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Licht am Ende des Tunnels

Mit seinen 2114 Höhenmetern stand das gewaltige Felsmassiv des Gotthard immer im Weg. Allzu beschwerlich war die Überquerung des Passes, um Nord- und Südeuropa einander wirklich näher zu bringen.

Von Alexander Grass und Thilo Kößler; Redakteurin am Mikrofon: Britta Fecke |
    Und so verbanden sich mit dem Gotthard stets Sehnsüchte und Hoffnungen: Die Sehnsucht nach dem warmen Süden. Und die Hoffnung auf Arbeit im reichen Norden. Erst mit dem Bau des ersten Eisenbahntunnels vor 125 Jahren rückten der deutsche und italienische Sprachraum enger zusammen.

    Dort wird nun erneut das Gestein ausgeweidet, rücken riesige Maschinen dem Felsmassiv zu Leibe. Und wieder ist von Zukunft die Rede – von der Zukunft der europäischen Verbindungswege zwischen Nord und Süd. Unter dem Gotthardmassiv entsteht mit 57 Streckenkilometern der längste Eisenbahntunnel der Welt. Er wird nicht nur aus Schweizer Sicht zum Generationenprojekt werden.

    Dieser Tunnel wird auch europäische Verkehrsgeschichte schreiben. Die Bahnfahrt von Stuttgart nach Mailand verkürzt sich auf viereinhalb Stunden. Die italienische Schweiz rückt auf Pendlerdistanz an die Industriezentren im Norden heran. Dank der Flachbahn durch den Gotthard sollen mindestens 30 Millionen Tonnen Güter von der Strasse auf die Schiene kommen. Der Gotthard-Basistunnel wird so zu einem unterirdischen Bypass gegen den drohenden Umwelt- und Verkehrsinfarkt der Alpen.