Ein kleines Einfamilienhaus in Erfurt, gleich neben den Plattenbauten am Roten Berg: Im Hof schichtet Harri Thiemer gerade alte Bretter. Seit über 50 Jahren wohnt der rüstige Rentner mit seiner Frau nun schon dort, aber seit gut fünf Jahren sind die beiden nicht mehr allein: auf den Bäumen in seinem Grundstück leben Waldohreulen.
"Die sind jetzt erst in letzter Zeit, die letzten paar Jahre aufgetaucht. Manchmal waren es 15, manchmal weniger."
Die Eulen kommen im Herbst, verschwinden im Frühjahr. Nachts kann man sie sogar hören. Der Erfurter Ornithologe Herbert Grimm hat bereits bis zu 40 Eulen auf dem Grundstück von Harri Thiemer gezählt.
"Erst mal ist es ein Kommunikationszentrum, wo die erfahrenen Tiere den weniger erfahrenen auch mal den Weg zu den günstigen Nahrungsplätzen weisen können. Und dann wird auch angenommen, dass das so eine Art Heiratmarkt ist, wo dann die Tiere verpaart in ihre Brutgebiete ziehen."
Doch warum treffen sich diese scheuen Vögel ausgerechnet in der Nähe von Menschen? Ein Phänomen, das Herbert Grimm nicht nur bei Eulen beobachtet. Die Kulturlandschaft außerhalb der Städte sei für viele Vogelarten zu monoton, deshalb biete die Stadt ein letztes Rückzugsgebiet:
"Es gibt Strukturen, die wir normalerweise im Wald finden, aber eben auch Strukturen, die in Parklandschaften, in Flussauen, in der Ackerebene auch zu finden sind. Und das alles ist relativ komprimiert im Stadtgebiet. Deswegen ist die Anzahl der unterschiedlichen Vogelarten relativ groß und viel größer als zum Beispiel im Thüringer Becken, dort wo eben vorwiegend intensive Landwirtschaft betrieben wird."
Ein Beispiel ist die Haubenlerche. Von ihr gibt es noch 110 Brutpaare, allein 20 davon leben in Erfurt. Sie nisten auf freien Flächen. Diese sind auf den Feldern kaum noch zu finden, deshalb kommt sie in die Gewerbegebiete.
"Die gehen da natürlich nicht einkaufen, nein, sie nutzen dieses - ja der Botaniker sagt roderale Umfeld, also wo diese Unkrautbestände rundherum noch bestehen. Das wird genutzt, weil dort entsprechende Samen oder auch Insekten noch vorhanden sind."
Solche städtische Strukturen bieten auch anderen bedrohten Vogelarten Lebensräume, zum Beispiel Rebhühnern und sogar den Wanderfalken. Gerade diese werden von den Stadtbewohnern sehr geschätzt. Sie gehören zu den natürlichen Feinden der Wildtaube, deren aggressiver Kot vielerorts Gebäude verunreinigt und Denkmäler zerstört. Doch auch andere Vögel machen Dreck, die Schwalben, Buntspechte, Krähen - und die Waldohreulen in Harri Thiemers Blumenkästen.
"Das müssen Sie erst mal saubermachen, meine Gute, das ist nämlich gar nicht so einfach. Mit der Wurzelbürste und Fit. Aber da drin sind ja alles Blumen."
Die Stadtmenschen haben den Dreck, die Stadtvögel leben mit Gefahren: Katzen, Autos und die Stadtreinigung. Viele Artbestände sind dadurch gefährdet - oder wie der Ornithologe Herbert Grimm sagt: die Fitness der Vögel lässt nach.
"Fitness wird berechnet, wie viel Junge geboren werden, überleben und dann auch wieder brüten. Also natürlich ist der Feinddruck in der Stadt enorm hoch, sodass es natürlich auch relativ viele Verluste gibt."
Dennoch zeigen sich die Stadtvögel höchst anpassungsfähig: Stadtamseln brüten zum Beispiel öfter und bauen ihre Nester an Blumenkästen oder anderen ungewöhnlichen Orten. Manche Vögel verlieren sogar völlig die Scheu vor dem Menschen.
"Das Sommergoldhähnchen: Nachdem ein Jungvogel aus dem Nest gefallen war und die Leute es in die Hand genommen haben - haben die Eltern den Jungvogel in der Hand einfach weiter gefüttert, also völlig unbeeindruckt vom Menschen."
Auch die Waldohreulen zeigen keine Scheu mehr, wenn Harri Thiemer nur wenige Zentimeter von ihnen entfernt am Fenster steht. Er hat sich mit den Eulen arrangiert: sie fangen die Mäuse in seinem Garten, er putzt geduldig ihren Dreck weg, Tag für Tag.
"Wir tun denen nichts und die tun uns nichts. Wir wollen froh sein um jedes Lebewesen, das hier noch rumkraucht."
"Die sind jetzt erst in letzter Zeit, die letzten paar Jahre aufgetaucht. Manchmal waren es 15, manchmal weniger."
Die Eulen kommen im Herbst, verschwinden im Frühjahr. Nachts kann man sie sogar hören. Der Erfurter Ornithologe Herbert Grimm hat bereits bis zu 40 Eulen auf dem Grundstück von Harri Thiemer gezählt.
"Erst mal ist es ein Kommunikationszentrum, wo die erfahrenen Tiere den weniger erfahrenen auch mal den Weg zu den günstigen Nahrungsplätzen weisen können. Und dann wird auch angenommen, dass das so eine Art Heiratmarkt ist, wo dann die Tiere verpaart in ihre Brutgebiete ziehen."
Doch warum treffen sich diese scheuen Vögel ausgerechnet in der Nähe von Menschen? Ein Phänomen, das Herbert Grimm nicht nur bei Eulen beobachtet. Die Kulturlandschaft außerhalb der Städte sei für viele Vogelarten zu monoton, deshalb biete die Stadt ein letztes Rückzugsgebiet:
"Es gibt Strukturen, die wir normalerweise im Wald finden, aber eben auch Strukturen, die in Parklandschaften, in Flussauen, in der Ackerebene auch zu finden sind. Und das alles ist relativ komprimiert im Stadtgebiet. Deswegen ist die Anzahl der unterschiedlichen Vogelarten relativ groß und viel größer als zum Beispiel im Thüringer Becken, dort wo eben vorwiegend intensive Landwirtschaft betrieben wird."
Ein Beispiel ist die Haubenlerche. Von ihr gibt es noch 110 Brutpaare, allein 20 davon leben in Erfurt. Sie nisten auf freien Flächen. Diese sind auf den Feldern kaum noch zu finden, deshalb kommt sie in die Gewerbegebiete.
"Die gehen da natürlich nicht einkaufen, nein, sie nutzen dieses - ja der Botaniker sagt roderale Umfeld, also wo diese Unkrautbestände rundherum noch bestehen. Das wird genutzt, weil dort entsprechende Samen oder auch Insekten noch vorhanden sind."
Solche städtische Strukturen bieten auch anderen bedrohten Vogelarten Lebensräume, zum Beispiel Rebhühnern und sogar den Wanderfalken. Gerade diese werden von den Stadtbewohnern sehr geschätzt. Sie gehören zu den natürlichen Feinden der Wildtaube, deren aggressiver Kot vielerorts Gebäude verunreinigt und Denkmäler zerstört. Doch auch andere Vögel machen Dreck, die Schwalben, Buntspechte, Krähen - und die Waldohreulen in Harri Thiemers Blumenkästen.
"Das müssen Sie erst mal saubermachen, meine Gute, das ist nämlich gar nicht so einfach. Mit der Wurzelbürste und Fit. Aber da drin sind ja alles Blumen."
Die Stadtmenschen haben den Dreck, die Stadtvögel leben mit Gefahren: Katzen, Autos und die Stadtreinigung. Viele Artbestände sind dadurch gefährdet - oder wie der Ornithologe Herbert Grimm sagt: die Fitness der Vögel lässt nach.
"Fitness wird berechnet, wie viel Junge geboren werden, überleben und dann auch wieder brüten. Also natürlich ist der Feinddruck in der Stadt enorm hoch, sodass es natürlich auch relativ viele Verluste gibt."
Dennoch zeigen sich die Stadtvögel höchst anpassungsfähig: Stadtamseln brüten zum Beispiel öfter und bauen ihre Nester an Blumenkästen oder anderen ungewöhnlichen Orten. Manche Vögel verlieren sogar völlig die Scheu vor dem Menschen.
"Das Sommergoldhähnchen: Nachdem ein Jungvogel aus dem Nest gefallen war und die Leute es in die Hand genommen haben - haben die Eltern den Jungvogel in der Hand einfach weiter gefüttert, also völlig unbeeindruckt vom Menschen."
Auch die Waldohreulen zeigen keine Scheu mehr, wenn Harri Thiemer nur wenige Zentimeter von ihnen entfernt am Fenster steht. Er hat sich mit den Eulen arrangiert: sie fangen die Mäuse in seinem Garten, er putzt geduldig ihren Dreck weg, Tag für Tag.
"Wir tun denen nichts und die tun uns nichts. Wir wollen froh sein um jedes Lebewesen, das hier noch rumkraucht."