Nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministers Abiad befinden sich mehr als 200 Menschen in einem kritischen Zustand. Unter den Opfern sollen zahlreiche Mitglieder der Terrororganisation Hisbollah sein, darunter auch hochrangige Vertreter. Unbestätigten Berichten wurde Hisbollah-Anführer Nasrallah bei der Serie von Pager-Explosionen nicht verletzt. Die iranische Nachrichtenagentur Mehr berichtet, auch ihr Botschafter sei durch die Explosion eines Gerätes zum Empfang kurzer Botschaften leicht verletzt worden. Es soll auch zivile Opfer geben.
In Videos von Überwachungskameras war zu sehen, wie es etwa in Supermärkten zu kleineren Explosionen kam. Teils lagen Menschen danach am Boden. Explosionen wurden im gesamten Land gemeldet, vor allem in den von der Hisbollah kontrollierten Gebieten. Auch aus Syrien gab es Berichte über ähnliche Explosionen.
UNO warnt vor Eskalation im Nahen Osten
Die Vereinten Nationen warnten vor einer Eskalation zwischen Israel und der Hisbollah. Ein UNO-Sprecher teilte in New York mit, der Vorfall sei angesichts der instabilen Lage in der Region besorgniserregend. Der EU-Außenbeauftragte Borrell forderte erneut eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und eine Deeskalation im Nahen Osten.
Nach der Hisbollah machte inzwischen auch der Libanon Israel für die Explosionen verantwortlich. Vom Außenministerium in Beirut hieß es, die gefährliche und vorsätzliche israelische Eskalation gehe einher mit israelischen Drohungen, den Krieg gegen den Libanon in großem Umfang auszuweiten.
Pager erst kürzlich eingeführt - Manipulation vermutet
Laut dem „Wall Street Journal“ stammten die Pager aus einer neuen Lieferung, die die Hisbollah erst in den vergangenen Tagen erhalten hatte. Demnäch könnte eine Schadsoftware die Geräte zur Erhitzung und Explosion gebracht haben. Auch eine Platzierung von Sprengstoff in den Geräten vor ihrer Auslieferung wird als mögliche Erklärung für die Explosionen angeführt.
Pager sind Kommunikationsgeräte, auf denen kurze Botschaften empfangen werden können. Um israelische Angriffe auf das Hisbollah-Kommunikationssystem zu verhindern, waren Mitglieder der Hisbollah seit Beginn des Gaza-Kriegs dazu aufgefordert worden, auf Mobiltelefone zu verzichten.
Israelisches Verteidigungsministerium rechnet mit militärischer Reaktion der Hisbollah
Die israelische Führung äußerte sich bislang nicht zu den Vorfällen im Libanon. Der israelische Kan-Sender berichtete, Militär und Verteidigungsministerium gingen davon aus, dass die Hisbollah mit einem Militäreinsatz gegen Israel reagieren werde. Es gebe dazu gegenwärtig Beratungen im Militärhauptquartier in Tel Aviv.
Israelische Regierung erweitert Kriegsziele um Libanon-Konflikt
Die Hisbollah unterstützt die Terrororganisation Hamas im Gazastreifen. Seit Ausbruch des Krieges in dem Palästinensergebiet kommt es im Norden Israels an der libanesischen Grenze zu gegenseitigem Beschuss. Tausende Menschen haben deswegen das Grenzgebiet verlassen. Die israelische Regierung hatte erst kürzlich mitgeteilt, dass sie ihre Kriegsziele auf den Konflikt mit der Hisbollah im Libanon ausgeweitet habe.
Diese Nachricht wurde am 17.09.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.