"Also, wer bin ich? Äußern sie sich!"
Zumindest an der Antwort für diese so zentrale Frage seines Waldschrats Puck lässt der Regisseur des Salzburger "Sommernachtstraums", Christian Weise, von Beginn an keinen Zweifel:
"Dann bin ich eben Max Reinhardt."
Kein geringer Ahnherr soll also über diese Aufführung wachen, immerhin inszenierte Max Reinhardt den "Sommernachtstraum" über schlappe zehn Mal, wobei die erste Aufführung von 1905 zudem von vielen auch noch für die Geburtsstunde des modernen Regietheaters in Deutschland gehalten wird. Aber: Warum zagen und nicht klotzen, will man es doch machen wie der Übervater der Salzburger Festspiele und endlich mal wieder alle möglichen Bühnensparten zusammenführen, als da wären Schauspiel, Tanz, Akrobatik, Musik und Puppenspiel? Und so ist neben einer immer mal wieder durch die Luft juckelnden Elfe auch schon der erwähnte Puck nichts Geringeres als eine Puppe. Das hat zwar dramaturgisch nicht wirklich eine tiefere erkennbare Bedeutung - wie so vieles in dieser Inszenierung - ist aber immerhin noch überaus putzig anzusehen, wie da dieser hutzelig-feiste und rotschopfige Pumuckl mit seinem Pferdegrinsen von zwei Vermummten mit Bewegung und Sprache versehen über die Bühne tobt. Max Reinhardt ist er da allerdings nicht mehr, hat er doch den schicken Anzug längst gegen dezente Nacktheit vertauscht, aber was macht das schon. Puck die Puppe ist der Sympathieträger des Abends. Das ist doch was.
"Existieren wir überhaupt oder ist alles nur Traum?"
Vage erinnert man sich, dass Shakespeares "Ein Sommernachtstraum" ja eigentlich diesen Fragen nachspürt: nach Traum und Wirklichkeit und nach Theater, und zudem auch einen ziemlich bösen Blick wirft auf das, was da so gemeinhin als Liebe bezeichnet wird und eigentlich nichts weiter ist, als das schnelle Hopping jedweden Begehrens. Liebt man doch bekanntermaßen im Stück schnell mal im Ringelreigen reihum, jedenfalls was die jungen Liebespaare im alptraumhaften Zauberwald betrifft, insbesondere wenn Puck sich beim Träufeln des Liebeselixiers schnurz im Gemeinten irrt. Dafür triffst Göttin Titania gleich um so härter, wird ihr doch nach ein paar Tropfen vom gleichen Saft einer sozusagen den Esel machen, so jedenfalls plant es Altgatte Oberon. Dass der hier in Salzburg so gänzlich von der Regie entzaubert ist, hat zumindest noch eine erheiternde Note, kommt doch der wunderbare Schauspieler Robert Hunger-Bühler als eine Art Peter Handke in Unterhosen daher, mit ein Paar Elfenflügel aufgeschnallt sieht es gleich noch komischer aus, kein Wunder, dass er selbst sich Onkel Obi nennt, wenn er etwa mit dem - wie er sagt - Elfi spricht. Gattin Titania dagegen muss alles schon bierernster nehmen, was Corinna Kirchhoff dazu veranlasst, ein paar Mal ihr dramatisches Talent aufflackern zu lassen, um ansonsten eher, so muss man annehmen, still zu erleiden. Ob die Inszenierung oder den Esel, sei einmal dahingestellt:
Dass sich Michael Maertens unschuldig zum Tier verdonnerter Zettel nicht nehmen lassen würde, diesen Esel und damit auch Zettels Traum von der Liebesnacht mit einer Göttin auszukosten, daran konnte niemand zweifeln, und so gibt dieser Schauspieler seinem Esel auch erwartungsgemäß Zucker ,bis der Speichel im langen Schlunz zwischen den Raffzähnen hervorhängt und die Hufe eruptiv ausscharren. Dass man durch ihn den ansonsten sich noch im letzten Kalauer verhakenden Handwerkerszenen zumindest etwas abgewinnen kann, sei zudem unbenommen, doch wie wenig der durchaus jugendliche Regisseur Weise mit seinem ebenso Liebespersonal anfangen konnte, erstaunt dann doch. Ebenso blutjung wie durchaus auch blass besetzt, kommt der schmerzliche Zauberreigen über eine Art Schulkinderreport nicht hinaus, da hilft auch keine Outdoorausrüstung im bösen, bösen Wald, der ohnehin auf der leeren Bühne mit dekorativ herabwuchtendem Kronleuchter nicht vorhanden ist. Wo Girlies einzig zicken und Youngster kaum glaubhaft machen können, warum man sich in sie verlieben sollte, da kann auch wahrscheinlich kein Wald wachsen. Und dass zwischen allem und allen auch noch der Choreograph Stephen Galloway neben ein paar hüpfenden Elfen den tanzenden und ewig einhergrinsender Liebesknaben geben darf, gibt zugleich der Aufführung den Rest. Nein, das alles ist vom Reinhardtschen Bühnenzauber so weit entfernt, wie Oberon von Titania und hat eigentlich so gar nichts mit dem zu tun, als das es der neue Chef der Salzburger Festspiele, Thomas Oberender, kurz vor der Premiere annoncierte: als neue und grenzgängerische Theaterform. Weit gefehlt.
Zumindest an der Antwort für diese so zentrale Frage seines Waldschrats Puck lässt der Regisseur des Salzburger "Sommernachtstraums", Christian Weise, von Beginn an keinen Zweifel:
"Dann bin ich eben Max Reinhardt."
Kein geringer Ahnherr soll also über diese Aufführung wachen, immerhin inszenierte Max Reinhardt den "Sommernachtstraum" über schlappe zehn Mal, wobei die erste Aufführung von 1905 zudem von vielen auch noch für die Geburtsstunde des modernen Regietheaters in Deutschland gehalten wird. Aber: Warum zagen und nicht klotzen, will man es doch machen wie der Übervater der Salzburger Festspiele und endlich mal wieder alle möglichen Bühnensparten zusammenführen, als da wären Schauspiel, Tanz, Akrobatik, Musik und Puppenspiel? Und so ist neben einer immer mal wieder durch die Luft juckelnden Elfe auch schon der erwähnte Puck nichts Geringeres als eine Puppe. Das hat zwar dramaturgisch nicht wirklich eine tiefere erkennbare Bedeutung - wie so vieles in dieser Inszenierung - ist aber immerhin noch überaus putzig anzusehen, wie da dieser hutzelig-feiste und rotschopfige Pumuckl mit seinem Pferdegrinsen von zwei Vermummten mit Bewegung und Sprache versehen über die Bühne tobt. Max Reinhardt ist er da allerdings nicht mehr, hat er doch den schicken Anzug längst gegen dezente Nacktheit vertauscht, aber was macht das schon. Puck die Puppe ist der Sympathieträger des Abends. Das ist doch was.
"Existieren wir überhaupt oder ist alles nur Traum?"
Vage erinnert man sich, dass Shakespeares "Ein Sommernachtstraum" ja eigentlich diesen Fragen nachspürt: nach Traum und Wirklichkeit und nach Theater, und zudem auch einen ziemlich bösen Blick wirft auf das, was da so gemeinhin als Liebe bezeichnet wird und eigentlich nichts weiter ist, als das schnelle Hopping jedweden Begehrens. Liebt man doch bekanntermaßen im Stück schnell mal im Ringelreigen reihum, jedenfalls was die jungen Liebespaare im alptraumhaften Zauberwald betrifft, insbesondere wenn Puck sich beim Träufeln des Liebeselixiers schnurz im Gemeinten irrt. Dafür triffst Göttin Titania gleich um so härter, wird ihr doch nach ein paar Tropfen vom gleichen Saft einer sozusagen den Esel machen, so jedenfalls plant es Altgatte Oberon. Dass der hier in Salzburg so gänzlich von der Regie entzaubert ist, hat zumindest noch eine erheiternde Note, kommt doch der wunderbare Schauspieler Robert Hunger-Bühler als eine Art Peter Handke in Unterhosen daher, mit ein Paar Elfenflügel aufgeschnallt sieht es gleich noch komischer aus, kein Wunder, dass er selbst sich Onkel Obi nennt, wenn er etwa mit dem - wie er sagt - Elfi spricht. Gattin Titania dagegen muss alles schon bierernster nehmen, was Corinna Kirchhoff dazu veranlasst, ein paar Mal ihr dramatisches Talent aufflackern zu lassen, um ansonsten eher, so muss man annehmen, still zu erleiden. Ob die Inszenierung oder den Esel, sei einmal dahingestellt:
Dass sich Michael Maertens unschuldig zum Tier verdonnerter Zettel nicht nehmen lassen würde, diesen Esel und damit auch Zettels Traum von der Liebesnacht mit einer Göttin auszukosten, daran konnte niemand zweifeln, und so gibt dieser Schauspieler seinem Esel auch erwartungsgemäß Zucker ,bis der Speichel im langen Schlunz zwischen den Raffzähnen hervorhängt und die Hufe eruptiv ausscharren. Dass man durch ihn den ansonsten sich noch im letzten Kalauer verhakenden Handwerkerszenen zumindest etwas abgewinnen kann, sei zudem unbenommen, doch wie wenig der durchaus jugendliche Regisseur Weise mit seinem ebenso Liebespersonal anfangen konnte, erstaunt dann doch. Ebenso blutjung wie durchaus auch blass besetzt, kommt der schmerzliche Zauberreigen über eine Art Schulkinderreport nicht hinaus, da hilft auch keine Outdoorausrüstung im bösen, bösen Wald, der ohnehin auf der leeren Bühne mit dekorativ herabwuchtendem Kronleuchter nicht vorhanden ist. Wo Girlies einzig zicken und Youngster kaum glaubhaft machen können, warum man sich in sie verlieben sollte, da kann auch wahrscheinlich kein Wald wachsen. Und dass zwischen allem und allen auch noch der Choreograph Stephen Galloway neben ein paar hüpfenden Elfen den tanzenden und ewig einhergrinsender Liebesknaben geben darf, gibt zugleich der Aufführung den Rest. Nein, das alles ist vom Reinhardtschen Bühnenzauber so weit entfernt, wie Oberon von Titania und hat eigentlich so gar nichts mit dem zu tun, als das es der neue Chef der Salzburger Festspiele, Thomas Oberender, kurz vor der Premiere annoncierte: als neue und grenzgängerische Theaterform. Weit gefehlt.