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Licht aus, Fenster zu

Mehr als 25 Studentenwerke von München bis Hannover haben bei den ersten Stromsparmeisterschaften der Wohnheime mitgemacht. Oft sind es nur Kleinigkeiten, die in der Summe einiges bewirken können.

Von Britta Mersch | 06.06.2007
    "Ich habe mir extra eine schaltbare Leiste gekauft für den Computer. Den Fernseher schalte ich auch regelmäßig ab. Das Licht ist nicht mehr die ganze Zeit an. Und ansonsten. Das wars.

    Wir versuchen, die Sparlampen zu benutzen und wenn man Wasser kocht, Suppe oder so, dann machen wir das zuerst im Wasserkocher, weil die Platte benutzt mehr Strom als der Wasserkocher.

    Es gehört dazu, dass man das Fenster zumacht, wenn die Heizung an ist, Licht mache ich sowieso immer aus, ich lasse nichts brennen, wenn ich einen anderen Raum gehe. (...) Ich habe schon mal gesehen, dass Leute noch Weihnachtsbeleuchtung anhaben. Und das finde ich absurd."

    Bei diesen Studenten ist die Überzeugungsarbeit gelungen. Das Studentenwerk konnte sie dazu bewegen, bei den ersten Stromsparmeisterschaften der Wohnheime mitzumachen. Selbstverständlich ist Energiesparen in den Wohngemeinschaften nämlich nicht, berichtet Thomas Kunkel, der sich in der Wuppertaler Albert-Einstein-Straße ein Appartement mit zwei Kommilitonen teilt.

    "Es ist so, dass ein Teil der WG stromeffizient und energieeffizient handelt, aber ein anderer Teil nicht. Ich gehöre zu dem effizienteren Teil. (weiter: 2:20) Der einen kann man das nicht sagen, das geht dann ins eine Ohr rein und aus dem anderen wieder raus und dann kommen dann Argumente wie, das habe ich schon immer so gemacht, das sehe ich nicht ein. (...) Da macht sie dann zu."

    Eine Haltung, die Wohnheims-Leiter Matthias Hensche leider bei vielen Studierenden beobachtet. Und die er ihnen nicht mal richtig übel nehmen kann.

    "Es sind ja alles Studenten, die wohnen das erste Mal selbst. Die haben noch keine Erfahrung mit Miete zahlen, mit Betriebskosten zahlen, mit Rechnungen zahlen. Das haben vorher immer die Eltern gemacht. Jetzt kommen die hier hin, jetzt sagen die, ich zahle eine Miete, ich kann machen, was ich will. Dadurch lernen sie es nicht."

    Schließlich sehen sie auch nicht, wie viel Strom sie überhaupt verbrauchen. Die Nebenkosten werden pauschal auf alle Bewohner eines Wohnheims umgelegt. Bei mehr als 200 Studenten pro Haus kann da gar nicht ermittelt werden, wer mal wieder das Licht im Flur angelassen hat.

    "Also brauchen wir irgendetwas, ein Steuerungsmittel, um ihnen während der Mietzeit schon zu sagen: Kinder, hierauf kommt es an, versaut nicht die Umwelt, verschwendet nicht zu viel Strom. (...) Und jetzt kam diese Stromsparmeisterschaft (...) für uns sehr gelegen, um bei den Leuten mal das Bewusstsein für Energieverschwendung, Energieverbrauch zu öffnen."

    Diesen Anreiz fand das Studentenwerk in der Stromsparmeisterschaft. Die Deutsche Energie-Agentur will Studenten gezielt für das Thema sensibilisieren. Und das fängt schon bei Kleinigkeiten an, sagt Initiatorin Christina Camier.

    "Ein großes Thema ist der Stand-by. (...) Und wenn man diesen unnötigen Leerlauf spart, dann kann man etwa 40 Euro im Jahr einsparen. Und da sind wir nur im Leerlauf von Computern und Peripherie-Geräten. (...) Und wenn man das mal hochmultipliziert, das sind zehn oder hundert oder fünfhundert Studenten in einem Studentenwohnheim, dann kommen einige Kosten im Jahr zusammen."

    Doch weil die Studenten diese Ausgaben auf den ersten Blick gar nicht sehen, machen sich viele über das Thema auch kaum Gedanken, beobachtet Hausmeister Marc Gutknecht.

    "Ich gehe vorbei und sage, hallo, muss das sein, dass ihr jetzt gerade das Licht noch anhabt, obwohl gar keiner bei euch mehr zu Hause ist, noch mal darauf aufmerksam machen, Strom sparen, Wasser sparen, Müll sparen und so weiter und so weiter.
    Wie reagieren die denn auf Sie, wenn Sie das machen?
    Sagen Ja, drehen sich um und denken sich ihren Teil.
    Also kommt nicht wirklich viel bei ihnen an?
    Nein, nicht wirklich."

    Und so fällt die Wuppertaler Bilanz nach der Stromsparmeisterschaft ziemlich negativ aus. Viel eingespart haben die Studenten nicht. Der Anreiz fehlt einfach, meint Lehramtsstudent Thomas Kunkel.

    "Was ich nachteilhaft fand war, dass diese Strommeisterschaft nicht für die Häuser einzeln war. Es hat keine Konkurrenzdenken stattfinden können, wo man sagen könnte, unser Haus ist effizienter, wir sparen mehr als die anderen. (...) Das fand ich sehr problematisch."

    Wer das Rennen in der Stromsparmeisterschaft gemacht hat, ist noch nicht entschieden. Die Auswertung läuft, die Preise werden Anfang September vergeben. Auf die Gewinner wartet ein Preisgeld von bis zu 1.500 Euro. Und da lohnt es sich doch durchaus, den Computer einfach mal auszuschalten, wenn man in die Mensa geht.