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Lichtspiel zur Tagundnachtgleiche

Besucher der alten Mayastadt Chichén Itzá werden morgen ein erstaunliches Lichtspiel beobachten können. Eine Lichtschlange schlängelt sich von der Pyramide Castillo. Sie ist nur zweimal im Jahr zu sehen - und zwar zur Frühlings- und Herbsttagundnachtgleiche. Morgen erreicht die Sonne ihren Herbstpunkt. Auf der nördlichen Erdhalbkugel endet der Sommer - der Herbst beginnt.

Damond Benningfield |
    Die Pyramide Castillo war ein Hauptbauwerk in Chichén Itzá. Vor mehr als tausend Jahren erbauten die Mayas sie. Sie besteht aus neun quadratischen Schichten, die wie eine Hochzeitstorte aufgebaut sind. Die Spitze ist ein Tempel. Eine breite, etwas vorstehende Treppe führt zu dem Tempel.

    Architekten und Priester der Mayas konstruierten Castillo so, dass sie zu den Tagundnachtgleichen ein ungewöhnliches Lichtspiel verursacht. Bei Sonnenuntergang fällt der Schatten der gezackten Kante auf die Seite der hervorstehenden Treppe. Dieser wellenförmige Schatten sieht wie eine Schlange aus. An der unteren Treppenstufe gibt es einen gemeißelten Schlangenkopf, der nach unten blickt. Er vervollständigt die Illusion. An den anderen Tagen des Jahres steht die Sonne zu weit im Norden oder Süden, um die richtigen Lichtverhältnisse zu schaffen, damit die Schlange erscheint.

    In Religionen und Kulturen mittelamerikanischer Völker spielte die Sonne eine wichtige Rolle. An Tagen der Tagundnachtgleichen und der Sonnenwenden war sie besonders wichtig. Diese Tage markierten den Beginn oder das Ende von Pflanz- und Erntezeiten.

    Die Kombination von Sonnenlicht und Schlange muss für die Mayas ein wichtiges Symbol gewesen sein, das sich in der erstaunlichen Leistung der Pyramidenbauer zeigt.