauft ist, sinken die Verkaufszahlen wieder. Francesco Giorgini:
Und das wirkt sich dann natürlich auch auf uns aus. Wie haben endlich wieder weniger zu tun und konzentrieren uns wieder auf unser Core-Business: auf den Verkauf von Zeitungen und Zeitschriften. Das ist dann für uns ein wichtiger Moment.
Auch wenn die Zeitungshändler klagen: sie verdienen kräftig mit an der Beilagenschlacht. Von den 12,90 Euro für einen Band der historischen Enzyklopädie der la Repubblica erhalten sie 45 Cent. Wenn ein Zeitungshändler rund 1.500 Tageszeitungen plus dieser Beilage an jedem Montag verkauft nimmt er 675 Euro ein - keine unerhebliche Summe.
Ich kaufe wie jeden Tag die la Repubblica, den Corriere della sera, l'Avvenire und La Stampa sowie die drei am Freitag erscheinenden Wochenzeitschriften L¹Espresso, Panorama und Diario. Silvio legt diese Printmedien auf eine Waage, die er auf seinem Verkaufstresen aufgestellt hat: ganz 1,500 Gramm wiegen sie zusammen. Dann legt er noch drei Bücher und eine Videokassette hinzu, die auf Nachfrage zusammen mit den jeweiligen Printmedien erworben werden können. Das Gewicht steigt auf stolze 2,9 Kilogramm. Dann schaut er mich an und sagt: viel Vergnügen beim Nach-Hause-Schleppen:
Ich erkläre Ihnen sofort, warum das so ist. Dieses System der Beilagen, die immer umfangreicher werden, entstand vor einigen Jahren, als sich die Zeitungsverlage dazu entschieden, mehr Leser an sich zu binden, denn sie hatten festgelegt, dass es eine erhebliche Fluktuation unter den Lesern gibt. Nach einer Woche bei dieser Zeitung wechselten sie zu einer anderen. Das sollte aufhören. Und zwar im ganzen Land.
Die Idee mit den Beilagen wurde zu einem Erfolg. Magisch angezogen von den so genannten "supplementi" binden sich immer mehr Leser an eine Zeitung, die neben dem täglichen Blatt auch Bücher und anderes mitverkauft. Verkauft wohlgemerkt, denn die Beilagen sind nicht umsonst. Nur jeweils die erste Nummer eines Buch- oder Lexikareihe ist gratis. Die weiteren Ausgaben kosten. Wie zum Beispiel bei la Repubblica und Corriere della Sera. Beide haben in dieser Woche mit dem Verkauf einer historischen Enzyklopädie begonnen. 24 Bände, die jeden Montag zusammen mit der Zeitung verkauft werden, für 12,90 Euro zusätzlich neben den 90 Cent für die Tageszeitung. Eine ähnliche Verkaufsaktion im letzten Jahr - beide Zeitungen gaben eine Reihe mit den Klassikern der Literatur des 20. Jahrhunderts heraus - steigerte die Verkaufszahlen dieser Printmedien um 22 Prozent. Ein Riesenerfolg. Immer wenn der Sommer zu Ende geht tauchen die Beilagen auf. In der Regel Mitte September. Dann platzen die Kioske aus allen Nähten, denn die Zeitungshändler wissen nicht wohin mit all den "supplementi": den Lexika und Romanen, Ratgebern und Taschen - ja, auch die werden als Beilagen zu Zeitschriften mitverkauft - Hüten und Uhren, Bällen und Comicheftchen. Jedes Printmedium versucht mit eigenen Ideen neue und alte Leser an sich zu binden. Zum Nachteil der Zeitungshändler, die jetzt protestieren. Dazu Francesco Giorgini vom Verband der Zeitungshändler:
Das ist schon recht seltsam. Da gibt es viele Theorien, warum Zeitungsmacher glauben, ihren Lesern mit all den Beilagen einen Gefallen zu tun. Dank dieser Beilagenschlacht um mehr Leser sind wir inzwischen auch zu Buchhändlern, zu Spielwaren- und Schnickschnackhändlern geworden. Unsere Kioske sind zu klein, um alle diese Produkte darin unterzubringen. Warum das so sein muss, das sollen sie uns mal erklären.
Das tun sie aber nicht. Bei unserer Recherche fand sich kein Verantwortlicher einer Zeitung oder einer Zeitschrift, der sich zu dieser Kritik äußern wollte. Auch wenn Zeitschriftenhändler immer lauter gegen die Beilagenflut klagen und inzwischen auch mit einem Streik drohen, um auf ihre Situation hinzuweisen, sprechen die bekannt gewordenen Zahlen für sich: seit Einführung des Beilagensystems stiegen die Verkaufszahlen jener Tageszeitungen, die sich daran beteiligen, um durchschnittlich 18 Prozent, bei den Zeitschriften sogar um 22 Prozent. Auf einem Markt, der keine Printmedienkrise wie in Deutschland kennt und auf dem jeden Monat neue Produkte angeboten werden, sind solche Zahlen ein eindeutiger Nachweis für die These der Zeitungsmacher, wonach die Beilagen Leser an ein Blatt binden. Jedenfalls für die Zeit der Auslieferung einer Beilage. Sobald nämlich - um beim Beispiel der Tageszeitungen la Repubblica und Corriere della sera zu bleiben - in 23 Wochen der letzte Band der historischen Enzyklopädie verkauft ist, sinken die Verkaufszahlen wieder. Francesco Giorgini:
Und das wirkt sich dann natürlich auch auf uns aus. Wie haben endlich wieder weniger zu tun und konzentrieren uns wieder auf unser Core-Business: auf den Verkauf von Zeitungen und Zeitschriften. Das ist dann für uns ein wichtiger Moment.
Auch wenn die Zeitungshändler klagen: sie verdienen kräftig mit an der Beilagenschlacht. Von den 12,90 Euro für einen Band der historischen Enzyklopädie der la Repubblica erhalten sie 45 Cent. Wenn ein Zeitungshändler rund 1.500 Tageszeitungen plus dieser Beilage an jedem Montag verkauft nimmt er 675 Euro ein - keine unerhebliche Summe.