Sonntag, 05. Mai 2024

Archiv


Licht aus, Planet atmet auf

Weltweit werden am Samstag in 133 Ländern rund um den Globus in Privathaushalten, Unternehmen und öffentlichen Gebäuden für eine Stunde die Lichter ausknipsen. Damit soll der Wille zu einer Energiewende bekundet werden.

Von Philip Banse | 25.03.2011
    "Earth Hour is a way for the citizens of the world to send a clear message: They want action on climate change.”"

    Jule Reimer: UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zur Earth Hour - zur Stunde der Erde als eine Möglichkeit für die Bürger der Welt, an die Regierenden zu appellieren: Tut endlich was für den Klimaschutz. Dabei wird immer am letzten Märzwochenende eine Stunde lang das Licht ausgeschaltet. Die Aktion gibt es schon seit einigen Jahren und sie bekommt nach der Atomkatastrophe in Japan eine zusätzliche Bedeutung: Je weniger Strom gebraucht wird, desto mehr Atomkraftwerke können vom Netz bleiben. Philipp Banse in Berlin, was passiert da weltweit und was bei uns hier in Deutschland ?

    Philip Banse: Weltweit werden in 133 Ländern in mehreren Tausend Städten Menschen, Unternehmen und öffentliche Gebäude für eine Stunde das Licht ausknipsen - und zwar morgen, Samstag, immer um 20Uhr30 Ortszeit. So werden auch in Deutschland morgen zwischen 20Uhr30 und 21Uhr30 in vielen Städten viele Lichter ausgehen, sagt Christian Pleap von der Klimaschutz-Organisation WWF, die diese Earth Hour weltweit organisiert:

    ""Wir haben 63 Städte, die sich offizielle angemeldet haben, die ihre Unternehmen, ihre Firmen etc. auffordern mitzumachen, Licht auszuschalten. Es sind alle großen Städte dabei, Frankfurt, München, Berlin, Hamburg. Die zentrale Veranstaltung ist in Berlin am Brandenburger Tor, das um 20Uhr30 erlöschen wird." "

    Es wird natürlich nicht das Brandenburger Tore erlöschen, sondern nur dessen Beleuchtung, wie auch viele andere öffentliche Bauwerke weltweit im Dunkeln stehen werden. Natürlich sind auch Privatleute aufgerufen, ihren Willen zu einer Energiewende mit dem Lichtschalter zu demonstrieren:

    "Menschen, die privat im eigenen Bereich teilnehmen möchten, sollen am besten zu Hause Licht und auch Strom ausschalten. Die können auch eigene Veranstaltungen machen. Es gibt viele kleine Aktionen, von denen wir auch gar nichts mitbekommen, Candlelight Dinner - jeder ist frei in seiner Überlegung, was man sonst im Dunklen noch alles anstellen kann."

    Also nach dem Motto: Make love, not Atomstrom. Der WWF-Sprecher rechnet zwar damit, dass Tausende Menschen morgen das Licht aus machen, aber wirklich Strom und damit CO2 werde das nicht einsparen:

    "Die Earth Hour ist eine rein symbolische Aktion. Natürlich fällt eine Menge Strom an, die weltweit eingespart wird, aber das ist zu vernachlässigen. Das ist auch nicht der Sinn der Earth Hour. Das kann man sicher messen, aber die Schwankungen im normalen Tagesverlauf sind viel größer als das, was man da einspart. Es geht um die Symbolik, es geht darum, dass man seine Stimme abgeben kann für mehr Klimaschutz. Aber natürlich rufen wir die Menschen auf, darüber hinaus etwas zu tun. Denn Klimaschutz muss 365 Tage im Jahr stattfinden. Wir fordern die Menschen auf, zu Ökostromanbietern zu wechseln, das ist der konkreteste Beitrag, den jeder zum Klimaschutz beitragen kann."

    Reimer: Es haben sich seit dem Unglück von Fukushima noch mehr Möglichkeiten zur Bürgerbeteiligung zu Frage aufgetan, wie hierzulande Energie zukünftig erzeugt werden soll, was gibt es da ?

    Banse: Beim Bundestag sind in den letzten Tagen rund 50 Petitionen eingegangen, die auf die eine oder andere Weise fordern, die deutschen Atomkraftwerke abzuschalten. Wie das üblich ist, wurden diese 50 Petitionen zusammengefasst zu einer, nämlich der des Soziologen Andreas Kemper aus Münster. Er fordert die sofortige Abschaltung der Atomkraftwerke in Deutschland einzuleiten. Jeder kann diese Petition im Internet auf der Seite www.bundestag.de unterzeichnen. Bisher haben das 4000 Menschen getan. Egal wie viele Menschen unterzeichnen: Der Petitionsausschuss wird die Petitionen in jedem Fall behandeln. Wenn aber in den ersten drei Wochen 50.000 Menschen unterzeichnen, wird Petent Andreas Kemper vor dem Petitionsausschuss des Bundestages sprechen dürfen. Dann formuliert der Petitionsausschuss eine Beschlussempfehlung an den Bundestag. Die kann lauten: "Petition ablehnen" oder "Bitte das Anliegen weiterreichen an die zuständige Stelle". Das kann das Bundeskanzleramt oder ein Ministerium sein, die das Anliegen dann prüfen müssen. Der Bundestag kann auch bestimmen, wie ernsthaft und dringend sich das jeweilige Ministerium mit der Frage beschäftigen soll. Es besteht aber keine gesetzliche Pflicht, Petitionen umzusetzen. Dennoch hatten einige Petitionen schon erfolgt, so wurde etwa der Soldatensold einmal auf Verlangen eines Petenten angehoben. Meistens beschließt der Bundestag jedoch Petitionen abzulehnen.