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Liebe auf Knopfdruck

Amerikanische Prärie-Wühlmäuse halten ein Leben lang am selben Partner fest. Jetzt haben Wissenschaftler aus Florida gezeigt, dass sich diese Bindung auch im Erbgut der Tiere niederschlägt.

Von Katrin Zöfel | 03.06.2013
    Amerikanische Prärie-Wühlmäuse sind klein, gerade einmal 20, 30 Gramm schwer, ihr Fell ist rotbraun, und bei Bauern im Mittleren Westen sind sie als Getreideschädlinge gefürchtet.

    "Aber das eigentlich Wichtige an ihnen ist, sie sind monogam. Wenn Männchen und Weibchen sich einmal gepaart haben, bleiben sie ein Leben lang zusammen."

    Das macht die Tiere zu idealen Forschungsobjekten für Mohamed Kabbaj von der Florida State University in Tallahassee. Ihn interessiert, wie soziale Beziehungen, vor allem Partnerschaften, gesteuert werden, und zwar auf molekularer Ebene im Gehirn.

    Über das, was im Menschen dabei vor sich geht, wisse man nach wie vor nicht viel, sagt Kabbaj. Umso mehr über die Präriewühlmäuse. Klar ist, dass ein bestimmtes Hirnareal eine wichtige Rolle spielt, der Nucleus accumbens. Dort wird nach der Paarung vermehrt Oxytocin und Vasopressin ausgeschüttet, und die Zahl der Rezeptoren für diese Botenstoffe steigt. Für die Tiere bedeutet das, dass sie sich in der Nähe des Partners wohl fühlen und möglichst oft seine Nähe suchen.

    Kabbaj wollte nun klären, ob sich auch auf der Ebene der Chromosomen, im Erbgut, etwas ändert. Er stiftete also Partnerschaften unter den Mäusen, indem er ein Weibchen und ein Männchen 24 Stunden lang zusammen sperrte. Meist paaren sich die Tiere in dieser Zeit, danach ist die Paarbindung stabil. Im Test setzte Kabbaj dieses Pärchen und ein fremdes Männchen in einen Käfig mit drei Kammern. Die Männchen waren in je einer Kammer festgebunden, das Weibchen konnte sich frei bewegen.

    "Das Weibchen läuft direkt zu seinem Partner, und schmiegt sich an ihn. Es schaut vielleicht einmal bei dem fremden Männchen vorbei, aber es würde sich nie an den Fremden schmiegen und es bleibt nie lange bei ihm."

    Im nächsten Test sperrte Kabbaj ein unerfahrenes Weibchen lediglich für sechs Stunden mit einem Männchen zusammen. Dieser Zeitraum genügt den Tieren nicht, um sich anzunähern. Sie paaren sich nicht, also entsteht auch keine feste Bindung. Diesem Weibchen injizierte Kabbaj dann ein Medikament, das in die Struktur der Chromosomen eingreift. Es verändert die Aktivität bestimmter Gene, so dass die Zahl der Rezeptoren für Oxytocin und Vasopressin im Nucleus accumbens steigt. Das Medikament hat also einen ganz ähnlichen Effekt wie eine echte Paarung.

    Und tatsächlich: Im Drei-Kammer- Test, bei dem das Weibchen zwischen einem völlig fremden Männchen und dem bekannten Männchen wählen kann, entscheidet sie sich für das bekannte Männchen und behandelt es wie seinen festen Partner. Das Medikament, das in die Struktur der Chromosomen eingreift, verändert das Verhalten der Weibchen.

    Das sei eine kleine Sensation, sagt Alaine Keebaugh. Sie forscht an der Emory University in Atlanta ebenfalls an Präriewühlmäusen und deren Sozialverhalten.

    "Die Studie zeigt zum ersten Mal überhaupt, dass Epigenetik, in diesem Fall Veränderungen in der Struktur der Chromosomen, eine Rolle für soziale Bindungen spielen."