Die Entbindungsstation im Krankenhaus von Akureyri. Die 19-jährige Heiðdís
hat in der Nacht von Donnerstag auf Freitag einen Sohn zur Welt gebracht. Einen Namen hat das Baby noch nicht.
"It's not decided yet. It's a boy. It's my first."
Den Namen für ihr erstes Kind wollen sich die Eltern erst in den nächsten Wochen überlegen. Das ist in Island ganz normal, erklärt die leitende Hebamme Ingibjörg Jónsdottir.
"Manche Eltern wissen natürlich schon bei der Geburt, wie ihr Baby heißen soll, aber andere warten zwei oder drei Monate, bis zur Taufe, und entscheiden sich dann erst für den Namen. Bis dahin nennen sie es einfach das Kleine oder der Junge. Es ist einfach ihr Baby. Und sein Baby."
Der Vater des Kindes heißt Óðinn und ist 20 Jahre alt. Óðinn war bei der Geburt dabei und liegt, ebenfalls ziemlich erschöpft, aber auch ebenso glücklich wie die Mutter, im Nachbarbett. Geplant haben die beiden das Baby nicht, sagt er. Es ist einfach passiert. Wann genau, das weiß er nicht.
"Hehe, just the normal way. I really don't remember. It was weird at first, but – I felt happy."
Am Anfang war es schon ein komischer Gedanke, bald Vater zu werden, aber dann hat es sich gut angefühlt, lacht Óðinn. Einige seiner Freunde haben auch schon Kinder. Im August haben die beiden geheiratet.
"We're married. Since this summer. Since August. I was six months pregnant. But this wasn't the reason. We just wanted to get married."
Aus Liebe haben die beiden geheiratet und nicht, weil sie schwanger wurde, betont Heiðdís.
Die beiden sind 19 und 20 Jahre alt, haben gerade erst die Schule beendet und weder eine Berufsausbildung noch ein abgeschlossenes Studium. Trotzdem haben sie sich für das Kind entschieden. Trotz der Unsicherheit und trotz der Finanzkrise, die Island so schwer getroffen hat.
"Das Baby kommt dann, wenn es kommen will. Es ist ganz normal, mit 19 oder 20 sein erstes Kind zu kriegen. Erst studieren, dann ein Haus bauen, dann heiraten, dann ein Kind zur Welt bringen, nach so einem festen Schema leben die Menschen hier nicht. Wir Isländer machen lieber alles gleichzeitig. Es gibt jede Menge ungeplante Schwangerschaften in Island."
434 Kinder sind im Krankenhaus von Akureyri in Nordisland in diesem Jahr bis jetzt zur Welt gekommen, bis zum 31. Dezember wird es wohl noch ein paar mehr Geburten geben, glaubt die leitende Hebamme Jónsdottir. So stark wie in der Hauptstadt Reykjavík, wo im Vergleich zu den beiden Vorjahren fast acht Prozent mehr Kinder geboren wurden, ist die Geburtenrate nicht angestiegen. Aber auch vier Prozent erscheinen in Zeiten wie diesen schon beträchtlich. Die Finanzkrise habe auf diesen Bereich eben nur bedingt Einfluss, meint Ingibjörg Jónsdottir. Die Krise sei vor allem eine Geldkrise, verursacht von Zockern. Gerade hier im Norden sei davon aber nicht so viel zu spüren. Die traditionelle Wirtschaft, Fischerei, Tourismus, Handel, sei intakt. Doch in ganz Island hätten die Menschen ihren materialistischen Lebensstil überdacht und konzentrierten sich wieder mehr auf bleibende Werte.
"Maybe the people think that the baby is the thing that makes you happy. It's not the money, it's just your babies."
Nicht ganz ins Bild vom Familien-Idyll Island passt allerdings eine andere Zahl. Die Scheidungsrate liegt bei satten 50 Prozent. Das ist Rekord in Europa.
Für dieses Phänomen kann Svavar Alfreð einige Gründe nennen. Er ist Pastor der evangelischen Akureyrarkirkja. In den Boomjahren vor der Finanzkrise seien die Menschen leichtsinniger und egoistischer geworden.
"Das ist nicht immer so gewesen. Ich glaube, das Leben hier in den letzten Jahren ist sehr schnell gewesen. Viel schneller als vor 20 Jahren. Und ich bin davon überzeugt: Die Krise hat uns auch gesegnet. Und uns daran erinnert, warum wir leben. Welche Werte sind die wahren Werte? Nicht Zahlen auf Papier. Man spürt es. Das Volk denkt so jetzt. Ja."
hat in der Nacht von Donnerstag auf Freitag einen Sohn zur Welt gebracht. Einen Namen hat das Baby noch nicht.
"It's not decided yet. It's a boy. It's my first."
Den Namen für ihr erstes Kind wollen sich die Eltern erst in den nächsten Wochen überlegen. Das ist in Island ganz normal, erklärt die leitende Hebamme Ingibjörg Jónsdottir.
"Manche Eltern wissen natürlich schon bei der Geburt, wie ihr Baby heißen soll, aber andere warten zwei oder drei Monate, bis zur Taufe, und entscheiden sich dann erst für den Namen. Bis dahin nennen sie es einfach das Kleine oder der Junge. Es ist einfach ihr Baby. Und sein Baby."
Der Vater des Kindes heißt Óðinn und ist 20 Jahre alt. Óðinn war bei der Geburt dabei und liegt, ebenfalls ziemlich erschöpft, aber auch ebenso glücklich wie die Mutter, im Nachbarbett. Geplant haben die beiden das Baby nicht, sagt er. Es ist einfach passiert. Wann genau, das weiß er nicht.
"Hehe, just the normal way. I really don't remember. It was weird at first, but – I felt happy."
Am Anfang war es schon ein komischer Gedanke, bald Vater zu werden, aber dann hat es sich gut angefühlt, lacht Óðinn. Einige seiner Freunde haben auch schon Kinder. Im August haben die beiden geheiratet.
"We're married. Since this summer. Since August. I was six months pregnant. But this wasn't the reason. We just wanted to get married."
Aus Liebe haben die beiden geheiratet und nicht, weil sie schwanger wurde, betont Heiðdís.
Die beiden sind 19 und 20 Jahre alt, haben gerade erst die Schule beendet und weder eine Berufsausbildung noch ein abgeschlossenes Studium. Trotzdem haben sie sich für das Kind entschieden. Trotz der Unsicherheit und trotz der Finanzkrise, die Island so schwer getroffen hat.
"Das Baby kommt dann, wenn es kommen will. Es ist ganz normal, mit 19 oder 20 sein erstes Kind zu kriegen. Erst studieren, dann ein Haus bauen, dann heiraten, dann ein Kind zur Welt bringen, nach so einem festen Schema leben die Menschen hier nicht. Wir Isländer machen lieber alles gleichzeitig. Es gibt jede Menge ungeplante Schwangerschaften in Island."
434 Kinder sind im Krankenhaus von Akureyri in Nordisland in diesem Jahr bis jetzt zur Welt gekommen, bis zum 31. Dezember wird es wohl noch ein paar mehr Geburten geben, glaubt die leitende Hebamme Jónsdottir. So stark wie in der Hauptstadt Reykjavík, wo im Vergleich zu den beiden Vorjahren fast acht Prozent mehr Kinder geboren wurden, ist die Geburtenrate nicht angestiegen. Aber auch vier Prozent erscheinen in Zeiten wie diesen schon beträchtlich. Die Finanzkrise habe auf diesen Bereich eben nur bedingt Einfluss, meint Ingibjörg Jónsdottir. Die Krise sei vor allem eine Geldkrise, verursacht von Zockern. Gerade hier im Norden sei davon aber nicht so viel zu spüren. Die traditionelle Wirtschaft, Fischerei, Tourismus, Handel, sei intakt. Doch in ganz Island hätten die Menschen ihren materialistischen Lebensstil überdacht und konzentrierten sich wieder mehr auf bleibende Werte.
"Maybe the people think that the baby is the thing that makes you happy. It's not the money, it's just your babies."
Nicht ganz ins Bild vom Familien-Idyll Island passt allerdings eine andere Zahl. Die Scheidungsrate liegt bei satten 50 Prozent. Das ist Rekord in Europa.
Für dieses Phänomen kann Svavar Alfreð einige Gründe nennen. Er ist Pastor der evangelischen Akureyrarkirkja. In den Boomjahren vor der Finanzkrise seien die Menschen leichtsinniger und egoistischer geworden.
"Das ist nicht immer so gewesen. Ich glaube, das Leben hier in den letzten Jahren ist sehr schnell gewesen. Viel schneller als vor 20 Jahren. Und ich bin davon überzeugt: Die Krise hat uns auch gesegnet. Und uns daran erinnert, warum wir leben. Welche Werte sind die wahren Werte? Nicht Zahlen auf Papier. Man spürt es. Das Volk denkt so jetzt. Ja."